Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
hatte am Vormittag angerufen, um ihr mitzuteilen, dass Maureen Dodd sich bereit erklärt hatte, ihren Vater zu sich zu nehmen. Sie würde ihn morgen abholen. Die Nachricht hatte ihre Laune deutlich verbessert.
»Jefferson Airplane?«, fragte Jim mit vollem Mund, als er ins Zimmer kam. Er hatte den Rest eines zum größten Teil verspeisten Apfels in einer Hand und eine von Hanleys Kladden in der anderen. Seit sie am Morgen angekommen waren, hatte er fast ununterbrochen über den Notizen gebrütet. »Die neueren Sachen von ihnen mag ich nicht mehr so. Wieso?«
»Ach, nur eine Frage. Bei Korvettes gibt es ›After Bathing at Baxter’s‹ im Angebot für $ 2,99.«
Jim schluckte die Apfelstücke in seinem Mund hinunter und lachte. »Im Angebot? Liebling, wir müssen nie wieder auf Sonderangebote achten. Wenn wir etwas haben wollen, kaufen wir es für den normalen Ladenpreis und zahlen eben $ 4,79. Wir kaufen uns einen Stereoplattenspieler und müssen nie wieder Monoplatten kaufen! Hast du es noch nicht begriffen? Wir sind reich!«
Carol dachte eine Sekunde darüber nach. Sie verbrachten zwar sehr viel Zeit hier in der Hanley-Villa, aber sie schliefen, aßen und liebten sich immer noch in ihrem eigenen kleinen Haus. Vielleicht sollte sie sich abgewöhnen, das Haus als die Hanley-Villa zu sehen. Rechtlich war es jetzt die Stevens- Villa.
»Ich fühle mich nicht reich. Du etwa?«
»Nein. Aber ich werde anfangen, daran zu arbeiten. Trotzdem kann man Angst dabei kriegen.«
»Wie meinst du das?« Sie wusste, dass es ihr Angst machte. Aber Jim?
»Der Reichtum. Ich will nicht, dass er uns verändert.«
»Das wird er nicht.«
»Ja, ich weiß, er wird dich nicht verändern. Es geht um mich. Ich will nicht aufhören zu schreiben, aber was, wenn ich mit all dem Geld bequem werde? Was, wenn mir der Hunger abhanden kommt? Was, wenn ich weich werde?«
Carol musste lächeln. Das kam immer wieder mal bei ihm vor – ein Riss in seiner harten, skeptischen Schale, durch den dann seine Verletzlichkeit zum Vorschein kam. Wenn so etwas passierte, liebte sie ihn noch mehr als sonst.
»Du? Weich werden?«
»Es könnte passieren.«
»Niemals.«
Er erwiderte ihr Lächeln. »Ich hoffe, du hast recht. Aber bis dahin … was hältst du davon, wenn wir am Wochenende zum Broadway fahren?«
»Ins Theater?«
»Sicher. Auf jeden Fall besser, als zu Hause zu hocken. Die Tage, wo wir jeden Penny zweimal umdrehen mussten, sind vorbei.« Ein neues Nyro-Stück lief gerade an. »Da, hörst du? Das sind wir. Wir verlassen den Arme-Leute-Zug. Du hast doch gerade den Kulturteil vor dir. Such dir ein Stück aus, egal welches, und wir gehen hin.«
Carol blätterte in den Veranstaltungsteil zurück. Sie sah Anzeigen für Kein Lied für meinen Vater, How Now, Dow Jones und das Peanuts-Musical, aber das sprach sie alles nicht an. Dann kam sie zu einer ganzseitigen Anzeige, die begeisterte Stimmen für Neil Simons neuestes Stück zitierte.
»Was hältst du von Plaza Suite?«
»Wie du willst. Ich rufe beim Kartenvorverkauf an und frage nach, ob ich noch ein paar gute Plätze bekommen kann. Der Preis spielt keine Rolle.«
Carol zögerte. »Meinst du, wir können auch in eine Nachmittagsvorstellung gehen?«
»Ja, sicher. Warum?«
»Na ja, nach dem, was da letzte Woche …«
Jim lächelte sie beschwichtigend an. »Kein Problem. Wenn es dunkel wird, sind wir schon wieder aus der Stadt raus. Wir fahren direkt nach Monroe zurück und essen dann bei Memisons. Wie klingt das?«
»Absolut fantastisch!«
Aus einem überschwänglichen Gefühl heraus breitete sie die Arme aus und Jim ließ sich hineinfallen. Sie wollte Sex mit ihm, hier und jetzt, direkt in diesem großen alten Sessel. Sie küsste ihn und strich mit der Hand durch das Haargeflecht einer seiner Koteletten. Er rückte einen Augenblick von ihr ab, um das Notizbuch, in dem er gelesen hatte, auf dem Tischchen neben dem Sessel abzulegen. Dabei bemerkte Carol die Schrift auf dem unteren Schnitt.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie und deutete auf die Buchstaben.
Jim hob das Buch wieder auf. »Das habe ich vorher noch gar nicht bemerkt.«
Er hielt es sich näher vor die Augen. In einer Linie stand da eine Abfolge von Zahlen und Buchstaben.
33R 21L 47R 16L.
»Herrgott, Carol!« Er sprang auf. »Das ist eine Safekombination! Und sie steht unter dem 1938er Band, dem, der direkt vor der Lücke kommt. Es muss die Kombination für den Safe oben sein!«
Carol spürte plötzlich eine warnende
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