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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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klar war, dass es misslingen würde. Die Gabe verspätete sich nie. Wenn sie da war, dann funktionierte sie sofort oder gar nicht. Trotzdem machte er weiter und packte das entzündete Gelenk mit zunehmendem Druck, bis Bud Reardon vor Schmerz aufstöhnte und den Fuß zurückzog.
    »Sie sollten ihn heilen, Alan, und nicht den Schmerz verschlimmern!«
    Alan war sprachlos. Er hatte sich geirrt! Seine Berechnungen waren falsch gewesen. Dieses verdammte Sieb von Gedächtnis! Er konnte fühlen, wie sich ihre Augen in ihn bohrten. Er konnte ihre Gedanken hören – Scharlatan! Schwindler! Lügner! Verrückter! Er hätte sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen.
    Dr. Reardon räusperte sich wieder. »Angenommen, wir wären in Ihrer Praxis und Sie versuchen, was Sie gerade mit ähnlichen Ergebnissen versucht haben – was wäre Ihr nächster Schritt?«
    Alan öffnete den Mund zum Sprechen und schloss ihn wieder. Er hatte das Medikament schon tausendmal verschrieben, aber der Name versteckte sich vor ihm im entferntesten Winkel seines Gedächtnisses, gerade jenseits seiner Reichweite. Er fühlte sich wie ein Schiffbrüchiger auf einer verlassenen Insel, der dem Rauch aus den Schornsteinen eines vorbeifahrenden Schiffes gerade jenseits des Horizonts nachsieht.
    Reardon missverstand Alans Zögern als Unsicherheit, was er gefragt hatte, und versuchte, es zu erklären.
    »Was ich sagen will, welche Untersuchungen würden Sie jetzt mit mir anstellen? Welche Medikation?«
    Alans Gehirn war völlig leer. Er versuchte sich an einer Antwort. »Eine Röntgenaufnahme und ein Bluttest.«
    »Oh, ich glaube kaum, dass Röntgen notwendig wäre«, sagte Reardon jovial, aber sein Lächeln verschwand schnell, als er Alan anstarrte. »›Bluttest‹ ist ein bisschen vage, finden Sie nicht? Was genau würden Sie anordnen?«
    Alan durchkämmte sein Gehirn. Gott, wenn er nur denken könnte! Er versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Ein Profil. Wissen Sie – ein SMAC-20.«
    Alan sah Sorge und Argwohn in Reardons Gesicht wachsen. Es spiegelte sich in den Gesichtern um ihn herum.
    »Nicht sehr spezifisch, Alan. Sehen Sie, ich weiß, dies ist Basiswissen, aber nur für das Protokoll: Erklären Sie mir doch einmal das Krankheitsbild von Gicht.«
    Hier unterbrach Tony. »Erstens gibt es kein Protokoll. Und zweitens ist Dr. Bulmer nicht hier, um über Gicht oder Dr. Reardons kranken Fuß geprüft zu werden.«
    »Das war auch nicht beabsichtigt«, antwortete Reardon, »aber wir scheinen hier mit einer unglaublichen Situation konfrontiert zu sein. Ich habe Dr. Bulmer eine Frage gestellt, die jeder Medizinstudent im ersten Semester beantworten könnte, und warte immer noch auf eine Antwort.«
    Alan fühlte, wie sich der Raum verengte, während er in einer Wolke der Scham versank. Warum konnte er nicht denken? Was war nur mit ihm los?
    »Nun, dann halten Sie mal nicht vor Spannung den Atem an!«, sagte Tony. Alan fühlte sich am Arm ergriffen und zur Tür gezogen. »Dr. Bulmer brauchte nicht hierherzukommen, und er braucht verdammt noch mal nicht hierzubleiben!«
    Alan ließ sich zur Tür führen. Er hörte hinter sich Reardons Stimme.
    »Es wäre besser, wenn er bliebe. Nach dem, was ich heute morgen hier erlebt habe, scheint Dr. Bulmer geistig unzurechnungsfähig zu sein, und der Ausschuss wird geeignete Schritte unternehmen müssen.«
    Und dann waren sie im Flur und auf dem Weg zum Parkplatz.
    »Scheiße, Alan! Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Das war alles, was Tony gesagt hatte, seit sie den Wagen erreicht hatten.
    »Und das Schlimmste von allem ist, du hättest nicht einmal da sein müssen! Oh Gott! Was ist passiert?«
    Alan schüttelte beim Fahren den Kopf. Er fühlte sich absolut miserabel, und Tony machte es mit seinem Toben auch nicht besser.
    »Ich weiß nicht. Mir fiel die Antwort nicht ein. Ich habe Gicht unzählige Male diagnostiziert und behandelt, aber ich kam nicht darauf. Es war, als ob ein Teil meines Gedächtnisses blockiert wäre, als ob es da wäre, sich aber vor mir verstecken würde. Es ist immer noch so.«
    »Wenn sie beschließen, dass du unzurechnungsfähig bist, können sie deine Abrechnungsverträge kündigen – ich weiß, dass ich das in den Statuten gelesen habe. Sie können dich von deiner Tätigkeit suspendieren, bis du von einem Psychiater oder von jemandem von der Drogenrehabilitation untersucht worden bist –«
    »Drogen! Glaubst du, ich wäre auf Drogen ?«
    »Nein. Dafür kenne ich dich zu gut. Aber, Al, in letzter Zeit bist

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