Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
Vom Netzwerk:
ganze Situation war bittersüß – emotional befriedigend, aber geistig wurde er nicht gefordert. Er brauchte die Patienten nicht zu kennen oder eine Beziehung aufzubauen. Er brauchte sie nur zu einer bestimmten Tageszeit zu berühren und zack! – alles war gut. Das war nicht seine Art der Medizin. Er befand sich in Hochstimmung, wenn er die Erleichterung und die Freude und das Staunen auf ihren Gesichtern sah, aber er wandte nichts von seiner Ausbildung an.
    Andererseits – nichts von seiner Ausbildung ermöglichte es. ihm, die Dinge zu tun, die er heute getan hatte. Seine Berufskollegen würden die meisten seiner Erfolge als Placeboeffekt oder Spontanheilung abtun. Wieso auch nicht? An ihrer Stelle würde er ebenso handeln. Ihm war beigebracht worden, nicht an Wunder zu glauben.
    Wunder – wie schnell er sie akzeptiert hatte, nachdem er bei einigen dabei gewesen war – nachdem er einige gewirkt hatte. Wenn er nur einen Weg finden könnte, damit Sylvia ihn die Gabe an Jeffy versuchen ließ. Sie schien Angst davor zu haben, ihm war nur nicht klar, warum. Selbst wenn die Gabe bei Jeffys Autismus nicht helfen würde, sah er keinen Grund, warum ein Versuch schaden sollte.
    Wenn er den kleinen Jeffy wieder gesund machen könnte, würde das alle Schwierigkeiten, in die die Gabe ihn bisher gebracht hatte, wieder aufwiegen. Wenn Sylvia ihm nur …
    Er hörte Gezeter und ging nach vorn, um nachzusehen. Mehrere Leute vom Parkplatz hatten sich ins Wartezimmer gedrängt.
    Als sie ihn saßen, riefen sie ihm entgegen, flehten ihn an, bettelten, noch vorgelassen zu werden.
    Alan erhob eine Hand und hielt sie oben. Er sprach erst, als sie sich schließlich beruhigt hatten.
    »Ich werde das jetzt nur noch einmal sagen. Ich weiß, dass Sie alle krank sind und Schmerzen haben. Ich verspreche, dass ich jeden Einzelnen von Ihnen vorlasse und alles in meiner Macht Stehende tun werde, aber meine Gabe hält immer nur eine Stunde am Tag an, nicht länger. Nur eine Stunde. Verstehen Sie das? Diese Stunde ist für heute vorüber. Ich werde morgen um fünf für eine weitere Stunde hier sein.«
    Es gab ein Raunen aus dem Hintergrund der Gruppe.
    »Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen. Ich bin morgen wieder da. Das verspreche ich.«
    »Das haben Sie schon vor zwei Wochen gesagt, und wir haben Sie erst heute wiedergesehen!«, rief eine Stimme. »Spielen Sie keine Spiele mit uns!«
    »Vielleicht sollten wir uns hier einfach häuslich niederlassen, bis Sie wiederkommen!«, brüllte ein anderer.
    »Wenn Sie anfangen, mir zu drohen, komme ich gar nicht zurück.«
    Plötzlich herrschte Schweigen.
    »Ich sehe Sie hier morgen um fünf.«
    Er sah zu, wie sie widerstrebend die Praxis verließen. Nachdem sie hinter ihnen abgeschlossen hatte, lehnte Conny sich an die Tür und seufzte erleichtert auf.
    »Ich mag diese Leute nicht, Doktor. Ich sage Ihnen, die sind irgendwie böse und gemein. Sie machen mir Angst.«
    »Jeder für sich genommen sind sie in Ordnung.«
    »Vielleicht, aber nicht alle zusammen. Sobald ein geheilter Patient die Praxis verließ, wurden die anderen immer aggressiver, die Größeren und Stärkeren drängten sich vor und schubsten die Kleineren und Schwächeren beiseite.«
    »Viele von ihnen warten schon so lange, und sie sind es leid, krank zu sein. Sie haben es satt, Schmerzen zu haben. Wenn Hoffnung auf Heilung besteht, kann sich eine weitere Nacht wie ein Jahr hinziehen.«
    Conny schüttelte den Kopf. »Sie haben wohl recht. Ach, Dr. Bulmer«, sagte sie, als er gehen wollte, »meine Mutter leidet schrecklich unter Arthritis in den Hüften. Ich fragte mich, ob …«
    »Natürlich«, sagte er. »Bringen Sie sie morgen mit.«
    Sie schlossen alles ab und Alan brachte sie bis zu ihrem Auto und wartete ab, bis sie sicher losgefahren war, bevor er sich zu seinem eigenen Wagen begab. Die Menge hatte sich in einiger Entfernung zusammengedrängt und beäugte ihn wie eine verhungernde Meute den Betreiber eines gut ausgestatteten Supermarkts. Aber ihr Hunger war von einem anderen Kaliber und er wusste, er konnte ihnen vor dem nächsten Tag nichts anbieten.
    Als er wegfuhr, fühlte er sich angespannt und nervös. Er fragte sich, ob sie ihm wohl geglaubt hatten.
     

29. Sylvia
     
    Sie hasste den Gedanken, Jeffy für eine Nacht hierzulassen, ganz zu schweigen von drei Nächten, aber Charles hatte darauf bestanden, weil das der beste und schnellste Weg für eine Gesamtbeurteilung sei.
    »Wir werden ihn von Kopf bis Fuß durchleuchten«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher