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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Atem wärmte und hinten in der Kehle brannte. Der Major verließ mit ihm den Wohnbereich, nachdem Manuel die Frauen begrüßt, nickend und lächelnd die üblichen Fragen beantwortet und, obwohl er nicht hungrig war, etwas gegessen hatte. Die beiden gingen in das Büro des Majors – den großen, luftigen, mit Bildern geschmückten Raum, in dem Manuel, wie er sich erinnerte, als kleiner Junge auf dem Boden gespielt hatte. Sein Vater hatte hier, wenn er mit ihm zusammen in den Terrassen unterwegs gewesen war, oft haltgemacht, um an den langen Sommernachmittagen ein Schwätzchen zu halten und, natürlich, etwas von dem Whiskey zu genießen. Hinter den Fenstervorhängen lag ein Balkon, der auf den O’Hara Square hinausging. Das hatte er entdeckt, als er eines Tages – er konnte damals kaum laufen – hinter die Vorhänge gekrochen war. Warum sie der Major stets zugezogen hatte, wußte er nicht. Dieses Mal fragte er. Der Major zuckte die Achseln.
    »Ich sehe mir gern die Bilder hier an« – sein Mund verzog sich zu einem Grinsen –, »und die Leute draußen, immer in meinem Rücken, das stört meine Konzentration.« Er lachte auf. »Mengen. Man sieht sie den ganzen Tag. Sollte einen Platz geben, wo man sie nicht sehen muß.«
    Manuel nickte. Der Major stellte die erwarteten Fragen: wie es seiner Mutter ginge, was er vorhätte. Nachdem er sie beantwortet hatte, sagte Manuel: »Ich habe mir die Konten meines Vaters angeschaut.«
    »Gut. Versuch die Siedlungen davon abzuhalten, alles zu nehmen.«
    »Viel kann ich nicht tun. Sie bekommen den halben Besitz, meine Mutter die andere Hälfte. Sie kann in der Wohnung bleiben.«
    »Sie erwarten, daß ein Mann das Gefühl hat, etwas getan zu haben, wenn sie am Ende alles seiner Witwe wegnehmen …« Das Gesicht des Majors verdüsterte sich, seine Augen glitzerten.
    »Man kann nicht zulassen, daß sich Privatbesitz akkumuliert«, erwiderte Manuel mechanisch. »Du solltest sehen, was sie in Hiruko nehmen. Und auf der Erde …«
    »Ich weiß, es ist unglaublich. Ein paar von ihnen kamen letzte Woche hier durch. Erdler. Komisch angezogen.«
    Manuel nickte. »Sie sind zusammen mit mir aus Hiruko gekommen.«
    »Haben sie mit dir geredet?«
    »Ein bißchen.«
    »Über das Aleph?«
    »Nicht viel.«
    »Über dich haben sie eine Menge geredet, während sie hier waren.«
    Manuel blinzelte. »Tatsächlich?«
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, sie wollen Aussagen von jedem, der dabei war.«
    »Haben sie dich besucht?«
    »Nein.«
    »Mit wem haben sie dann geredet?«
    »Mit einigen von den Jungs, die dabei waren. Hauptsächlich Petrowitsch. Jetzt, wo der Colonel und Matt nicht mehr sind, weiß er mehr als alle übrigen. Ich war ja meistens hinten.«
    »Du weißt eine ganze Menge.«
    Major Sánchez lächelte. »Nun ja, ich muß zugeben, ich war einige Male nicht zu Hause, als sie vorbeikamen.«
    »Ha! Hätte ich genauso gemacht.«
    Sie tranken noch ein Glas. »Mit einem von ihnen habe ich im Zug gesprochen«, sagte Manuel. »Sie halten uns für eine Horde unzivilisierter Kapitalisten.«
    »Mierda. Erdler, so fromm mit ihrer sozialen Gerechtigkeit. Würden einen Syndikalisten nicht erkennen, wenn sie ihn sähen.«
    »Hielten uns für Kapitalisten.«
    Der Major zuckte die Achseln. »Si. Wir haben ein paar Regeln, zum Beispiel, daß ererbtes Vermögen sich nicht ansammeln soll – nicht, daß ich meine, das sollte für deinen Vater gelten, versteh’ mich richtig. Aber die Erdler würden uns eher für rückschrittlich halten als zuzugeben, daß jemand ihre Bürokratie nicht liebt. Nein« – er schlug sich auf die Knie –, »wir sind in kleinem Rahmen Anarchisten, wie die alten spanischen Syndikalisten von Barcelona.«
    Manuel wußte weder, wo Barcelona, noch ob es eine Stadt oder ein Land war. All diese alten Namen und Orte, Kulturen, die von der alten Erde ausgegangen waren – sie verwirrten ihn. Stückchen eines Kontinents, nur durch einige hundert Kilometer getrennt, wurden in das Sonnensystem hinausgeschleudert, zu ganzen Welten vergrößert.
    »Du solltest zur Bourse du travail kommen, Manuel. Du bist alt genug. Das Syndikat, es braucht …«
    »Ja, vielleicht, wenn alles geregelt ist …«
    Der Major nickte. Er ließ das Thema fallen. Er kannte Manuel lange genug, um zu erkennen, was mit ihm möglich war und was nicht. Sie unterhielten sich eine Weile, und allmählich wurde der Blick des Älteren finster. Nach einer Pause sagte er:
    »Du hast gehört, daß sie an dem Rumpf

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