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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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liebe alte Dame. Aber sie ist so übertrieben religiös, vielleicht ist das nicht gut für sie. Sieh dir ihre Wohnung an. Da hängen lauter an Kreuze genagelte Kerle und in jeder Ecke stehen körperlose, zum Gebet gefaltete Hände. Und da hängen nicht eines, sondern gleich sechs Bilder mit blutenden Herzen an den Wänden.«
    »Du weißt sehr gut, dass das das Herz Jesu ist.« Sie unterdrückte ein Lächeln. Sie durfte Jim so nicht weitermachen lassen. Wenn er einmal in Fahrt war, hörte er so leicht nicht wieder auf. »Lass jetzt den Unsinn. Ich meine es ernst, Jim. Ich mache mir Sorgen um sie. Es ging ihr nicht gut.«
    Er sah sie genauer an. »Du machst dir wirklich Sorgen, nicht wahr? Jetzt, wo ich darüber nachdenke, sah sie wirklich so aus, als würde sie jeden Moment aus der Haut fahren. Vielleicht sollten wir noch einmal zurückgehen.«
    »Nein. Ich glaube, sie wollte allein sein. Ich rufe sie morgen an, um zu hören, was los ist.«
    »Gute Idee. Vielleicht hätten wir darauf bestehen sollen, dass sie wenigstens auf einen Drink mit uns mitkommt.«
    »Du weißt, dass sie nicht trinkt.«
    »Ja, aber ich tue das, und gerade jetzt könnte ich einen Drink gebrauchen. Oder auch zwei, oder eine ganze Menge!«
    »Übertreib es heute Abend nicht«, sagte sie, weil sie spürte, dass er wirklich in Feierlaune war.
    »Werde ich nicht.«
    »Ich meine das ernst, Jim. Ein Wort über Warzen nachher und wir fahren nach Hause.«
    »Warzen?«, erwiderte er, die pure Überraschung und gekränkte Eitelkeit. »Ich rede nie über Warzen.«
    »Du weißt genau, dass du das tust – wenn du einen im Kahn hast.«
    »Na ja, vielleicht schon. Aber das hat nichts mit dem Alkohol zu tun.«
    »Du redest aber nie davon, wenn du nüchtern bist.«
    »Da kommt das Thema irgendwie nie auf.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln und seufzte. »Lass uns essen gehen!«
     
    3.
     
    Später, als sie sich wieder beruhigt hatte, saß Grace auf ihrer Bettkante und rief sich in Erinnerung, was Carol ihr da erzählt hatte; diese Sache, dass Jim geerbt haben könnte.
    Sie fühlte sich jetzt viel besser. Der Rosenkranz, ein Teller heiße Champignonrahmcremesuppe, und alles war, als sei nie etwas passiert. Nur wenige Minuten, nachdem Carol und Jim gegangen waren, fühlte sie sich wieder blendend.
    Eine Angstattacke, das war es wohl. Sie hatte das schon so oft miterlebt, zu Zeiten, als sie noch als Schwester in der Notaufnahme gearbeitet hatte, aber sie hätte nie gedacht, dass ihr so etwas auch einmal passieren könnte. Ein bisschen Phenobarbital, ein paar gute Worte, und der Patient, in den meisten Fällen eine magere junge Frau, die zu viel rauchte – ganz bestimmt kein Typus, der auf mich zutrifft – wurde in sehr viel besserer Verfassung wieder nach Hause geschickt.
    Aber was hatte diese Attacke ausgelöst?
    Schuldgefühle?
    Sehr wahrscheinlich. Sie hatte Artikel in den Schwesternzeitschriften gelesen, denen zufolge solche Anfälle fast immer auf Schuldgefühle zurückgeführt werden konnten.
    Nun, ich habe wirklich eine Menge Gründe, mich schuldig zu fühlen, nicht wahr?
    Aber Grace wollte nicht über die Vergangenheit nachgrübeln, nicht einmal über ihre Angstattacke. Ihre Gedanken wandten sich dem zu, was Carol ihr erzählt hatte. Erstaunliche Dinge, wie die Tatsache, dass Jim aus dem Waisenhaus stammte – Grace hatte nicht die geringste Ahnung davon gehabt –, und dass er in einem Testament bedacht worden war.
    In Dr. Roderick Hanleys Testament.
    Grace erinnerte sich vage, dass sie kurz vor dem zweiten Weltkrieg als Privatschwester für einen Dr. Hanley gearbeitet hatte. Sie war damals für einen Säugling verantwortlich, in einer Stadtvilla in Turtle Bay, ungefähr zwanzig Blocks weiter stadteinwärts. Sie hatte in dem Haus gewohnt. Die Mutter des Kindes, wer auch immer das war, war ihr nie begegnet. Der Doktor hatte sie auch nie erwähnt. Es war, als würde sie gar nicht existieren.
    War das etwa der gleiche Dr. Hanley?
    Könnte der Säugling Jim Stevens gewesen sein?
    Es schien nicht sehr wahrscheinlich, aber das Zeitfenster passte. Jim Stevens war damals ein Säugling gewesen. Jim Stevens könnte dieses Kind gewesen sein.
    Oh, ich hoffe, er war es nicht, dachte Grace.
    Denn mit diesem Kind hatte etwas nicht gestimmt, mit dem ganzen Haus nicht. Grace hatte nie genau erklären können, warum sie sich dort so unwohl gefühlt hatte, aber sie erinnerte sich, wie froh sie gewesen war, dass dieser Job auf ein paar Tage beschränkt war.
    Kurz darauf

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