Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Bündel von Mikadostäbchen. Grace sackte auf dem Boden zusammen. Sie keuchte und hielt sich den Hals. Emma taumelte und stolperte um die eigene Achse, mit weit aufgerissenen, verwirrten Augen. Ihre Arme und Hände zuckten und verkrampften sich unkontrolliert. Der Axtkopf ragte aus ihrem blutüberströmten Kopf und der Stiel wippte über ihrem Rücken in der Luft wie ein Taktstock.
Plötzlich erstarrte sie und für einen schrecklichen, endlosen Augenblick stand Emma Stevens auf ihren Zehenspitzen, ihr Körper, ihre Arme und Beine starr wie Stahlstangen, die Augen in die Höhlen zurückgerollt. Dann brach sie zusammen. Es schien, als würde die Luft aus ihrem Körper entweichen, als sie in einem schlaffen Haufen auf dem Boden zusammensackte und mit dem Gesicht nach unten auf den Teppich fiel.
Bill hätte sich am liebsten übergeben. Carol stöhnte neben ihm. Viele der Auserwählten gingen auf die Knie und beteten. Bruder Robert eilte zu Emma hin und erteilte ihr die Sterbesakramente. Martin half Grace auf die Füße. Sie deutete auf Emmas Leiche und versuchte etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus.
»Ich musste das tun«, sagte Martin nervös und tätschelte Graces Arm mit einer zitternden Hand. »Sie hätte Sie umgebracht. Es war … entweder das, oder zusehen, wie Sie sterben. Ich musste es einfach tun!«
Während sich Carol weinend an ihn klammerte, blickte Bill zu Jonah Stevens hinüber, der still auf seinem Stuhl saß. Seine Frau war soeben vor seinen Augen ermordet worden, aber er zeigte nicht mehr Gefühlsregung, als wenn jemand eine Fliege totgeschlagen hätte.
Martin deutete auf Bill.
»Fesselt ihn. Schnell, bevor noch etwas schiefgeht.«
Bill war durch das entsetzliche Ereignis so betäubt, dass er gar nicht daran dachte, sich gegen die Hände zu wehren, die seine Arme ergriffen und ihn von Carol wegzerrten. Emma Stevens – sie war tot, erschlagen mit einer Axt. Er hatte schon vorher Menschen sterben sehen, Leute, die in ihrem Bett in die andere Welt hinüberglitten, nachdem er ihnen die Letzte Ölung erteilt hatte, und sogar die gewaltsamen Tode in Greenwich Village, die im Dunkeln erfolgt waren. Er hatte noch nie so etwas wie das hier gesehen, gewaltsamen, blutigen Mord.
Als er schließlich seine chaotisch rasenden Gedanken und Gefühle unter Kontrolle bekam, saß er stramm verschnürt auf einem Stuhl. Der Mönch war immer noch mit Emma beschäftigt.
»Was wollen Sie hier?«, fragte er Martin.
»Wir werden den Antichrist aufhalten, bevor er geboren werden kann.«
Hinter Martin sah er, wie sich die Frauen um Carol scharten und plötzlich war ihm auf grauenhafte Weise alles klar.
14.
Bruder Robert segnete ein letztes Mal den Körper der armen, unglücklichen Frau, dann erhob er sich und musterte die Szene. Pater Ryans Protestrufe gingen durcheinander mit den Schreien der jungen Frau, die aus dem Salon in den Flur geleitet wurde. Der Mönch wäre am liebsten davongelaufen, aber er wusste, das war nicht möglich. Die junge Frau – sein Herz blutete angesichts ihres Leids – war unschuldig. Sie wusste nicht, was sie da unter ihrem Herzen trug. Aber es gab keinen Zweifel an der eisigen Ballung von konzentriertem Bösen, die er in ihr heranwachsen spürte. Ihre Ausstrahlung zog wie eine arktische Böe durch den Raum und traf ihn wie ein Wirbelsturm. Sie waren am rechten Ort.
Er starrte den Jesuit an. Er hatte gewusst, dass sie unter Umständen Gewalt anwenden müssten, um ihr Vorhaben durchzusetzen, der Anblick eines Geistlichen in Fesseln machte ihm jedoch sehr zu schaffen. Es war, als würde alles auseinanderbrechen, als würde er die Kontrolle über die Situation verlieren – wenn er die Situation überhaupt je unter Kontrolle gehabt hatte.
Er sah zurück auf den Leichnam zu seinen Füßen und spürte, wie Galle in seiner Kehle aufstieg.
»Wie konnte das passieren?«, rief er den Auserwählten zu. »Wir sind doch kein hirnloser Pöbel. Wir tun das Werk Gottes. Aber Mord ist nicht das Werk Gottes!«
»Damit werdet ihr nicht davonkommen!«, rief Pater Ryan.
»Das können sie schon«, hörte er den anderen Mann, der Martin mit seinen Blicken aufspießte, mit ausdrucksloser, ungerührter Stimme sagen. »Sie werden uns alle umbringen.«
Bruder Robert starrte den einäugigen Mann an. Er verströmte Hass. Auch in ihm war das Böse.
»Genug mit diesem Unsinn!«, sagte Bruder Robert. Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren fremd. »Kein Gerede mehr über das Töten. Das hier
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