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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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schief. Kein Wunder, dass er nie lächelte.
    »Wer ist der Soldat?«
    »Mein Vater. Die Aufnahme wurde 1969 gemacht, irgendwo in der Nähe von Saigon.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Er ist tot.«
    »Tut mir leid.«
    Sie nahm das Foto aus seinen Händen, warf noch einen langen Blick darauf und stellte es wieder auf die Kommode zurück.
    Alan fragte sich, ob sie oft an ihn dachte.
    »Mein Vater und Ba haben zusammen in Vietnam gekämpft. Nachdem wir das Land im Stich gelassen haben, haben sie sich aus den Augen verloren. Dann eines Tages, kurz nach seinem Ausscheiden aus der Armee, sah Dad ein Nachrichtenfeature über den ständigen Strom der Boatpeople, die aus Vietnam flüchteten. Sie zeigten einen Bericht von den Philippinen über einen Mann, der gerade ein Fischerboot voller Verwandter und Freunde quer durch das Südchinesische Meer gesteuert hatte. Dad erkannte ihn sofort. Das war Ba.«
    »Er hat ihn dann ins Land geholt?«
    »Klar«, sagte sie wegwerfend. »Sie waren Freunde. Dad hätte niemals einen Freund im Stich gelassen. Er besorgte Ba und Nhung Thi Jobs in der Stadt. Ein paar Jahre, bevor Sie hierhergezogen sind, hatte mein Vater einen Herzinfarkt. Er ist im Schlaf gestorben. Ich habe Ba auf der Beerdigung getroffen und erfuhr, dass er seinen Job verloren hatte und seine Frau krank war. Er machte nicht den Eindruck, als würde er von mir Geld annehmen, also habe ich ihn gefragt, ob er für mich arbeiten wolle. Er hat angenommen und den Rest kennen Sie … die Sache mit Nhung Thi und alles andere.«
    Alan wusste über Bas Frau Bescheid. Sie hatten es alle für eine schwere Bronchitis gehalten, aber sie war weit angegriffener, als jeder gedacht hatte.
    Er wollte das Thema wechseln. Er schaute aus dem Fenster in den in Flutlicht getauchten Garten und sah zwei Bäume in voller Blüte.
    »Sind die neu?«
    Sylvia blieb dicht hinter ihm stehen. »Nur einer – der auf der rechten Seite.«
    Alan war überrascht. »Ich hätte auf den anderen getippt – dieser hat viel mehr Blüten.«
    »Eine geheime Wurzelnahrung, die Ba ausprobiert. Was es auch sein mag, der neue Baum spricht wirklich darauf an.«
    Sie war ihm so nahe. Zu nah. Dir Parfüm machte ihn benommen. Ohne noch etwas zu sagen, ging er langsam aus dem Zimmer in den Flur und wartete dort auf Sylvia. Sie kam nach, und sie schlenderten zur Party zurück. Sie wirkte so gezwungen, wie er sie noch nie erlebt hatte.
    An Jeffys Tür hielten sie, und er wartete, während sie auf Zehenspitzen hineinging, um nach ihm zu sehen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als sie zurückkam.
    Sie nickte und lächelte. »Er schläft wie ein Baby.«
    Sie gingen weiter, hielten am Treppengeländer und überblickten das vordere Foyer. Die glitzernde Menge wirbelte in gegeneinander laufenden, sich vermischenden Strömen umher, und ballte sich hier und da in kleinen Gesprächsgruppen zusammen, während sich der unaufhörliche Strom von einem Raum zum anderen bewegte. Er erkannte die massige Gestalt eines der bekannteren Verteidigungsspieler der Jets, die sich einen Weg durch die Menge bahnte. Das vertraute Gesicht des langjährigen Wettermanns einer New Yorker Fernsehstation war da und Alan hätte schwören können, er hätte die Stimme seines Lieblings-Radiomoderators gehört, konnte aber kein Gesicht zuordnen.
    Dieser Freund von Sylvia, Charles Axford, ging unten vorbei. Er fragte sich, was Axford für Sylvia bedeutete. Zweifellos war er ihr derzeitiger Liebhaber. Sie hatte bestimmt eine Menge Liebhaber.
    Dann sah er ein Gesicht, das er aus den Zeitungen kannte.
    »Ist das nicht Andrew Cunningham?«
    »Sicher. Ich habe Ihnen gesagt, dass einige Politiker hier sein würden. Der Kongressabgeordnete Switzer ist auch hier.«
    »Sie kennen Mike?«
    »Ich habe im letzten Jahr seine Kampagne unterstützt. Ich hoffe, er ist nicht allzu enttäuscht, wenn er dieses Mal keine Wahlkampf spenden von mir bekommt.«
    Alan lächelte. »War er in Washington ein böser Junge?«
    »Weiß ich nicht. Aber ich habe eine Regel: Ich unterstütze niemals den amtierenden Kandidaten.« Ihre Augen verengten sich. »Wenn sie sich da erst einmal eingerichtet haben, werden sie gefährlich. So halte ich sie noch ein bisschen auf Trab.«
    Alan spürte die Spur von Zorn, die Tony am Abend zuvor erwähnt hatte.
    »Warum?«
    Ihr Gesichtsausdruck war angespannt, als sie antworte te. »Abgeordnete, die meinten, sie müssten auf niemanden Rücksicht nehmen, haben meinen Vater nach Vietnam und meinen Mann in den Irak

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