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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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wirklich schädlich. Sie nährt sich von Angst und Hass und Bosheit, aber sie verursacht sie nicht. Jemanden dazu zu zwingen, Böses zu tun, befriedigt sie überhaupt nicht. Das Böse muss von innen kommen.«
    »Weil wir aufgrund der Erbsünde böse sind.«
    »Ich habe nie begriffen, wie Leute auf diesen Erbsünde-Quatsch hereinfallen können. Das ist doch nur ein Trick der Kirche, damit Sie sich von vornherein schuldig fühlen. Es bedeutet doch, dass es eine Sünde ist, geboren zu werden – und das ist offensichtlich lächerlich. Nein, wir sind nicht böse. Aber wir haben in großem Maße die Fähigkeit, böse zu sein.«
    Grace wollte das nicht hören, aber sie konnte ihre Ohren nicht davor verschließen. Sie spürte die Überzeugung in seinen Worten.
    »Und deswegen ist der Vertreter dieser Macht auf Erden – der Widersacher, von dem ich schon mal gesprochen habe – bestrebt, es euch leichter zu machen, euch selbst und anderen Schmerz zuzufügen. Er wird den Weg ebnen, damit alles, was niedrig in euch ist, zum Vorschein kommt, er befördert die Handlungen, die die Bande der Liebe, des Vertrauens, der Familie und des simplen Anstands, alles was unser Leben und unser Verhältnis zu anderen bereichert, zerstören. Und wenn dann jeder von euch von allen anderen isoliert ist, wenn alle zu körperlich, geistig und seelisch verkrüppelten Inseln der Verzweiflung geworden sind, wenn ihr alle in eure eigene private Hölle herabgesunken seid, dann wird er euch alle zu einer Hölle auf Erden zusammenpferchen.«
    »Aber wie schlimm …?«
    »Ein simpler Blick auf die menschliche Geschichte, selbst in der zensierten Fassung, wie sie in den gebräuchlichen Schriften verkündet wird, wird euch eine Idee davon geben, welches Potenzial zur ›Unmenschlichkeit‹ der Mensch hat. Und das kratzt gerade mal an der Oberfläche dessen, was uns bevorsteht. Bei den Schrecken des Alltagslebens unter dem Widersacher werden die Konzentrationslager der Nazis wie Ferienparadiese wirken.«
    Grace schloss die Augen in einem Versuch, sich die Zukunft auszumalen, die er vor ihr ausbreitete, aber ihre Vorstellungskraft versagte davor. Und dann sah sie es plötzlich. Das ganze apokalyptische Schreckensszenario stand vor ihren Augen – sie spürte es, berührte es, erfuhr das Elend und die Verderbtheit, die vor ihnen lag. Sie schrie auf und öffnete ihre Augen.
    Und bemerkte, wie Mr Veilleur sie anstarrte und grimmig nickte.
    »Und Sie wollen uns nicht helfen, ihn aufzuhalten?«
    »Nein. Ich bin alt. Ich habe genug vom Kämpfen. Mir verbleiben nur noch wenige Jahre. Ich will nichts anderes mehr, als die in Frieden zu verbringen. Und was könnte ich zu eurer Unternehmung schon beitragen? Das ist etwas, das nur Sie tun können. Aber ich wünsche Ihnen viel Glück. Sie werden alles Glück brauchen, was Sie bekommen können.«
    »Ich kann nicht scheitern. Der Herr ist mit mir.«
    »Wenn dieser Glaube Ihnen Kraft gibt, dann halten Sie sich daran fest. Lassen Sie sich durch nichts aufhalten, Grace – nicht durch Flehen, nicht durch Gewaltandrohung, durch keine Schrecknisse, seien sie real oder eingebildet.«
    »Eingebildet?«
    »Es kann sein, dass Sie Dinge sehen. Sie werden sich Ihren schlimmsten Albträumen, ihren tiefsten Schuldgefühlen gegenübersehen. Lassen Sie sich davon nicht beirren. Tun Sie das, wozu Sie auserkoren sind. Lassen Sie sich durch nichts davon abbringen. Durch gar nichts!«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich habe bereits da gestanden, wo Sie jetzt stehen.«
    Er begleitete sie zur Straße hinunter, wo die Auserwählten neben ihren Autos warteten. Er schüttelte ihr die Hand, dann drehte er sich um und ging Richtung Stadtzentrum davon.
    Als sie in Martins Wagen stieg, um nach Monroe zu fahren – und vorher noch einen Halt in einem Gemischtwarenladen zu machen, um einige Dinge zu besorgen –, blickte Grace der sich langsam entfernenden Gestalt hinterher und wurde das Gefühl nicht los, sie werde ihn nie wiedersehen.
     
    Monroe
     
    4.
     
    Carol hatte gehofft, sie könne es vor ihm verbergen, aber es gelang ihr nicht. Bill war gerade dabei, eine Decke auf dem Rasen auszubreiten, sah hoch zu ihr und sprang auf. »Carol? Was ist passiert?«
    Unter Tränen erzählte sie ihm von dem Anruf.
    »Verdammt!«, sagte er. »Was stimmt mit diesen Leuten nur nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Sie machen mir Angst.«
    »Du musst das der Polizei melden. Sie müssen das Haus bewachen.«
    »Ich glaube, du hast recht. Ich rufe nach dem Essen

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