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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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Riviera bezahlt man auch nicht mal so eben aus der Portokasse.« Alan grauste vor dem Wissen, wohin diese Unterhaltung führen würde. Die beiden hatten schon viele Male über dieses Thema gestritten, und er kannte jede Wendung. »Du kannst mit diesem Wagen bequem einkaufen und in den Tennisclub fahren, ohne dass dich jemand schief ansieht.«
    »Es geht doch gar nicht um mich. Ich meine für dich. Statt diesem schrecklichen Outlaw …«
    »Outback, Ginny! Der Wagen heißt Outback!«
    »Ist doch egal. Das ist ein langweiliges Auto, Alan. Da fehlt der Pepp.«
    »Letzten Januar fandest du ihn noch toll, als wir mit dem Allradantrieb durch den Schneesturm gekommen sind und nachher die Einzigen waren, die es zu Josies Party zu ihrem Vierzigsten geschafft haben.«
    »Ich sage ja nicht, dass er nicht seine Vorteile hat. Und ich weiß, dass er dir das Gefühl gibt, du könntest bei jedem Wetter in die Praxis oder ins Krankenhaus kommen – es wäre ja ein Weltuntergang, wenn sich mal je mand anderes um einen deiner Patienten kümmern müsste! –, aber das kannst du auch mit einem Trecker haben. Das heißt aber doch nicht, dass du in der Stadt mit so etwas herumfahren musst. Du solltest dir so einen schnittigen kleinen Sportwagen wie den neuen von Fred Larkin zulegen.«
    »Lass uns nicht über Fred Larkin sprechen. Und ich würde mir keinen neunzigtausend Dollar teuren Wagen kaufen, selbst wenn ich es mir leisten könnte.«
    »Das kann man abschreiben.«
    »Nein, das kann ich nicht abschreiben. Du weißt, wir haben nicht so viel Geld herumliegen!«
    »Du schreist, Alan!«
    Das stimmte. Er presste die Lippen zusammen.
    »Normalerweise regst du dich nicht so sehr wegen Geld auf. Was ist los mit dir?«
    Gute Frage.
    »Entschuldige. Ich schätze, ich bin heute Abend nicht in der Stimmung für eine Party. Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht herkommen wollte.«
    »Mach dich locker und versuch, dich zu amüsieren. Vic vertritt dich heute, also warum genehmigst du dir nicht ein paar Drinks und entspannst dich.«
    Alan lächelte und seufzte. »Okay.«
    Er würde sich ein paar Drinks genehmigen, aber er bezweifelte, dass er sich entspannen oder amüsieren würde. Er hatte heute Abend viel zu viel im Kopf. Besonders nach dem Telefonat vom Nachmittag.
    Murray Raskin, der Krankenhausneurologe, hatte die EEGs im Krankenhaus abgearbeitet und war dabei auf das von Sonja Anderson gestoßen. Er hatte Alan sofort zu Hause angerufen und vor Aufregung gestottert. Sonjas Routine-EEG im letzten Jahr war äußerst anomal, mit dem typischen Muster für Epilepsie im linken Scheitellappen – so wie seit sechs Jahren immer wieder. Das eine jedoch, das Alan am Vortag angeordnet hatte, war völlig unauffällig.
    Alle Anzeichen einer Epilepsie waren verschwunden.
    Alan war seitdem in heller Aufregung. Er wusste, er hatte keine Ruhe, bis er die Vorfälle mit Anderson und Westin enträtselt und eine Erklärung gefunden hatte.
    Aber das war nicht alles, was heute Abend an ihm nagte. Er wollte nicht hier sein. Er wollte nicht auf gesellschaftlicher Ebene mit Sylvia Nash zusammentreffen, wo er nicht einfach »Dr. Bulmer« war. Er musste die berufliche Maske ablegen und »Alan« sein. Und er fürchtete sich davor, dass Sylvia und alle anderen erfahren würden, was er für sie empfand.
    »Ist das nicht das Auto von der Nash?«, fragte Ginny und zeigte auf den leuchtend roten Sedan unter den Lichtern der Eingangstür.
    »Ja, das ist er.«
    Er parkte den Subaru, und sie gingen an Sylvias Wagen vorbei zur Haustür.
    »Bei all ihrem Geld könnte man denken, dass sie sich etwas Nettes und Neues kauft, nicht so ein hässliches altes Ding.«
    »Machst du Witze?« Alan fuhr mit den Fingerspitzen über die seidige rote Lackierung der Motorhaube hin zu dem spitz zulaufenden vorspringenden Kühlergrill. Er liebte diesen riesigen Kühlergrill mit den vertikal verlaufenden chromblitzenden Stäben, die an Zähne erinnerten. »Das ist der 1938er Graham mit der berühmten Haifischschnauze, völlig restauriert.« Er linste durch die getönten Fenster. »Mehr als nur restauriert. Zu seiner Zeit war das ein sparsam ausgestatteter Wagen. Schau hinein – sie hat sogar eine Bar einbauen lassen.«
    »Aber diese furchtbare rote Farbe? Sie würde besser bei einem Feuerwehrauto aussehen.«
    »Rot war die Lieblingsfarbe von Mr Toad.«
    »Das verstehe ich nicht, Alan.«
    » ›Der Wind in den Weiden‹ – das hier ist Toad Hall. Erinnerst du dich an Mr Toad, der immer Autos klaute?

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