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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Wir sitzen hier praktisch in der Falle – wir könnten uns nur in die Schlucht zurückziehen. Nein, ich halte es für besser, daß du zu ihnen gehst.«
    »Und du?«
    »Ich bin hier, wenn du mich brauchst. Im Augenblick sollte ich mich den Deutschen besser nicht zeigen.«
    Widerstrebend stand Magda auf und schob sich an den Sträuchern vorbei. Irgend etwas schien nicht in Ordnung zu sein.
    Magda wußte nicht genau, was ihr solches Unbehagen bereitete. Sie erkannte den Sturmbannführer und einige Leute seiner Einsatzgruppen, und seltsamerweise schien sich ihr Vater in der Gegenwart der SS-Soldaten recht wohl zu fühlen. Das konnte nur bedeuten, daß keine Gefahr drohte.
    »Vater?«
    Die Soldaten wirbelten jäh herum und hoben die Waffen. Der Mann im Rollstuhl richtete rasch einige beruhigende Worte an sie.
    »Schießen Sie nicht! Es ist meine Tochter! Lassen Sie mich mit ihr sprechen.«
    Magda eilte an seine Seite und wich dabei den schwarzgekleideten Männern aus. Sie benutzte den Zigeunerdialekt, als sie fragte: »Warum bringt man dich hierher?«
    »Das erkläre ich dir später«, antwortete Cuza betont freundlich. »Wo ist Glenn?«
    »Hinter den Büschen dort drüben«, erwiderte sie bereitwillig.
    Der Professor wandte sich sofort an den Sturmbannfüh rer. »Er versteckt sich dort!« sagte er auf deutsch und deutete in die entsprechende Richtung. Die vier einfachen Soldaten liefen los.
    Magda starrte schockiert auf den Mann im Rollstuhl her ab. »Warum verrätst du ihn, Vater?« brachte sie fassungslos hervor. Instinktiv wollte sie zu den Sträuchern laufen, aber Cuza hielt sie fest.
    »Es geschieht ihm ganz recht«, sagte er in dem Dialekt, den nur seine Tochter verstand. »Ich habe gerade erfahren, daß er zu unseren Feinden gehört!«
    Magda war so durcheinander, daß sie in ihrer Muttersprache antwortete.
    »Nein! Das kann unmöglich …«
    »Er ist Mitglied einer Gruppe, die hinter den Nazis steht und Hitler und alle anderen als Werkzeug benutzt! Er ist schlimmer als ein Nazi!«
    »Du lügst.« Vater hat den Verstand verloren!
    »Nein! Ich bedaure, daß ausgerechnet ich es bin, der dir die Augen öffnen muß. Aber früher oder später wäre dir oh nehin nichts anderes übriggeblieben, als dich der Wahrheit zu stellen.«
    »Die Deutschen werden ihn umbringen!« rief Magda. Verzweifelt versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien. Aber ihr Vater ließ sie nicht los. Er flüsterte ihr Dinge zu, die sie erschreckten.
    »Nein, sie haben nicht die geringste Absicht, ihn zu töten. Sie bringen ihn nur in die Feste, um ihm dort einige Fragen zu stellen. Und dann ist er gezwungen, auf seine Beziehungen zu Hitler hinzuweisen, um sich zu retten.« Ein fiebriger Glanz entstand in seinen Augen. »Du wirst mir danken, Magda! Nur deinetwillen habe ich die Deutschen auf ihn aufmerksam gemacht!«
    »Das ist nicht wahr!« schrie Magda und wand sich hin und her. »Du hast dabei nur an dich selbst gedacht! Du haßt ihn, weil …«
    Dumpfe Stimmen erklangen, und es raschelte laut im Gebüsch. Unmittelbar darauf wurde Glenn von den Soldaten auf die Straße geführt; vier Maschinenpistolen waren auf ihn gerichtet.
    »Laßt ihn in Ruhe!« flehte Magda und schlug auf die Hand ihres Vaters ein, die ihren Unterarm umklammerte.
    »Halt dich von mir fern«, riet ihr Glenn. Der Blick seiner blauen Augen richtete sich auf den Professor. »Du erreichst nichts damit, wenn du dich erschießen läßt.«
    »Ach, wie edel!« höhnte Kämpffer.
    »Und nichts weiter als Theater!« brummte Theodor Cuza.
    »Bringt ihn in die Feste, damit wir herausfinden können, was er weiß.«
    Die Soldaten stießen Glenn in Richtung Brücke. Er ging mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten, doch dicht vor der Brücke stolperte er plötzlich und beugte sich über das Geländer. Magda schnappte unwillkürlich nach Luft, als sie begriff, daß Glenn zu fliehen versuchte. Er wollte von der Brücke springen und sich irgendwo in der Schlucht verstecken.
    Mit einem Ruck riß sie sich los und begann zu laufen. Gott, laß ihn entkommen! Wenn es ihm gelang, im dichten Nebel zu verschwinden, war er in Sicherheit. Die Deutschen brauchten sicher eine Weile, um Seile zu holen und sich daran herabzulassen. Aber wenn er ausrutscht? dachte Magda besorgt. Wenn er stürzt und tief unten auf die Felsen prallt?
    Nur noch einige Meter trennten sie von der Brücke, als die erste Maschinenpistole zu rattern begann. Dann spuckten auch die anderen Waffen tödliches Blei. Magda blieb abrupt

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