Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
Ernstes.
34. Der Senator
»Der Sicherheitsdienst hat gerade angerufen, Sir«, sagte seine Sekretärin durch die Wechselsprechanlage. »Er ist eingetroffen.«
»Sehr gut.«
Endlich!
McCready saß seit Stunden auf heißen Kohlen und fragte sich, ob Bulmer tatsächlich kommen würde. Jetzt gestattete er sich etwas Entspannung.
Oder war es dazu noch zu früh?
Er ließ sich tiefer in dem dick gepolsterten Stuhl nieder und erlaubte es seinen fast nutzlosen Muskeln, sich auszuruhen. Aber seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe, nicht wenn die Möglichkeit einer Heilung so nah sein konnte. Die Kraft eines gesunden Mannes wiederzuerlangen, wieder über den Parkplatz vor dem Capitol zu laufen, Treppen zu steigen, einer Frau nachzusteigen, wieder an den unzähligen alltäglichen Tätigkeiten teilzuhaben, die von Gesunden als selbstverständlich hingenommen werden. Diese Aussicht ließ sein Adrenalin fließen und sein Herz schneller schlagen.
Und dann waren noch die Bestrebungen da, die über die des Durchschnittsbürgers hinausgingen – noch einmal die Möglichkeit in Betracht ziehen, von der Partei aufgestellt zu werden, um für das Weiße Haus zu kandidieren.
So viele Türen, die ihm offen stehen könnten, falls Bulmers Gabe wirklich existierte.
Und Bulmer war endlich hier.
Aber zu welchem Preis?, fragte eine leise Stimme aus einem dunklen, fast vergessenen Winkel seines Kopfes. Waren all diese Manipulationen und Intrigen wirklich notwendig gewesen, um ihn unter dieses Dach zu bringen? Hättest du nicht einfach ein Treffen mit ihm arrangieren und ihn geradeheraus fragen können, ob diese unglaublichen Geschichten wahr sind?
McCready schloss die Augen und drängte die Stimme wieder dahin zurück, woher sie gekommen war.
Theoretisch schien das einfach zu sein. Aber wie könnte er als ein demütiger und ergebener Gläubiger zu diesem Mann gehen und sich seiner Gnade ausliefern? Sein ganzes Ich bäumte sich gegen die Vorstellung auf, die Rolle eines Bittstellers vor irgendeiner Person einzunehmen. Vor allem nicht vor einem Arzt. Und erst recht nicht vor Dr. Alan Bulmer.
Wie könnte er diesen Mann um einen Gefallen bitten?
Und was würde Bulmer als Gegenleistung verlangen?
Und am schlimmsten: Was wäre, wenn Bulmer ihn zurückweisen würde?
Schon der Gedanke führte bei ihm zu körperlicher Übelkeit.
Nein. So war es besser. So hatte er die Hand am Drücker. Die Stiftung war sein Territorium, nicht Bulmers. Sobald alle Daten zur Verfügung standen, hatte er Gewissheit, so oder so. Wenn Bulmer ein Schwindler war, wäre es eine weitere auf einer langen Liste von Sackgassen.
Aber wenn die Ergebnisse die Geschichten unterstützten, würde Bulmer ihm etwas schuldig sein.
Dann konnte McCready erhobenen Hauptes zu Bulmer gehen. Und kassieren.
35. Alan
»Ich kann es jetzt nicht tun«, sagte Alan und sah zu Charles Axford auf, der seine Verärgerung kaum verbarg.
»Nun, und wann können Sie es dann tun?«, fragte Axford.
Alan sah in seinen Notizen nach. Gott sei Dank, dass er sie hatte. Ohne seine Notizen konnte er sich an nichts erinnern. Die Stunde der Macht war am Montag zwischen 16:00 Uhr und 17:00 Uhr gekommen; jetzt war Donnerstag, das hieß, sie war zwischen 19:00 Uhr und 20:00 Uhr zu erwarten. Er sah auf seine Armbanduhr.
»In ungefähr einer Stunde ist es so weit.«
»Ist ja toll.« Er dehnte die Worte, um seinem Verdruss Ausdruck zu geben. »Machen Sie es sich so lange gemütlich.« Er erhob sich. »Ich werde in der Zwischenzeit ein paar Dinge überprüfen.«
Damit war Alan allein in Charles Axfords Büro. Er wollte nicht hier sein, er hatte gar nicht zur McCready-Stiftung gehen wollen. Aber Sylvia hatte darauf bestanden. Sie war mit Jeffy und McCreadys Vorschlag von der Stiftung nach Hause gekommen und hatte ununterbrochen den ganzen Nachmittag auf ihn eingeredet und argumentiert, er würde nie wieder Ruhe haben, könnte nie wieder ordentlich Medizin praktizieren, dass er es sich selbst schuldig sei, seinen Stammpatienten, den Menschen, denen vielleicht nur er wirklich helfen könnte, und so weiter, bis er aus reiner Erschöpfung kapituliert hatte.
Diese Frau war verdammt hartnäckig.
Aber er liebte sie. Darüber bestand kein Zweifel. Sie brachte ihn dazu, sich gut zu fühlen, ihre Beziehung gut zu finden, die ganze verdammte Welt zu mögen. Er wollte nicht ohne sie sein, nicht einmal für die paar Tage, die nötig waren, um sich dieser klinischen Untersuchung in der Stiftung zu
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