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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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liegend. Es war Old Matt.

 
4.
     
     
    Manuel taumelte weiter und drängte sich durch die Männer. Ein gezackter Riß in Old Matts Anzug reichte von der Schulter bis zur Hüfte. Jemand hatte einen Instandflicken daraufgesetzt, und durch das transparente Gewebe konnte Manuel Blut heraussickern sehen. Auf einer Seite war der Anzug völlig zerkratzt, Gewebeteile hingen heraus, Isolierungen lagen offen, Flüssigkeit tröpfelte. Behutsam rollte Petrowitsch Old Matt auf die Seite. Die Vorderseite des Anzugs war unbeschädigt. Aus dem Gesicht war jede Farbe gewichen, die Augen waren geschlossen. Die Anzeigen auf dem Rücken registrierten schwache, aber gleichmäßige Lebensfunktionen.
    »Ist er auf etwas aufgeschlagen, als er rauskam?« fragte Manuel.
    Major Sánchez starrte ihn an. »Rauskam? Es hat ihn zerquetscht, als es über ihn rollte.«
    »Nein. Wir sind beide von ihm aufgenommen worden. Es ist auf uns gefallen, die Öffnungen haben uns aufgesaugt. Madre. So muß auch Adler nach drinnen geraten sein.«
    Die Männer blickten ihn verständnislos an. Colonel López sagte: »Old Matt war die ganze Zeit hier.«
    »Nein! Ich habe ihn drinnen gesehen. Dann hat das Ding uns wieder ausgespuckt.«
    Petrowitsch schüttelte heftig den Kopf. »Es rollte langsam auf die Seite, wir schossen. Ich gesehen. Aleph traf den alten Mann« – er schlug die Fäuste zusammen – »warf ihn wie eine Puppe um.«
    »Nein, es hatte uns beide. Drinnen. Es hat mich wohl länger behalten, das ist alles. Ich habe ihn da drin gesehen. «
    Wieder starrten ihn die Männer an. Sein Vater sagte: »Schon gut, Sohn, du bist aufgeregt. Setz dich hin, nimm eine Stim-Dosis. Ich muß mich jetzt um dies hier kümmern.«
    Manuel blickte auf Old Matt hinab und versuchte sich zu erinnern, wie der alte Mann drinnen ausgesehen hatte. Genauso, nur unverletzt. Er wollte noch etwas sagen, als ein Mann auf ihn zutrat und mit entschiedener Stimme sagte: »Finito!« Dabei zog er den Zeigefinger über den Hals.
    »Zu Ende?« Manuel starrte auf die wuchtige, träge Masse.
    »Ich … schätze schon.«
    Ein zweiter Mann kam hinzu. »Das Ding da – ein paar Systeme tun’s noch, aber die meisten sind hoffnungslos hinüber.«
    »Was? Welches Ding?« Manuels Blick folgte dem Finger des Mannes. Das Tier, das dort lag, war grausig verstümmelt.
    Unsicher ging er hinüber. Er wußte halbwegs, was er finden würde.
    Adlers Kopf war intakt, aber der Hals stand im falschen Winkel ab. Der kräftige, stahlumhüllte Rumpf war zerdrückt und gab eiterfarbene Flüssigkeit ab. Etwas hatte die Spurketten zermalmt und zerrissen.
    »Wir müssen ihn ins Lager zurückbringen«, sagte Manuel.
    Petrowitsch war ihm gefolgt. »Tja, Adler ist rausgekommen – Poff, wie du. Vielleicht war es das, was du drinnen gesehen hast.«
    Manuel schüttelte den Kopf.
    Petrowitsch fuhr fort: »Steht schlecht um ihn.«
    »Ein Tier wie dieses da kann man retten, wenn man die Kälte nicht hineinläßt oder die Systeme ihre Minimalenergie verlieren.« Manuel sprach nicht zu Petrowitsch. Er starrte auf den zerquetschten Adler und schien gar nicht zu bemerken, daß weitere Männer herbeitraten, erstaunt den Schaden begutachteten und darüber rätselten, wie lange Adler dort drinnen gelebt hatte.
    Major Sánchez sagte: »Seht ihn euch an, die ganze Zeit, und wurde mit herumgetragen.«
    »Wo ist ein Schlepper?« fragte Manuel abrupt. Er ging zu seinem Vater. »Wir brauchen zwei, drei Schlepper.«
    Der Colonel antwortete: »Ich habe Fuentes zurückgeschickt. Sind schon angefunkt.«
    »Er blutet da drinnen.« Manuel sah zu, wie das helle Rot aus Old Matt heraussickerte. Ohne eine Druckkuppel konnten sie nichts tun, außer zusehen.
    Petrowitsch sagte: »Keine Lecks – hab alles geprüft. Aber seine Temperatur gefällt mir nicht.«
    »Er blutet.«
    »Nicht so schlimm.«
    »Nicht so schlimm, verdammt! Er hat nicht mehr viel Reserven, er ist verbraucht.«
    »Der Schock ist das Schlimmste. Schlimmer als bluten«, sagte Petrowitsch ausdruckslos.
    Unruhig ging Manuel zwischen den beiden Menschengruppen hin und her. Der Rumpf des Alephs überragte sie wie ein Bergkamm, der durchs Eis wuchs. Bewegungslos, wie es war, schien es ein Stück der geschundenen Landschaft zu sein. Manuel betrachtete es einen Moment und versuchte, ohne nachzudenken die Ungeheuerlichkeit des riesigen Körpers, jetzt still und tot, endlich von seiner Pflicht befreit, aufzunehmen. Er versuchte an das Geschehene zu denken, konnte es aber nicht. In ihm

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