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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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Nun, Rot war seine Lieblingsfarbe. Und der Name des Autors ist Kenneth Grahame … verstehst du?«
    Ginny starrte ihn mit gerunzelter Stirn an. »Seit wann interessierst du dich für Kinderbücher?«
    Er zügelte seine Begeisterung. »Es war schon immer eine meiner Lieblingsgeschichten, Ginny. Lass uns hineingehen.«
    Er erwähnte nicht, dass er sich ein Exemplar von Der Wind in den Weiden gekauft hatte, nachdem er erfahren hatte, dass Sylvias Haus Toad Hall hieß.
    Nein, dachte Alan, als sie sich der Eingangstür näherten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das ein angenehmer Abend werden könnte.
     
    »Ah! Einer der Ehrengäste!«, sagte Sylvia.
    Charles Axford bückte kurz zu ihr, dann in das Foyer, dann wieder auf Sylvias Gesicht. Sie war plötzlich lebhaft geworden. Das ärgerte ihn.
    Ein durchschnittlich gut aussehender Bursche mit einer schlanken sportlichen Blondine am Arm – Charles schätzte beide etwas jünger als sich – kam näher. Die Frau strahlte, der Mann wirkte gequält.
    »Wer von beiden ist so etwas verflucht Besonderes?«
    »Er. Er ist einer von den Ärzten, von denen ich dir erzählte.«
    »Ich bin auch ein Arzt, weißt du.«
    »Er ist Jeffys Arzt.«
    »Das war ich auch eine Zeit lang.«
    Sylvias Mundwinkel verzogen sich. »Du hast nur eini ge Tests mit ihm durchgeführt. Alan ist ein richtiger Arzt.«
    »Zwei Punkte dafür, Liebes.«
    Sylvia lächelte. »Das war fünf wert, und das weißt du.«
    »Drei, höchstens – weil ich genau der Arzt bin, der ich sein will. Aber lass uns diesen Ehrengast willkommen heißen. Es ist schon lange her, seit ich mit einem richtigen Arzt gesprochen habe.«
    »Dann komm, aber versuch bitte, nicht mehr als zehnmal pro Minute ›verdammt‹ zu sagen.«
    Sylvia machte sie miteinander bekannt. Der Kerl hieß Alan Bulmer. Passabel aussehender Junge. Die Frau war eine vorlaute, strahlende Blondine mit berückenden grünen Augen; sie hängte sich an Sylvia und plapperte über das Haus und das Grundstück.
    Charles musterte den Arzt, während er und seine Frau mit ihrer Gastgeberin plauderten. Er sah äußerst nervös aus, so als ob er gleich aus der Haut fahren würde. Sein Blick richtete sich immer wieder auf Sylvia und zuckten dann wie Querschläger in alle Richtungen davon.
    Was, verdammt noch mal, ist mit dem Typen los?
    In diesem Moment schlenderte ein anderes aufgedonnertes Huhn zu der Gruppe und tippte der Frau von Bulmer auf die Schulter. Sie kreischten und umarmten sich und titulierten sich gegenseitig mit »Darling!«.
    Charles wandte sich ab. Verdammte Arztfrauen. Er kannte dieses Pack zur Genüge. Er war selbst acht endlose Jahre mit so einer verheiratet gewesen, und war sie erst halb so lange wieder los. Diese Frau erinnerte ihn an seine Ex: Wahrscheinlich war sie früher mal ein anständiges Mädchen gewesen, aber jetzt war sie eine Arztgattin und hielt sich für etwas Besseres.
    Ba kam vorbei – elegant in weiße Jacke, weißes Hemd, schwarze Fliege und schwarze Hose gekleidet. Er trug ein Tablett mit Champagner in hohen Gläsern. Einige Gäste schienen Angst zu haben, sich von dem Tablett zu bedienen. Charles winkte ihn zu sich.
    Während er die Gläser austeilte, genoss Charles die eingeschüchterten Gesichter von Bulmers Frau und ihrer Freundin, als sie zu Ba hoch schauten. Die meisten Gastgeberinnen würden jemanden wie Ba auf einer Party außer Sichtweite halten. Nicht so Sylvia. Der guten alten Sylvia gefiel die Aufregung, die er bei den Uneingeweihten auslöste.
    Charles entschied sich, ein – zumindest für den Moment noch – freundliches Geplauder mit Bulmer anzufangen, um vielleicht herauszufinden, was diesen richtigen Arzt ausmachte. Er stieß ihn an und nickte in die Richtung von Ba, der sich gerade entfernte.
    »Groß geratener Bursche, nicht?«
    Bulmer nickte. »Er erinnert mich immer an Lurch aus der Addams Familie.«
    »Lurch? Ach ja … der Butler. Ja, er hat etwas von ihm, obwohl ich glaube, dass Lurch ein abwechslungsreicheres Mienenspiel hat.«
    »Gut möglich«, sagte Bulmer mit einem Lächeln. »Ich kann mir gut vorstellen, dass Ba aufgrund seiner Größe eine schwere Kindheit hatte. Ich meine, der männliche Vietnamese ist im Durchschnitt kleiner als einen Meter sechzig, und Ba ist mehr als dreißig Zentimeter größer.«
    »Hyperpituitarismus, meinen Sie nicht auch?«
    Bulmers Erwiderung folgte wie aus der Kanone geschossen. »Ja. Ich schätze, die Hormonproduktion hat sich vor Ende der Pubertät wieder normalisiert.

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