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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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behutsam: »Ich habe bei meinen Nachforschungen festgestellt, daß Matthew Bohles kein Vermögen besaß.«
    »Er hat sich nie in eine Siedlung eingekauft.«
    »Also hatte er auch keinen Anteil an den Profiten? Unentschuldbar.«
    »Seine Wahl, Dr. Arnold.«
    »Gewiß wählt niemand einen Tod in Armut.«
    »Old Matt hat sein Geld nur anders ausgegeben.«
    »Für was?«
    »Weiß ich nicht. Hat viel Zeit allein auf dem Eis verbracht. Kontaktjagd auf Muties, schätze ich.«
    »Hat man ihn angemessen bezahlt?«
    »Er hat nie gejammert.«
    »Nie protestiert?«
    »War nicht seine Art.« Manuel stellte fest, daß die wenigen Tage in Sidon eine zurückhaltende Langsamkeit wiedergegeben hatten, eine eigensinnige Unbewegtheit, die vor den schnellen Rhythmen der Stadt zurückweicht.
    »Sie haben ihn nicht von Ihren … Ihren Jagden ausgeschlossen. Obwohl er nicht zu Ihrer Klasse gehörte.«
    »Nie darüber nachgedacht.«
    »Vielleicht sein Alter? Eine Art Stammesältester? Jedenfalls finden sich in den Berichten von den früheren Sichtungen des Alephs einige Details, Vermutungen, daß Bohles dabei war. Ich nehme an, Sie stützten sich auf seine Kenntnisse.«
    »Sicher.«
    »Hat er Ihnen von der Vergangenheit erzählt?«
    »Er hat mir Sachen beigebracht, das ist alles. Sehen Sie …«
    »Ich habe Berichte von vor langer Zeit über ihn gefunden – über hundert Jahre alt. Er ist auf einer der ersten Jupiter-Orbitstationen aufgewachsen – wußten Sie das? Danach nur wenige Spuren. Ich vermute, er kam hierher. Ich muß sagen, Sie führen in den Siedlungen recht dürftige Aufzeichnungen.«
    »Wir sind keine Buchhalter.«
    »Dennoch liegt nahe, daß Bohles viel wußte. Nichts Quantifizierbares, nichts von direktem wissenschaftlichen Nutzen, aber vielleicht, wenn wir …«
    »Ich muß jetzt gehen. Danke für das Bier.«
    »Verstehe. Ihr Siedlungsmänner trinkt schnell.«
    »Teil der Ernährungsweise.«
    »Ja, die Kälte erfordert die Aufnahme vieler Kalorien.«
    »Nein, wir genießen es einfach.« Manuel grinste scheu.
    »Matthew Bohles war ein interessanter Mensch. Vielleicht kann ich Sie einmal weiter über ihn befragen.«
    »Viele kannten ihn.«
    »Weniger, als sie sich vorstellen würden. Jedenfalls sagen sie es.«
    »Eine Menge hier in Sidon.«
    »Ich werde nicht mehr in Sidon sein. Wir arbeiten draußen im Feld. Heute kehre ich zurück.«
    »Dann viel Glück. In ein paar Tagen bin ich wieder in Hiruko. Da wartet eine Frau auf mich«, sagte er mit hohler Herzlichkeit. Unbeholfen murmelte er ein schnelles »Auf Wiedersehen« und verließ die Kneipe.
    Der Regen draußen verebbte in ein Nieseln. Er hatte die Wolken so entwässert, daß sich jetzt in der Kuppel kein Dunst sammelte. Auf dem Weg zum Ratsgebäude bemerkte er ein großes, braungeschecktes Tier, das geduldig die schlüpfrige Straße säuberte. Während er es beobachtete, schüttete das bärenähnliche Ding eine Mülltonne in einen Wagen, den es zog. Seine Bewegungen waren träge und ernst, die Vorbeigehenden schien es gar nicht wahrzunehmen. Es schniefte laut, als hätte es einen ständigen Schnupfen. Sieht wie Petrowitschs alte Idee aus, dachte Manuel. Frage mich, ob es noch immer die Leute anrempelt, die ihm im Weg stehen. Nein, die Kinderkrankheiten haben sie inzwischen wahrscheinlich beseitigt. Er ging weiter.
    Im Eingang des Ratsgebäudes saß die Aufseherin auf einem Stuhl und las eine öffentliche Verlautbarung. Als Manuel näher kam, hielt sie einen kaminroten Einlaßausweis hoch.
    »Sie haben Glück. Die Schlickeiser-Familie hatte schließlich ein Einsehen. Vor zwei Minuten kamen sie zu einer einstimmigen Entscheidung. Sie können hineingehen.«
    Manuel nahm den Ausweis und stieß die massive Tür auf. Er schluckte, schmeckte noch das dunkle Bier nach, und trat in das starke, farbige Licht des Ratssaals. Er fühlte schon, wie sich das Gewicht der Vergangenheit von ihm hob, als er sich darauf vorbereitete, den Echos seines Vaters auf formelle Weise ein Ende zu machen.

 
4.
     
     
    Manuel klopfte an Major Sánchez Tür. Er hörte langsame Stiefelschritte herankommen, und dann erschien das vertraute gebräunte Gesicht, das sich aufhellte, als der Major seinen Besucher erkannte. Der Hausherr schlug Manuel auf die Schulter, und sie unterhielten sich in der ein wenig lauten, stürmischen Art, die Männern zu eigen ist, die nicht völlig ungezwungen miteinander umgehen, aber wissen, sie sollten es.
    Sie nahmen ein Glas des konzentrierten braunen Whiskeys, der den

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