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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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machte, aber es musste da auch noch etwas anderes geben.
    Nun, jetzt war sie hier, und das bot eine Möglichkeit, die Beziehung wiederzubeleben. Vielleicht war dieser Montag doch noch nicht ganz verloren.
     

28. Alan
     
    Zuerst schien ein Krawall unvermeidlich. Die Leute auf dem Parkplatz erkannten ihn sofort, umringten sein Auto und drängten sich so eng dagegen, dass er die Tür nicht öffnen konnte. Nachdem er eine ganze Minute auf die Hupe gedrückt hatte, wichen sie schließlich doch so weit zurück, dass er aussteigen konnte.
    Und dann stürmte eine Flut verzweifelter Gestalten auf ihn ein, presste sich gegen ihn, fasste ihn an, ergriff seine Hände. Jeder versuchte, seine Hände zu erhaschen, um sie sich oder einem der Kranken, die sie mitgebracht hatten, auf den Kopf zu legen. Alan kämpfte gegen die Panik an, die ihn zu verschlingen drohte – er konnte in dem Gewühl kaum atmen.
    Diese Meute unterschied sich deutlich von den vorherigen Bittstellern. Dies waren die unermüdlichen, die hartnäckigsten unter den Pilgern, diejenigen, die geblieben waren, trotz der Nachricht von seiner Suspendierung im Krankenhaus und trotz der Gerüchte, dass er seine Gabe verloren habe oder dass man ihn doch als Scharlatan entlarvt hatte. Als Gruppe waren sie verwilderter und schmutziger als alles, was Alan hier bisher gesehen hatte. Die Frauen schienen allesamt verfilzte Haare zu haben, die Männer immer mindestens einen Dreitagebart. Sie schienen alle ziemlich heruntergekommen zu sein und ihre zahllosen Krankheiten taten ein Übriges dazu. Am auffallendsten war jedoch dieser Blick völliger Verzweiflung in ihren Augen.
    Alan rief ihnen zu, ihn durchzulassen, aber niemand schien zu hören. Sie reckten weiter ihre Hände nach ihm, berührten ihn, riefen seinen Namen …
    Er schaffte es schließlich, auf das Autodach zu klettern, wo er seine Hände um den Mund legte und sie anbrüllte. Endlich beruhigten sie sich so weit, dass seine Stimme zu ihnen durchdrang.
    »Sie müssen zurücktreten und mich in meine Praxis lassen«, sagte er. »Ich werde Sie einen nach dem anderen untersuchen und sehen, was ich tun kann. Diejenigen, die heute nicht mehr drankommen, kommen dann morgen dran und so weiter. Aber schließlich werde ich Sie alle empfangen haben. Kein Gedränge, kein Stoßen und kein Schieben. Ich weiß, dass Sie alle hier schon lange warten. Gedulden Sie sich noch ein wenig länger, und ich werde mich um Sie alle kümmern. Das verspreche ich.«
    Sie bildeten eine Gasse und ließen ihn durch. Conny war schon im Büro. Sie öffnete die Tür und schloss sie schnell wieder hinter ihm.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte sie. »Diese Leute sind irgendwie unangenehm.«
    »Sie warten schon so lange. Sie wären auch so schmuddelig und aufbrausend, wenn Sie seit zwei Wochen auf einem Parkplatz leben würden.«
    Sie lächelte unsicher. »Kann sein. Aber …«
    »Ich sage Ihnen jetzt, wie wir vorgehen, wenn die Sie so nervös machen. Wir lassen immer nur zwei gleichzeitig rein. Während ich den einen behandle, füllen Sie für den zweiten die Karte aus. Auf diese Weise wird alles reibungslos ablaufen.«
    Weil ich nur eine Stunde habe, um das zu tun, weswegen diese Leute gekommen sind.
    Es begann mit einem Handgemenge, weil alle sich gegen die Tür drängelten und quetschten, als Alan sie öffnete. Er musste laut werden und damit drohen, keinen einzulassen, solange keine Ordnung herrschte. Danach wurde es ruhiger. Ein Mann in mittleren Jahren und eine Mutter mit ihrem Kind waren die Ersten, die eingelassen wurden. Sowohl der Mann wie auch das Kind hinkten.
    Etwa fünf Minuten später brachte Conny die Mutter mit dem Kind in das Behandlungszimmer. Als Alan das Zimmer betrat, zog die Mutter, die einen fleckigen Kittel und dunkelblaue Socken trug, die um ihre Knöchel schlotterten, an den Haaren des Kindes – und die gaben nach. Eine Perücke. Das Mädchen war völlig kahl. Alan registrierte die Blässe und die eingefallenen Wangen. Sie schien nicht älter als zehn.
    »Chemotherapie?«
    Die Mutter nickte. »Sie hat Leukämie. Zumindest sagen uns das die Arzte. Egal, was sie ihr geben, Laurie siecht weiter dahin.«
    Sie hatte einen deutlichen Südstaatenakzent, aber er konnte ihn nicht weiter eingrenzen. »Woher kommen Sie?«
    »West Virginia.«
    »Und Sie sind den ganzen Weg –?«
    »Ich las darüber im Light . Nichts hat funktioniert. Ich dachte, ich hab nichts zu verlieren.«
    Alan wandte sich dem Mädchen zu. Ihre großen blauen Augen

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