Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
gesagt! Niemals ! Es war dir egal, ob du da auf legale Weise rausgekommen wärst – du hattest dein Wort gegeben und fühltest dich daran gebunden. Ich wäre am liebsten unterm Tisch versunken.«
»Das hast du aber gut versteckt«, sagte Alan, über die Enthüllung erstaunt. Er hätte nie gedacht …
»Von dem Tag an änderte ich meinen Stil. Keine dubiosen Winkelzüge mehr. Ich habe deswegen eine Menge Klienten verloren, aber ich kann jetzt mit dir im gleichen Raum sitzen.«
In diesem Moment wurde Alan plötzlich etwas klar. Er hatte nie gewusst, warum Tony ihn nur einen Monat nach dem ersten Treffen angerufen und gefragt hatte, ob er mit ihm zusammen ein kleines Bürogebäude am anderen Ende der Stadt kaufen wollte, knapp hundert Meter außerhalb des Radius, den das Wettbewerbsverbot in Alans Vertrag mit Lou Alberts vorgab. Sie könnten beide Ihre Büros im Erdgeschoss einrichten und vielleicht sogar das Obergeschoss vermieten.
Seitdem waren Tony und er enge Freunde und Partner. Er wünschte, sie könnten mehr Zeit miteinander verbringen. Er fühlte sich mit diesem hektischen Anwalt enger verbunden als mit irgendeinem seiner Ärztekollegen.
»Tony … mir war niemals klar …«
»Vergiss es!«, sagte er mit einer Handbewegung. »Aber die zweite Sache: Ich habe da heute zufällig eine wirklich merkwürdige Scheiße aufgeschnappt.«
»Was denn?«
»Ich hatte mit einem Kollegen einen Drink, während er auf einen Klienten wartete. Als der Klient kam, nahmen sie in der Sitzgruppe direkt hinter mir Platz. Wie ich da so austrinke, höre ich, wie dieser geschniegelte Dandy, der anscheinend ein Arzt ist, meinem Freund erzählt, dass er einen anderen Arzt verklagen will – einen Burschen namens Alan Bulmer. Später habe ich dann meinen Freund angerufen und auf meine unwiderstehliche Art herausgefunden, dass der Name dieses Arztes Larkin ist.« Er starrte Alan einen Moment an. »Warum wirkst du nur überhaupt nicht überrascht, verdammt?«
Alan erzählte ihm von seiner Unterhaltung mit Fred Larkin am Morgen.
Tony schüttelte den Kopf. »Du kannst manchmal ein richtiger Trottel sein, Alan. Ich habe diesen Larkin kurz überprüft. Er ist ein hohes Tier, hat eine Menge Einfluss auf den Treuhänderausschuss des Krankenhauses. Man kann nie wissen, wann man mal einen oder zwei Freunde in hochgestellten Positionen brauchen kann.«
»Wofür?«, fragte Alan. »Ich habe nicht die Absicht, mich jemals für den Posten des Chefarztes zu bewerben, selbst wenn ich Zeit dazu hätte. Krankenhauspolitik langweilt mich zu Tode.«
»Trotzdem, gute Beziehungen schaden nie.«
»Das ist der Politiker in dir, der spricht.«
»Ah! Nenn mich nicht einen verdammten Politiker!«
»Kratze an einem Anwalt, und darunter kommt ein Politiker in spe zum Vorschein«, sagte Alan lachend.
»Sei nicht so arrogant gegenüber Freunden in hohen Positionen. Wie, glaubst du, hast du es in diesen vornehmen Club geschafft?«
Alan zuckte die Schultern. Lou war damals sein Partner gewesen, und Lou gehörte dem Komitee an, das über die Mitgliedschaften entschied. »Das war nicht meine Idee. Ginny wollte in diesen Club … ich habe mich nur breitschlagen lassen.«
»Ja, aber du bist nur über Beziehungen da hineingekommen.«
Alan zuckte wieder die Schultern. Da seine Praxis ihm wenig Zeit für Tennis und Segeln ließ, ließ er sich da so gut wie nie sehen.
»Egal, du bist doch mein Freund, oder nicht, Tony?«
»Klar. Aber ich habe nicht das, was man eine hohe Position nennen könnte.«
Alan verspürte das Bedürfnis, Tony zu erzählen, was heute passiert war. Er versuchte, eine Formulierung zu finden, so dass er nicht wahnhaft klingen würde, aber ihm fiel keine ein. Verdammt, das war frustrierend! Er musste mit jemandem darüber sprechen, doch er konnte sich aus Angst darüber, was die Leute denken würden, nicht dazu durchringen. Er wusste, was er denken würde.
Stattdessen lenkte er von sich ab.
»Wie läuft das Geschäft?«
»Großartig! Zu großartig. Ich muss mir eine große Party am Wochenende entgehen lassen, weil ich wegen eines Klientengespräches nach Syracuse fliegen muss. Ich hasse es, eine Party von Sylvia Nash zu versäumen.«
Alan war erstaunt. »Du kennst Sylvia Nash?«
»Sicher. Ich habe für sie einige Abschlüsse hier in der Gegend erledigt. Die Frau weiß entweder wirklich, was man mit Grundbesitz anstellt, oder sie hat einfach Glück. Alles, was sie anfasst, wird zu Gold.«
»Geld landet immer auf dem größten
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