Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
doch nach einigen Sekunden wich er zurück.
    »Magda …«
    Sie musterte ihn und bemerkte in seinen Augen eine Mischung aus Verlangen, erzwungener Zurückhaltung und Überraschung. Er ist bestimmt nicht erstaunter als ich, fuhr es ihr durch den Sinn. Sie hatte ihn ohne zu überlegen geküßt. Ihr Körper erinnerte sich an Dinge, die in der weiblichen Natur verborgen waren, und Magdas waches Bewußtsein beschränkte sich auf die Rolle eines Beobachters. Vielleicht bekam sie nie wieder eine solche Gelegenheit, und alles in ihr drängte danach, sie zu nutzen. Sie wünschte sich, daß Glenn sie entkleidete und liebte, wagte es jedoch nicht, ihn darum zu bitten.
    »Eines Tages, Magda«, sagte er leise und schien ihre Gedanken zu erraten. »Aber nicht jetzt. Nicht heute nacht.«
    Mit den Fingerkuppen strich er über ihre Wangen und forderte sie sanft auf zu schlafen. Magda fügte sich ohne einen Hauch von Reue oder Enttäuschung. Das Versprechen genügte ihr. Selbst die Sorgen um ihren Vater und seine Begegnung mit Molasar verblaßten. Statt dessen dachte sie an Glenn und fragte sich, wer er war, woher er kam, warum sie ihm vertraute und weshalb sie in seiner Nähe all das vergaß, was ihr bisheriges Leben bestimmt hatte.
    Glenn … Er schien mehr über die Feste und Molasar zu wissen, als er zugab. Bei ihren Gesprächen über das Kastell erweckte er den Eindruck, sich ebensogut auszukennen wie sie selbst. Nicht einmal der geheime Zugang im Sockel und der Treppe zum Turm schien ihn zu verwundern. Dafür gab es nur eine Erklärung: Er wußte davon.
    Andererseits: Was spielten solche Dinge für eine Rolle? Wichtig war nur, daß Magda endlich das Gefühl hatte, begehrt zu werden, und zwar von dem Mann, der eine immer größere Bedeutung für sie gewann.
    Irgendwann schlief sie ein.

22. Kapitel
     
    Als sich die steinerne Platte hinter Magda schloß, wandte sich Cuza sofort zu Molasar um. Das Wesen stand noch immer im finsteren Schatten, und der Blick seiner nachtschwarzen Augen war auf den alten Mann im Rollstuhl gerichtet.
    »Warum hast du meine Tochter gerettet?« fragte der Professor.
    Molasar gab keine Antwort.
    » Warum? Ich hätte gedacht, daß sie nur ein weiterer Leckerbissen für dich ist.«
    »Du stellst meine Geduld auf die Probe, Krüppel!« Molasars Gesicht wurde noch bleicher, als er sprach. »Ich konnte nicht ruhig zusehen, wie zwei deutsche Soldaten eine Landsmännin schänden. Ebensowenig war ich vor fünfhundert Jahren in der Lage, den Überfällen der Türken mit Gelassenheit zu begegnen. Ich verbündete mich mit Vlad Tepes, um meine Heimat zu schützen. Aber heute nacht offenbarten die Deutschen eine Unverschämtheit, die sich nicht einmal die Osmanen erlaubt hätten. In meinem eigenen Heim sind sie über eine Walachin hergefallen!« Plötzlich entspannte er sich und lächelte. »Außerdem hat es mir gefallen, sie zu töten.«
    »Ich bin sicher, das Bündnis mit Vlad hatte auch einige Vorteile für dich.«
    »Er liebte es, seine Feinde zu pfählen, und das gab mir ausreichend Gelegenheit, meine Bedürfnisse zu befriedigen, ohne Verdacht zu erwecken. Ich gewann Vlads Vertrauen, schließlich gehörte ich zu den wenigen Lehensherren, auf die er sich voll und ganz verlassen konnte.«
    »Ich verstehe dich nicht …«
    »Das verlangt auch niemand von dir. Du bist gar nicht dazu imstande. Meine Existenz übersteigt deine Vorstellungskraft.«
    Theodor Cuza versuchte, die Verwirrung von sich abzustreifen und seine Gedanken zu ordnen. So viele Ungereimtheiten … Nichts entsprach seinen Erwartungen. Was für ein Irrsinn: Ich verdanke Molasar das Leben meiner Tochter. Ausgerechnet ihm, einem Untoten, einem Vampir.
    »Wie dem auch sei: Ich stehe in deiner Schuld.«
    Molasar schwieg.
    Cuza zögerte und stellte dann die Frage, die ihm schon seit Stunden auf der Zunge brannte: »Gibt es mehr von deiner Art?«
    »Du meinst Untote? Moroi? Früher schon. Aber heute … Ich weiß es nicht. Fünfhundert Jahre sind vergangen. Als ich erwachte, spürte ich das Widerstreben der Lebenden, Wesen wie mich für real zu halten. Daraus schließe ich, daß alle meine Artgenossen den Wahren Tod starben.«
    »Haben sie sich auch vor dem Kreuz gefürchtet?«
    Molasar versteifte sich. »Du hast es doch nicht bei dir, oder? Ich warne dich …«
    »Mach dir keine Sorgen. Es stellt keine Gefahr mehr für dich dar. Aber es wundert mich nach wie vor, daß es dich so sehr entsetzt.« Cuza deutete auf die Wände. »Du hast dich selbst mit

Weitere Kostenlose Bücher