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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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erwarteten, hatte sich erhängt – was für ein Feigling!
    Und er konnte nichts daran ändern. Er war tot.
     
    Cuza hob den Kopf, als er ein dumpfes Knirschen vernahm. Die Steinplatte des geheimen Zugangs schwang auf, und Molasar trat aus der Dunkelheit.
    »Jetzt ist es soweit.«
    Endlich! dachte der Professor. Im Verlauf der letzten Stunden hatte seine Unruhe immer mehr zugenommen. Er war noch nie besonders geduldig gewesen.
    Als sich Cuza durch die Öffnung in der Wand schob, drückte ihm Molasar einen kühlen Metallzylinder in die Hände.
    »Was …«
    »Eine Taschenlampe. Du wirst sie brauchen.«
    Der Professor schaltete sie ein – ein Gerät aus deutschem Armeebestand. Das Glas war gesplittert. Er fragte sich, wem die Lampe gehörte.
    »Folge mir.«
    Molasar ging mit sicheren Schritten über die Treppe. Offenbar brauchte er kein Licht, um sich in der Finsternis zu orientieren. Im Gegensatz zu Cuza. Er hielt sich dicht hinter dem Untoten und richtete die Taschenlampe auf die Stufen.
    Nach einer Weile erreichten sie eine zweite Wandöffnung, und auf der anderen Seite befanden sich die Gewölbe unter dem Kellerbereich der Feste. Molasar schritt rascher aus, und Cuza mußte sich beeilen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Er hatte keinen Grund zur Klage. Er war glücklich darüber, wieder aus eigener Kraft gehen und die Kälte ertragen zu können. Die Anstrengung trieb ihm sogar Schweiß aus den Poren. Wunderbar!
    Weiter rechts bemerkte er Licht, das aus dem Loch in der Decke fiel. Er leuchtete mit der Lampe nach links und stellte fest, daß die Leichen nicht mehr unter den Laken lagen.
    Abgesehen von dem Geräusch seiner eigenen Schritte hörte Cuza auch noch etwas anderes: ein leises Kratzen. Als er Molasar durch einen schmalen Tunnel folgte, wurde es allmählich lauter. Schließlich blieb das Schattenwesen stehen.
    »Bereite dich auf einen für dich häßlichen Augenblick vor«, sagte es und musterte ihn aus glühenden Augen. »Ich verwende die toten Soldaten zu einem gewissen Zweck. Was du gleich sehen wirst, wird dir nicht gefallen. Aber nur so kann ich den Talisman an mich bringen.«
    Sie betraten eine große, runde Kammer, über die sich eine Decke aus natürlich gewachsenem Fels wölbte. Der Boden bestand nicht aus Steinen, sondern aus Erde, und in der Mit te befand sich eine tiefe Mulde.
    Das Kratzen und Schaben wurde noch lauter. Woher kam es?
    Der Professor sah sich um. Ratten! Hunderte von Ratten! Unruhig und erwartungsvoll liefen sie hin und her.
    Und in der Grube …
    Er trat näher heran, hob die Taschenlampe – und hätte sie fast fallen gelassen. Er hatte das schreckliche Gefühl, direkt in die Hölle zu starren. Plötzliche Schwäche erfaßte ihn, und er taumelte von der tiefen Mulde fort und stützte sich an der Wand ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Eine Zeitlang hielt er die Augen geschlossen und atmete mehrmals tief durch, um den Schock zu überwinden.
    Zehn tote deutsche Soldaten in schwarzen und grauen Uniformen standen in der Grube, einer von ihnen ohne Kopf. Und sie bewegten sich!
    Cuza hob die Lider wieder. Im düsteren Zwielicht, das die Kammer erfüllte, sah er, wie eine der Leichen heraufkroch, Erde über den Rand der Mulde schob und dann nach unten zurückkehrte.
    Der Professor stieß sich von der Mauer ab und wagte sich erneut näher.
    Die Toten schienen nicht auf ihre Augen angewiesen zu sein: Sie gruben in der kalten, harten Erde, ohne auf ihre Hände zu blicken. Arme und Beine bewegten sich steif, ruckartig und marionettenhaft, so als widersetzten sie sich der Kraft, die ihnen ein gespenstisches Leben eingehaucht hatte. Sie arbeiteten, ohne zu ermüden, räumten gefrorenen Lehm beiseite und vertieften das Loch im Boden. Schmutzige Stiefel schabten, Finger kratzten …
    Plötzlich wurde es still. Die Leichen hielten inne und rührten sich nicht mehr von der Stelle.
    »Mein Talisman liegt dort unten, nur noch von einigen Zentimetern Erde bedeckt«, erklärte Molasar. »Hol ihn hervor.«
    »Können das nicht … deine Diener übernehmen?« erwiderte Cuza. Ihm wurde übel, als er daran dachte, in die Mulde klettern zu müssen.
    »Sie sind zu ungeschickt.«
    Der Professor richtete einen fast flehentlichen Blick auf das Schattenwesen. »Und wenn du ihn selbst ausgräbst? Anschließend bringe ich den Talisman fort und verstecke ihn, das verspreche ich dir.«
    In Molasars Augen blitzte es zornig. »Es gehört zu deiner Aufgabe! Und sie ist ganz einfach. Willst du

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