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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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brauchte zwei Anläufe, bis der Hörer richtig auf der Gabel lag.
    Bruder Robert, Martin und Mr Veilleur starrten sie alle an.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte Bruder Robert.
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht nichts.«
    »Warum sehen Sie dann so aus, als hätten Sie einen Geist gesehen?«
    »Sie hat gesagt, der behandelnde Arzt sei Doktor Gallen.«
    »Ja und?«
    »Ich kenne ihn. Er ist Gynäkologe.«
    Mr Veilleur fiel die Himmelfahrts-Tafel aus den Fingern.
     
    2.
     
    Carol klammerte sich an die Gitterstäbe ihres Krankenhausbettes wie ein über Bord gegangener Seemann an eine Schiffsplanke.
    »Habe ich das Baby verloren?«
    Dr. Gallen schüttelte den Kopf. Er war noch ziemlich jung – vielleicht fünfunddreißig –, pummelig und blond. Er sah aus wie das Michelinmännchen nach einem Besuch beim Herrenausstatter. Die arrogante Art, die viele seiner Kollegen ausstrahlten, musste er sich erst noch antrainieren.
    Das kommt schon mit der Zeit, dachte Carol. Aber im Augenblick war sie ganz froh, dass er freundlich war und man mit ihm reden konnte.
    »Soweit ich das sagen kann – nein. Es war ziemlich knapp, aber ich glaube, der Fötus ist unversehrt.«
    »Aber mein Schwangerschaftstest war negativ.«
    »Wer hat den angeordnet?«
    »Ähem. Ich war das, irgendwie.«
    »Und wann haben Sie den ›irgendwie‹ durchgeführt?«
    »Vorletzten Sonntag.«
    »Das ist fast zwei Wochen her. Wohl zu früh. Sie waren da zwar schon schwanger, aber die HCG-Konzentration war noch nicht hoch genug, um auf den Test zu reagieren. Deswegen das falsche Ergebnis. Kommt immer wieder vor. Wenn Sie ein paar Tage länger gewartet hätten, wäre wohl ein positives Ergebnis dabei herausgekommen.« Er drohte ihr gutmütig mit dem Finger. »Das kommt dabei heraus, wenn medizinisch nicht geschultes Personal Doktor spielt. Wenn Sie von Anfang an zu mir gekommen wären …«
    »Wie weit bin ich?«
    »Ich schätze, vier bis sechs Wochen. Wahrscheinlich näher an die vier. Falls Sie immer noch schwanger sind.«
    Carol hatte das Gefühl, ihr würde das Herz stehen bleiben.
    »Falls?«
    »Ja. Falls. Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass Sie das Kind nicht verloren haben, besteht immer noch die Möglichkeit, dass es doch so ist. Wir sorgen dafür, dass Sie ein paar Tage lang strenge Bettruhe einhalten und werden weiterhin Tests machen. Wenn die dann immer noch positiv sind, ist alles prima. Wenn nicht, dann müssen Sie es weiter versuchen.«
    Die Realität holte Carol mit brutaler Gewalt wieder ein. Sie kämpfte gegen die Tränen an.
    Weiter versuchen? Wie denn? Jim ist tot.
    Der Schmerz musste auf ihrem Gesicht zu sehen sein.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Mein Mann … er ist letzten Sonntag ums Leben gekommen?«
    Er riss die Augen auf. »Stevens? Nicht der Stevens. Oh, es tut mir so leid. Ich habe davon gehört, aber … irgendwie hat es bei mir nicht Klick gemacht. Es tut mir wirklich leid.«
    »Schon gut.«
    Aber das war es nicht. Sie wusste nicht einmal, ob es das je wieder sein würde.
    »Na gut«, sagte er mit entschlossenem Gesichtsausdruck. »Ich schätze, dann müssen wir wohl dafür sorgen, dass das Baby es schafft. Was meinen Sie?«
    Sie nickte und biss sich aus Angst um ihr Kind auf die Unterlippe.
    »Ich werde später noch einmal nach Ihnen sehen. Ich kümmere mich selbst darum. Wenn es sein muss, die ganze Nacht.« Er winkte ihr kurz zu, dann war er verschwunden.
    Irgendwas an seinem Verhalten gab ihr das Gefühl, sie könnten es wirklich schaffen.
     
    Manhattan
     
    3.
     
    »So langsam ergibt alles für mich einen Sinn«, sagte Mr Veilleur. Grace sah zu, wie er die Bruchstücke der Tafel wieder zusammensuchte.
    »Wie schön für Sie«, murmelte Martin säuerlich. »Für uns ist das alles schon seit Wochen klar.«
    »Ganz ruhig, Martin«, wiegelte Bruder Robert ab. »Ein bisschen mehr Verständnis. Denke daran, der Glaube ist ein Geschenk.«
    »Ist Ihnen wirklich alles so klar gewesen?«, fragte Mr Veilleur Martin. Diesmal spielte kein Lächeln mehr um seine Lippen. Er blickte ziemlich grimmig drein.
    »Natürlich. Der Antichrist kommt und …«
    »Können wir für den Augenblick mal diese judeo-christliche Mythologie beiseite lassen? Das verwischt nur die Tatsachen.«
    Martin schnaubte und plusterte sich auf. »Mythologie? Sie reden über das Wort Gottes!«
    Benutzen wir doch einfach eine neutrale Benennung, einverstanden? Ich kann einfach keine sinnvolle Diskussion führen, wenn Sie dauernd von Antichrist reden. Wie klingt

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