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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sensenförmigen Bewegung und spürst, wie sie durch glatte Haut und weiche Knochen fährt, so leicht wie ein erhitztes Messer durch reifen Käse. Winzige purpurrote Fontänen schießen hoch und bespritzen dich. Die hervorquellenden Eingeweide dampfen in der kalten Luft.
    Du lachst. Es kümmert dich nicht, ob die Soldaten zaudern. Du wirst diese Aufgabe mit Vergnügen selbst ausführen. Wieso auch nicht? Es ist dein Recht, oder? Schließlich warst du derjenige, der diesem senilen alten Trottel, Herodes, eingeredet hat, der rechtmäßige König der Juden sei in den letzten ein oder zwei Wochen in genau dieser Gegend auf die Welt gekommen. Warst du es nicht, der ihn überzeugt hat, dies hier sei die einzige sichere Möglichkeit, wie die Herrschaft über diese kleine Ecke der Welt auf seine Söhne übergehen kann, so wie er es geplant hat?
    Schließlich ergreift die Blutlust auch die Soldaten und sie schließen sich dir bei der Metzelei an. Du trittst jetzt zurück und siehst zu, wie sie die Arbeit machen, denn es ist so viel befriedigender zuzusehen, wie andere immer tiefer sinken.
    Du siehst zu, wie sie hacken … und hacken … und hacken …
     
    Sie wachte schreiend auf.
    »Carol! Carol!« Jim war bei ihr, hielt sie in den Armen. »Was ist los mit dir?«
    Sie lag da, schweißgebadet und ihr war speiübel.
    »Oh Jim, es war so schrecklich!«
    »Es war nur ein Traum, nur ein Traum«, flüsterte er in dem Bestreben, sie zu beruhigen.
    Aber das Grauen ließ sich nicht verdrängen. Es war so real. So real! Fast, als sei sie wirklich dabei gewesen. Der Mord an den Erstgeborenen. Sie erinnerte sich nur ganz schwach daran, eine Geschichte aus dem neuen Testament. Was hatte ihrem Unterbewusstsein gerade in dieser Nacht diese Geschichte eingegeben?«
    »Geht es dir gut?«, fragte Jim nach einer Weile.
    »Ja. Es ist schon wieder besser«, log sie. »Das muss an der Peperoni-Pizza gelegen haben.«
    »Du hast von Peperoni bisher noch nie Albträume bekommen.«
    »Heute aber schon.«
    »Komm her. Kuschel dich an mich und wärm dich wieder auf.«
    Sie drängte sich an ihn. Das war besser, aber sie konnte es nicht vergessen …
    … hacken … hacken …
    »Du zitterst. Beim nächsten Mal verzichten wir auf die Peperoni.«
    Aber es lag nicht an der Pizza. Es war etwas anderes, aber sie wusste nicht, was. Sie hatte in letzter Zeit so viele Albträume. Meist handelte es sich um vage, formlose, nur schwach erinnerte Ereignisse, die sie unruhig aufwachen ließen.
    Aber das jetzt …
    Jim war bald wieder eingeschlafen. Aber Carol lag den Rest der Nacht wach. Sie hatte zu viel Angst vor dem Schlaf.

V
     
    Montag, 26. Februar
    Manhattan
     
    1.
     
    Als sie einen Korridor zu einem Konferenzraum hinuntergeführt wurden, sah sich Jim die Gemälde an den Wänden an: Alles Landschaftsaufnahmen in dunklen, gedämpften Grüntönen, bevölkert von Hunden und Reitern.
    »Ich schätze, einen Peter Max werden wir hier wohl nicht finden«, flüsterte er aus dem Mundwinkel.
    Carol drückte warnend so fest seine Hand, dass er zusammenzuckte.
    Die Büros von Fletcher, Cornwell & Boothby an der Park Avenue waren bieder und gediegen, rochen nach Geld mit ihren hohen Decken, massiven Eichenpaneelen und dicken Teppichen von der Farbe von Dollarscheinen. Es war spät am Nachmittag, und die meisten der Angestellten sahen aus, als würden sie gerade Feierabend machen.
    »Da ist Bill!«, hörte er Carol sagen, als sie den Konferenzraum betraten.
    Und tatsächlich, Bill saß bereits an dem langen Mahagonitisch. Diesmal war seine Soutane ordentlich zugeknöpft, sein kurzes braunes Haar war gekämmt, und er sah exakt so aus, wie Pater William Ryan, SJ, der Repräsentant des St. Francis Waisenhauses, auszusehen hatte.
    Ein ältliches Paar saß an einem Ende des Tisches, während am anderen Ende vier Männer, die wie Anwälte aussahen, leise miteinander redeten. Einer von ihnen, ein kleiner, dunkelhaariger, ernsthafter Mann, den Jim auf zirka Dreißig schätzte, trennte sich von der Gruppe, sobald sie den Raum betraten. Er kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Mr Stevens? Ich bin Joe Ketterle. Wir haben letzte Woche miteinander telefoniert.«
    »Ja.«, sagte Jim und schüttelte die angebotene Hand. »Das ist meine Frau, Carol.«
    »Wie geht es Ihnen? Nun, Sie sind die Letzten. Wir können direkt in medias res gehen. Bitte setzen Sie sich.«
    Er zog zwei Stühle vom Tisch weg und drängte sie, sich zu setzen.
    Jim sah sich erneut um. Abgesehen von ihm und einem

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