Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe
Er hatte keine Gesetze gebrochen, er hatte nichts getan, was gegen die Satzung des Krankenhauses verstoßen hätte. Sie konnten ihm nichts anhaben. Es konnte ihm nichts passieren.
»Was ich gerne wissen möchte, Mr DeMarco«, unterbrach der Autohändler Tony, »ist, warum Dr. Bulmer glaubt, heute hier einen Anwalt nötig zu haben. Dies ist schließlich keine Verhandlung.«
»Richtig. Ich bin mir dessen bewusst und Dr. Bulmer auch. Und ich bin erleichtert zu hören, dass Sie sich dessen auch bewusst sind. Tatsächlich musste ich auf Dr. Bulmer einreden, mir zu erlauben, heute für ihn zu sprechen. Er wollte nicht, dass ich mitkomme, aber ich bestand darauf, um sicherzustellen, dass keiner von Ihnen versucht, diese kleine informelle Veranstaltung in eine Verhandlung zu verwandeln.«
Der weißhaarige Dr. Reardon räusperte sich. »Wir wollen nur die ziemlich sonderbare Publicity ergründen, in deren Mittelpunkt Dr. Bulmer in der letzten Zeit steht, und ihn fragen, wie es begonnen hat, warum es weiterhin anhält und wie es kommt, dass er nichts dagegen unternommen hat.«
»Dr. Bulmer ist keineswegs verpflichtet zu reagieren. Diese ›sonderbare‹ Publicity, die Sie erwähnen, ist keineswegs krimineller Natur. Es kann doch nicht sein, dass er jedes Mal eine Pressekonferenz abhalten muss, wenn –«
»Ich würde es vorziehen, Dr. Bulmers Antwort von Dr. Bulmer persönlich zu hören«, sagte der Bankier. Die anderen Mitglieder des Ausschusses nickten und murmelten zustimmend. Tony wandte sich an Alan.
Er sagte: »Es liegt an dir.«
Alan fühlte, wie sein Herz schneller schlug, als sein Blick von einem Gesicht zum nächsten wanderte. »Was möchten Sie wissen?«
Lou ergriff sofort das Wort. Er sprach knapp und präzise, die Verärgerung war seinem Tonfall deutlich zu entnehmen.
»Warum in Gottes Namen haben Sie nichts getan oder gesagt, um diese lächerlichen Geschichten über diese Wunderheilungen, die Sie angeblich vollbracht haben, aus der Welt zu schaffen?«
Alan öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er hatte seine übliche Erwiderung geben wollen, dass er die Geschichten nicht dadurch aufbauschen wollte, dass er sich die Mühe machte, sie zu leugnen, änderte dann aber seine Meinung. Warum sollte er nicht einfach alles ans Licht bringen? Er war die Halbwahrheiten, die heimlichen Heilungen, die ständige Anspannung satt. Warum nicht dem Ganzen ein Ende bereiten und ins Reine kommen? Er zwang sich, sofort zu antworten, bevor er es sich noch einmal anders überlegte.
»Ich habe nichts widerrufen, weil die Geschichten wahr sind.«
So – ich habe es gesagt.
Totenstille legte sich über den Raum, nur unterbrochen von Tonys halblautem Fluchen: »Ach du heilige Scheiße!«
»Habe ich richtig verstanden, Alan?«, sagte Lou mit einem ungläubigen, halb amüsierten Sag-mir-dass-ich-mich-irre-Lächeln auf den Lippen. »Wollen Sie mir sagen, dass Sie tatsächlich unheilbare Krankheiten durch Handauflegen heilen können?«
»Ich weiß, es klingt verrückt«, sagte Alan nickend, »aber es stimmt – ich kann es seit …« Wie lange schon? Es fiel ihm nicht ein. »Seit Monaten.«
Die Treuhänder tauschten besorgte Blicke aus. Als sie begannen, ihre Köpfe zusammenzustecken, um zu konferieren, fragte Bud Reardon:
»Alan, sind Sie sich im Klaren darüber, was Sie da sagen?«
»Glauben Sie mir, ja. Und wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich jetzt genauso dreinblicken wie Sie.«
Alans Erklärung schien eine entwaffnende Wirkung auf den Ausschuss auszuüben, aber nur für einen Moment. Die Irritation auf ihren Gesichtern blieb, und sie schienen alle auf die Meinung der zwei ärztlichen Mitglieder zu warten. Alan sah zu Tony, der ihn, offensichtlich frustriert, wütend anstarrte. Der angedeutete Boxhieb, mit dem der Anwalt Alan bedachte, war keine Geste der Anfeuerung – er war einfach nur sauer.
Schließlich kehrte Ruhe ein.
Lou sagte: »Wir können einfach nicht hinnehmen, was Sie soeben behauptet haben, Alan. Sie bringen uns damit in eine unmögliche Situation. Wir dachten, dass Sie vielleicht die wilden Geschichten in der Hoffnung ignorieren, damit sie von selbst wieder verstummen; einige von uns dachten sogar, Sie würden wegen des erheblichen Zusatzgeschäfts in Ihrer Praxis nichts unternehmen. Aber keiner von uns hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Sie sich herablassen würden, solch einen Unsinn zu verbreiten –«
»Warten Sie eine Minute«, sagte Tony und sprang auf. »Nur eine
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