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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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steuerte.
    Sie fragte sich, wie es Tante Grace wohl ging. Im Augenblick war sie wahrscheinlich bei ihrer Chorprobe nur wenige Blocks entfernt in St. Patricks. Sie hatte nicht gut ausgesehen. Carol hoffte, es war nichts Ernstes. Sie hing an dieser pummeligen alten Jungfer.
    Sie fand die Auffahrtsrampe zur Brücke und fuhr über den East River, wobei sie Ausschau nach der Ausfahrt hielt, die sie direkt auf den Long Island Expressway bringen würde. Hinter ihnen schimmerte die Stadt hell in der kristallklaren Nacht.
    Der Wagen machte einen Satz zur Seite, als eine besonders heftige Windbö über die Brücke fegte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jim verschlafen, setzte sich auf und sah sie an.
    »Sicher.« Sie behielt den Blick auf der Straße. »Mir geht es gut. Ich bin nur etwas müde, das ist alles.«
    »Ich auch. Soll ich fahren?«
    »Nein danke, du alte Saufnase.«
    »Cleveres Mädchen.«
    Jim trank gern einen über den Durst, und wenn er das tat, dann fuhr Carol.
    Damit sie wach blieb, schaltete Carol das Radio ein. Sie hätte schon gern UKW gehabt wie einige dieser neuen Autos. Sie mochte die Musik dieses neuen Senders WNEW. Aber sie war auch schon mit den Top-40-Sendungen von WMCA zufrieden. Das psychedelische Bubblegum-Gedudel von »Green Tambourine« schallte durch den Wagen.
    »Das war ein tolles Essen«, murmelte Jim.
    »Hervorragend.«
    Er legte ihr einen Arm um die Schulter und liebkoste ihr Ohr. »Ich liebe dich, Carol.«
    »Ich liebe dich auch, Schatz.«
    Er schmiegte sich enger an sie in der Wärme des Wageninnern, als die Lemon Pipers ausgeblendet wurden, und Paul McCartney zu den ersten Zeilen von »Hello, Goodbye« ansetzte.

Zwischenspiel am Central Park West 2
     
    »Willst du den ganzen Tag da am Fenster stehen bleiben?«
    »Nur noch einen Augenblick, meine Liebe«, beschwichtigte Mr Veilleur seine Frau.
    Das Gefühl war abgeklungen – oder wenigstens sehr viel schwächer geworden. Es war schwierig, da eine genaue Unterscheidung zu treffen.
    Er starrte auf den dunklen Fleck des Parks hinunter, dessen Dunkelheit von den beleuchteten Wegen durchschnitten wurde, die in dieser winterlichen Nacht fast ausgestorben waren. Das Gleiche galt für den Central Park West direkt unter ihm.
    Das kribbelnde Alarmsignal in den primitivsten Regionen seines Gehirns war verstummt, aber das beruhigte ihn überhaupt nicht. Die Ursache für das Gefühl konnte immer noch da sein, die Aura nur durch die Entfernung verwässert. Sie konnte jenseits seiner Wahrnehmung kontinuierlich stärker werden.
    Oder vielleicht war es auch nur ein böser Traum gewesen. Vielleicht war er vor dem Fernseher eingeschlafen und hatte einen Albtraum gehabt, den er in den Wachzustand hinübergerettet hatte.
    Ja, so musste es sein. Ein Albtraum. Das hatte er auch seiner Frau gesagt.
    Er konnte nicht wieder da sein. Das war unmöglich.
    Und doch, für einen Moment …
    Nein. Ein böser Traum. Nichts weiter.
    Und was, wenn ich mich irre?
    Ihn schauderte. Wenn er sich irrte, dann lagen unbeschreibliche Schrecken vor ihnen. Nicht nur vor ihm, sondern vor allen Lebenden und allen zukünftigen Generationen.
    Er wandte sich zu seiner Frau um und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Was kommt heute Abend noch in der Flimmerkiste?«

IV
     
    Samstag, 24. Februar
    Monroe
     
    Du siehst voll Häme zu, wie die judäischen Säuglinge den Armen ihrer kreischenden Mütter entrissen werden. Diejenigen, die Widerstand leisten, werden brutal und effizient von dem römischen Soldaten unter deinem Kommando niedergeknüppelt. Die Väter, die ihren Familien zu Hilfe eilen wollen, werden mit Schwertern in Schach gehalten, und die, die nicht zurückweichen, werden niedergemetzelt. Die Schreie der Eltern und der Kinder sind wie Musik für dich, ihr Schmerz und ihr Leid sind exquisites Ambrosia.
    Nur Kleinkinder, die einen Monat alt oder jünger sind, sollen eingesammelt werden, und nur die aus dieser kleinen Stadt südlich von Jerusalem und deren näherem Umkreis. Wenn es nach dir ginge, würdest du das auf die ganze Gegend ausdehnen, aber dir sind Grenzen gesetzt.
    Schließlich sind all die hilflosen, plärrenden Babys auf einer freien Stelle in einem nah gelegenen Feld zusammengetragen worden. Die Soldaten zögern in ihrer Pflichtausübung. Du brüllst sie an, ihren Befehlen nachzukommen. Du entreißt dem dir am nächsten stehenden Mann sein Schwert und watest in dieses Gewirr winziger Arme und Beine. Du schwingst die kurze, breite Klinge hin und her in einer

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