Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
standen in der Tür.
»Wer sind Sie?«
»Wir sind Ihre neuen Assistenten.«
Assistenten? Scheiße! Das waren Sicherheitsleute. Er erkannte einen vom persönlichen Sicherheitsdienst des Senators.
»Das seid ihr verdammt noch mal bestimmt nicht. Ich brauche keine Assistenten und habe auch keine angefordert.«
Der Blonde zuckte mit den Schultern. »So sind unsere Anweisungen. Wir bleiben. Unter uns gesagt, wäre ich lieber draußen in der Stadt, aber die Anweisungen kamen direkt vom Büro des Senators.«
»Das werden wir ja sehen.« Er tippte auf die Wechselsprechanlage. Da war er jetzt und musste sich mit dem erstaunlichsten Rätsel seiner medizinischen Karriere rumschlagen, und dann mischte sich da auch noch McCready ein. »Marnie – verbinden Sie mich mit dem Senator. Sofort.«
Glücklicherweise hatte er sie gebeten, Überstunden zu machen, so musste er nicht selbst hinter McCready hertelefonieren.
»Äh, Dr. Axford?«, sagte sie unsicher. »Er ist schon in der Leitung. Er rief vor ungefähr einer Minute an und sagte, dass Sie ihn gleich anrufen würden, und er würde so lange am Apparat bleiben.«
Trotz seiner Wut musste Charles lachen. Dieser verschlagene Bastard!
»Er ist auf null-sechs, Doktor«, sagte Marnie.
»Danke.« Er hob den Hörer ab.
»Ich habe Ihren Anruf erwartet«, sagte McCready ohne Umschweife.
»Es gibt einen Grund, warum ich darauf bestehen muss, dass Henly und Rossi bei Ihnen bleiben: Sie sind sich doch bewusst, was für ein Aufsehen Bulmer in der Presse erzeugt hat. Ich will sicherstellen, dass kein Testergebnis nach draußen sickert, bis Sie die Untersuchung endgültig abgeschlossen haben. Ich will nicht, dass er die Stiftung mithilfe aussagekräftiger Daten als Sprungbrett für noch größeren Wirbel um seine Person missbraucht. Und ich werde auch nicht zulassen, dass jemand von der Belegschaft in Versuchung gerät, einige der Ergebnisse nach draußen zu tragen.
Darum werden Henly und Rossi zur Stelle sein, um dafür zu sorgen, dass alle – und ich meine alle – Aufzeichnungen über Dr. Bulmer in Ihrem Büro unter Verschluss sind, bis Sie und die Stiftung bereit sind, eine Erklärung herauszugeben.«
»Glauben Sie wirklich, dass das alles notwendig ist?«
»Ja. Und ich erwarte Ihre uneingeschränkte Kooperation.«
Charles dachte einen Moment nach. Es würde nervtötend sein, wenn diese beiden Typen den ganzen Tag hinter ihm herdackelten, aber wenn alle Aufzeichnungen in seinem Büro gesammelt wurden und er somit jederzeit Zugang zu ihnen hatte, was sollte er dagegen einwenden?
»In Ordnung. Solange sie mir nicht im Wege stehen.«
»Vielen Dank, Charles. Ich wusste, ich kann mit Ihnen rechnen. Schon irgendwelche Ergebnisse?«
»Natürlich nicht! Ich habe gerade erst angefangen!«
»Sehr gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Charles ächzte und legte auf. Er strich Henly und Rossi aus seinem Gedächtnis und vertiefte sich noch einmal in die Röntgenaufnahmen. Irgendwo musste der Fehler liegen. Irgendwie hatte jemand alles vermasselt oder versuchte, ihn für dumm zu verkaufen.
Er würde es herausfinden, und dann würden Köpfe rollen.
Charles verpasste Mr Knopf im EEG-Labor um Sekunden.
»Er ist auf dem Weg zum CT«, sagte ihm der Techniker.
Charles nahm die dicke, fächerförmig zusammengefaltete EEG-Aufzeichnung und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Sein Mund wurde immer trockener, je mehr er davon aufklappte.
Das EEG war normal. Keine der typischen Unregelmäßigkeiten, die auf eine Gewebeveränderung hinwiesen, kein Anzeichen eines kürzlich erlebten epileptischen Anfalls.
Er ließ sich vom Techniker ältere Aufzeichnungen holen. Ja, dort waren die üblichen Peaks zu sehen, die auf einen Gehirntumor schließen ließen. Jetzt waren sie verschwunden.
Er eilte hinunter zur Radiologie, wobei er flüchtig registrierte, dass Henly und Rossi das EEG-Labor nach ihm betraten und alle Aufzeichnungen, die er durchgesehen hatte, zusammensuchten.
Knopf war bereits in der CT-Röhre. Charles schritt vor dem Scanner im Flur auf und ab. Er schwitzte und wusste nicht, ob es an der Wärme der Maschine oder an seiner Anspannung lag.
Der Radiologe würde erst morgen früh wieder da sein, aber das machte nichts.
Charles konnte selbst die Szintigramme lesen. Als die Filme aus dem Entwickler rollten, jeder mit vier radiografischen Schnitten von Knopfs Gehirn, griff er nach ihnen und klemmte sie vor den Filmbetrachter.
Normal! Eins nach dem andern: Normal !
Er war
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