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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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glücklicher Zufall für Sie! Trotzdem haben Sie den Anschein erweckt, das Verdienst stehe allein Ihnen zu. Was einmal mehr ein geflügeltes Wort in Deutschland beweist: Traue niemals einem Juden.«
    Cuza suchte nach den richtigen Worten, aber Kämpffer gab ihm gar keine Zeit für eine Erwiderung.
    »Sie wollten mich hinhalten, nicht wahr?« fuhr der Sturmbannführer fort. Seine Augen bildeten zwei schmale Schlitze, und seine Stimme klang drohend. »Es ging Ihnen darum, mich an meiner Abreise zu hindern. Sie wollten nicht, daß ich nach Ploeşti fahre, um dort mit meiner eigentlichen Mission zu beginnen.«
    Der jähe Themawechsel verwirrte Cuza. Kämpffer war verrückt – so irre wie Abdul Alhazred nach der Niederschrift des Al Azif , das vor ihm auf dem Tisch lag …
    Plötzlich kam ihm eine Idee.
    »Ich habe wirklich etwas in einem der Bücher gefunden!«
    Wörmann trat einen Schritt vor. »Was denn?«
    »Fallen Sie nicht auf ihn herein«, grollte Kämpffer. »Es ist eine weitere Lüge!«
    Wie recht Sie haben, Herr Sturmbannführer.
    »Um Himmels willen, lassen Sie ihn reden!« rief Wörmann. Er wandte sich an den Professor. »Ein wichtiger Hinweis?« erkundigte er sich hoffnungsvoll. »Zeigen Sie mir die Stelle.«
    Cuza deutete auf das in Arabisch verfaßte Al Azif . Der Band stammte aus dem achten Jahrhundert und hatte absolut nichts mit der Feste oder Rumänien zu tun. Er mußte sich darauf verlassen, daß die beiden Deutschen nichts davon ahnten.
    Zweifel bildete tiefe Falten in Wörmanns Stirn, als er auf das Buch herabstarrte. »Ich kann das Gekritzel nicht entziffern.«
    »Er lügt, verdammt!« warf Kämpffer ein.
    Cuza versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Wenn die beiden Offiziere den Unterschied zwischen Türkisch und altem Arabisch kennen, bin ich geliefert, dachte er und begann: »Die Schriften stammen von einem Türken, der zur Armee von Mohammed II. gehörte. Das Heer eroberte einen Teil von Rumänien und gelangte bis in diese Region. Es wird auch ein kleines Schloß erwähnt – die Beschreibung der vielen Kreuze deutet auf diese Feste hin –, einst Heimstatt eines Fürsten der Walachei. Der Geist dieses verstorbenen Fürsten, so heißt es, ließe es nicht zu, daß Fremde die heiligen Mauern seines Heims entweihen. Wenn sich dennoch Eindringlinge im Kastell niederließen, so würde er sie nacheinander töten, jeweils einen pro Nacht.« Cuza sah auf. »Verstehen Sie? Heute wiederholt sich das, was vor fünfhundert Jahren einer türkischen Truppe zustieß!«
    Der alte Mann beobachtete die Gesichter der beiden Offiziere. Seine erfundene Geschichte erschien ihm lächerlich. Sie wies gleich mehrere Widersprüche auf, und wenn die Deutschen mißtrauisch wurden …
    »Was für ein Blödsinn!« brummte Kämpffer abfällig.
    »Nicht unbedingt«, widersprach Wörmann. »Denken Sie mal darüber nach: Damals kam es häufig zu türkischen Überfällen. Und zählen Sie unsere Toten: Mit den beiden Männern, die eben gefunden wurden, entspricht ihre Zahl den Nächten, die meine Leute im Kastell verbracht haben. Wir haben uns am 22. April hier einquartiert.«
    »Trotzdem …« Kämpffers Stimme erstarb, als Zweifel in ihm entstanden. Er bedachte den Professor mit einem unsicheren Blick. »Dann sind wir nicht die ersten?«
    »Nein. Vorausgesetzt, wir können uns auf die Angaben in diesem Buch verlassen.«
    Es klappte! Die größte Lüge, die Cuza in seinem ganzen Leben erzählt hatte … Sie erzielte genau die gewünschte Wirkung! Am liebsten hätte er schallend gelacht.
    »Und wie haben die Türken ihr Problem gelöst?«
    »Sie haben das Kastell verlassen.«
    Stille folgte auf die Antwort des alten Mannes.
    Schließlich wandte sich Wörmann an Kämpffer. »Ich ha be Sie schon mehrmals darauf hingewiesen, daß wir die Feste räumen sollten …«
    »Wir können nicht fort!« schrie der Sturmbannführer fast hysterisch. »Jedenfalls nicht vor Sonntag.« Er sah Cuza an. »Und wenn Ihnen bis dahin nichts einfällt, um den … den Geist des Walachenfürsten an neuerlichen Morden zu hin dern, werden Sie und Ihre Tochter mich nach Ploeşti begleiten!«
    »Warum?«
    »Das erfahren Sie früh genug.« Kämpffer zögerte kurz und traf eine Entscheidung. »Nein, ich glaube, ich sollte es Ihnen schon jetzt sagen. Vielleicht strengen Sie sich dann mehr an. Sie haben doch bestimmt von Auschwitz gehört, nicht wahr? Oder von Buchenwald?«
    In Cuzas Magen krampfte sich etwas zusammen. »Konzentrationslager.«
    »Wir ziehen die

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