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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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allein hatte keine verbundenen Hände. Sie alle warteten und schauten erwartungsvoll auf sie.
    Ohne großes Trara war die Last der Führerschaft der Auserwählten auf sie übergegangen. Grace fühlte sich stark, erfüllt vom Bewusstsein einer heiligen Mission. Sie wusste, was der Herr von ihr wollte, und so sehr ihr Herz auch vor dem zurückschreckte, was vor ihr lag, so sehr war sie doch bereit, zu gehorchen. Die Anderen, darunter auch Bruder Robert, standen hinter ihr. Der Mönch war beiseite getreten – mit Freude, wie es schien –, damit sie sagte, wie es weitergehen würde. Grace wurde von höchster Stelle geleitet. Der Heilige Geist war mit ihr. Sie wussten es alle und sie fügten sich dieser Tatsache.
    Nur Mr Veilleur bekannte sich nicht zu ihr.
    »Sie ist zu Hause«, sagte sie. »In der Villa. Es wird Zeit zu handeln. Unser heutiges Tun ist der Grund, warum der Heilige Geist uns berührt hat. Es ist der Zweck, zu dem wir zusammengeführt wurden. Der Heilige Geist ist mit uns. Er hat uns zu Gottes Werkzeugen gemacht. Gehen wir!«
    Sie erhoben sich wie eine Person und gingen im Gänsemarsch zur Tür.
    Alle bis auf Mr Veilleur. Der Anblick, wie er regungslos dasaß, während alle anderen sich auf das vor ihnen Liegende vorbereiteten, entlockte ihr eine Abfolge von Silben, die sie nicht verstand. Sie hörte sich selbst sprechen. Es war das, was er als die Alte Sprache bezeichnet hatte.
    »Nicht dieses Mal«, erwiderte er auf Englisch. »Du hast dich meiner genug bedient. Ich bin raus aus dem Spiel. Endgültig.«
    »Was habe ich gesagt?« Grace war zum ersten Mal seit dem gestrigen Wunder unsicher, ob sie alles richtig machte.
    Mr Veilleur seufzte. »Es spielt keine Rolle.«
    »Sie kommen nicht mit uns?«
    »Nein. Ich will mit dieser Sache nichts zu tun haben.«
    »Sie meinen, dass wir einen Fehler machen?«
    »Was ich meine, spielt keine Rolle. Tun Sie, was Sie zu tun haben. Ich verstehe das. Ich habe das alles schon hinter mir. Außerdem haben diese ›Stigmata‹, die Sie alle empfangen haben, ihren Zweck erfüllt. Aller Zweifel ist ausgeräumt. Sie sind alle trunken vor heiligem Eifer.«
    »Und Sie meinen, dass das falsch ist?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich sage nur, dass Sie ohne mich gehen müssen.«
    »Was ist, wenn ich nicht gehe? Was, wenn ich nichts tue? Was, wenn ich mich vom Ruf des Herrn abwende und es zulasse, dass … dass Carols Baby geboren wird? Was wird dieses Kind uns und der Welt insgesamt antun, wenn es auf der Welt ist?«
    »Es geht nicht so sehr darum, was das Kind der Welt antun wird, als vielmehr darum, was die Welt sich selbst antun wird. Zuerst wird er kaum einen Einfluss haben, obwohl schon seine bloße Existenz bei einigen, die auf der Kippe zum Bösen und zur Gewalt hin stehen, den Fall in den Abgrund auslösen wird. Aber während er älter wird, wird er beständig Kraft aus dem versteck ten Bösen und der Verderbtheit um ihn herum gewinnen. Und der Tag wird kommen – das ist unvermeidbar –, an dem ihm klar wird, dass es niemanden gibt, der sich seiner Macht entgegenstellt. Sobald er das weiß, wird er die ganze irrsinnige Dunkelheit hereinlassen, die die Grenzen von dem umschleicht, was wir Zivilisation nennen.«
    »Sie sprachen davon, ›was die Welt sich selbst antun wird‹. Wird er uns alle verderbt und böse machen?«
    Mr Veilleur schüttelte den Kopf. »Nein. So läuft das Spiel nicht.«
    »Das Spiel?« Sie war plötzlich wütend auf ihn. Carols Ehemann war tot und sie war im Begriff, eine Abtreibung an ihrer Nichte durchzuführen und er hatte den Nerv … »Wie können Sie das als Spiel bezeichnen?«
    »Ich sehe das nicht als ein Spiel, aber ich habe den Verdacht, dass sie das tun.«
    »Sie?«
    »Die Mächte, die mit uns spielen. Ich glaube – ich weiß es nicht sicher, aber nach all den Jahren bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir eine Art Pokal in einem Wettstreit zweier unvorstellbar gewaltiger gegeneinander wirkender Mächte sind. Nicht der Hauptgewinn. Vielleicht nur ein Punktgewinn am Rande. Nichts, was einen großen Wert hat, nur etwas, das die eine Seite haben will, weil die andere Seite daran interessiert scheint und es vielleicht irgendwann gebrauchen könnte.«
    Grace wollte ihre Ohren gegen solche Ketzerei verschließen.
    »Aber Gott, der Teufel …«
    »Nennen Sie sie, wie immer Sie wollen. Die Seite, die wir Gott nennen würden, interessieren wir einen Dreck. Sie will der anderen Seite nur Steine in den Weg legen. Aber die andere Seite ist für uns

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