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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wurde im Hinterzimmer eines Hauses betrieben, vorwiegend für Leute aus dem Viertel, und bot eine verzinkte Theke und warmes Bier vom Faß. Das dazugehörende Restaurant offerierte frische Speisen, die man vor der Zubereitung auswählen konnte.
    Piet starrte auf die kleinen Tiere, die wie Miniaturschweine aussahen und deren Augen im Tode glasig glänzten; Ketten roter Würstchen; Wurzelgemüse für Salate; Laurerscheiben; Rippen- und Bruststücke eines anonymen Tiers; gepfefferte Fleischportionen; sogar ein unglaublich teures Stück Rind. Piet würgte und ging schnell in eine Nische. Manuel fiel ein, daß der Mann wie fast alle Erdler Vegetarier war.
    »Komisches Fleckchen« war alles, was Piet sagte. Das Zimmer war laut und voll. Neben ihnen saß ein Mann, spindeldürr und stumm, und schüttelte methodisch eine braune Flüssigkeit in sich hinein. Manuel machte ein Zeichen zur Theke. Eine Kellnerin kam mit dunklen Flaschen, löste den Drahtverschluß und entkorkte sie mit einer Handbewegung. Als Piet bezahlte, widmete sie seiner sonderbaren Kleidung ein hämisches Lächeln und zählte demonstrativ das Geld nach. Piet blickte finster. »Es ist genug«, sagte er steif. Die Kellnerin nickte und ging.
    Manuel sagte: »Sie wollte nur sichergehen, daß Sie ihr kein Trinkgeld geben.«
    »Nun, hätte ich ja, aber der Anblick dieser … dieses tote Tierfleisch …«
    »Nein, hier nimmt niemand ein Trinkgeld. Eine Sache der Ehre. Sie wissen, Erdler geben immer ein Extra, deshalb hat sie nachgezählt.«
    »Hm, hm. Merkwürdige Vorstellung.« Behutsam nippte Piet an seinem Bier und zog die Nase kraus. »Auf der Erde sind die Lokale groß, die Plätze weit auseinander. Tausend Gäste, vielleicht. Wir wirtschaften in großem Maßstab.«
    »So ist es billiger.«
    »Eine vorübergehende Erscheinung«, sagte Piet. »Wie die Siedlungen selbst.«
    Manuel wich mit einem »Hm. Das Bier ist nicht schlecht hier. Viel Malz« aus.
    »Ziemlich viel.« Piet schürzte die Lippen und sagte vorsichtig: »Ich wollte mich nach einem Mann namens Matthew Bohles erkundigen.«
    »Ja?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ein bißchen.«
    »Bei meinen Nachforschungen stieß ich auf Material über ihn. Sie verstehen, auf der Erde erhielten wir nur die wissenschaftlichen Berichte. Die Menschen hinter den Fakten … das ist eine andere Sache.«
    »Waren Sie Ihr ganzes Leben lang Wissenschaftler?«
    »Ja, natürlich. Ich habe die ursprünglichen Laborstudien vieler Artefakte geleitet. Meine Isotopenanalyse hat die ersten verläßlichen Datierungen ergeben. Mein Team hat auch die inneren Schaltkreise entdeckt, die den Artefakten zu funktionieren erlaubten, wenn die Sonne auf sie traf. Ich bin jetzt Präsident des Instituts, habe meine Forschungsarbeit aber weitergeführt. Kürzlich habe ich mich für bestimmte mathematische Eigenschaften der Artefakte interessiert. Aspekte, die sich auf reine Zahlentheorie beziehen.«
    »Und Sie sind hierher gekommen, um sich aus erster Hand zu informieren?«
    »Ja. Jemand in der richtigen Position mußte die Leitung übernehmen. Es war auch bei der Beschaffung von Zuschüssen von Nutzen. Meine Frau starb vor zwei Jahren, und ich hatte nur noch wenig Bindungen. Die Arbeit meines Lebens hat hier draußen ihren Mittelpunkt. Bisher wurde meine Forschung quasi aus zweiter Hand betrieben.«
    »Aha.« Manuel trank mit gleichmäßigen Zügen aus seinem großen Bierkrug und versuchte das Thema unauffällig abzuschließen. »Wie leben Sie dort unten, mit all den vielen Menschen?«
    »Leichter als Sie hier, unter diesen extremen Bedingungen.«
    »Sie sind nicht so hart.«
    »Für einige scheint es ein anderes Leben zu geben. Für Bohles galt das wohl, würde ich meinen.«
    Manuel nahm einen langen Schluck und sagte nichts.
    »Sie warten, um die Zustimmung der Siedlung zu bekommen, das Vermögen Ihres Vaters zu erben, richtig?«
    »Si.«
    »Wieso sollten Sie überhaupt etwas bekommen?«
    »Mein Vater wollte das so.«
    »Diese Bildung von Dynastien – auf der Erde ist das nicht erlaubt.«
    »Dynastie! Ein paar Geräte, Werkzeuge, einige Anteile an der Maschinenwerkstatt, in der er zeitweise arbeitete, die Wohnung …«
    »Auf lange Sicht wird Privateigentum …«
    »Wenn Sie gar nichts weitergeben, wie wollen Sie dann in Erinnerung halten, wer, zum Teufel, Sie sind?«
    Piet hob abwehrend beide Hände. »Ich versichere Ihnen, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ernsthaft. Möchten Sie noch ein Bier?«
    Manuel schüttelte den Kopf.
    Piet sagte

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