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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Vorahnung. Sie griff nach Jims Arm.
    »Warum lassen wir ihn nicht einfach verschlossen?«
    Er blickte sie irritiert an. »Wieso?«
    »Nun, wenn Hanley – dein Vater – die Sachen so streng verschlossen hat, vielleicht sollten sie dann weggeschlossen bleiben. Vielleicht sind darin Dinge, von denen er nicht wollte, dass jemand darüber Bescheid wusste, Dinge, die er vernichtet hätte, wenn er gewusst hätte, dass er sterben würde.«
    »Egal, was in dem Safe ist, es ist die Wahrheit über mich. Und ich muss die Wahrheit wissen. Ich muss wissen, wer meine Mutter ist oder war, und was für ein Verhältnis mein Vater zu ihr hatte.«
    »Was macht das denn für einen Unterschied? Es ändert doch nichts an dem, was du bist.«
    »Ich brauche meine Vergangenheit, Carol. Von der Hanley-Hälfte weiß ich jetzt. Jetzt brauche ich auch den Rest, die Hälfte meiner Mutter. Vielleicht ist das diese Jazzy Cordeau, die er erwähnt hat. Doch egal, was Becker über sie ausgraben mag, ich hätte trotzdem immer nur den Verdacht, dass sie es ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn wir den Safe geöffnet haben, werde ich es wirklich wissen.«
    Carol drückte ihn an sich. »Ich hoffe nur, dass du das nicht bereuen wirst. Ich will nicht, dass dir wehgetan wird.«
    »Ich komme damit schon klar. Ich weiß nicht, was Hanley da geheim gehalten hat. Die Wahrheit ist vielleicht nicht angenehm, aber sie darf nicht in dem Tresor versteckt bleiben.« Er lächelte. »Wie heißt es doch so schön? ›Die Wahrheit macht dich frei‹. So geht es mir mit dem, was in diesem Safe ist. Außerdem, wie schlimm kann das schon sein?«
    Er stand auf und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Komm schon. Lass ihn uns gemeinsam aufmachen.«
    Carol spürte, wie sich das mulmige Gefühl in ihrem Magen immer mehr verstärkte, als sie ihm nach oben folgte.
     
    Manhattan
     
    3.
     
    Becker brauchte fast den ganzen Nachmittag, um etwas über den Mord an Jasmine Cordeau in Erfahrung zu bringen. Schließlich, so erklärten ihm die Polizisten wieder und wieder, bis es ihm zu den Ohren heraushing, war der Fall schon fast zwanzig Jahre alt.
    Und, wen interessiert das?, hätte er beinahe gebrüllt.
    Aber er blieb ruhig und lächelte weiter. Schließlich waren auch seinem Presseausweis Grenzen gesetzt, gerade bei seinen langen Haaren und seiner Aufmachung. Langhaarige nennen Polizisten meist Bullenschweine, und Polizisten mögen das gar nicht.
    Ein Polizist im Innendienst führte ihn in einen Keller und deutete auf ein paar alte Aktenschränke. Er meinte, wenn die Unterlagen zu dem Fall noch da wären – und niemand konnte sagen, ob sie das wirklich waren –, dann wären sie in einem der Schränke.
    Vielleicht.
    Da würde er wohl weiter Staub schlucken müssen.
    Gerry hatte den Vormittag in der Zeitschriftenabteilung der New Yorker Stadtbibliothek verbracht, wo er auf der Suche nach Jazzy Cordeau eine endlose Zahl von Mikrofilmaufnahmen nach lokalen Nachrichten und Todesanzeigen durchforstet hatte.
    Weil Jazzy Cordeau die Mutter von Jim Stevens war.
    Es gab keinen Zweifel daran. Irgendwie war sich Becker da so sicher, wie er nur irgend sein konnte. Und das war noch nicht alles. Die beiläufige Erwähnung ihres »armseligen Erpressungsversuchs« in dem Notizbuch ließ kaum einen Zweifel daran, dass zwischen Hanley und dieser Cordeau-Schlampe etwas Unappetitliches abgelaufen war. Etwas, das sich ausschlachten ließ.
    Aber was?
    Das war es, was seine Suche dann doch noch spannend machte, was ihn dazu gebracht hatte, den ganzen Morgen über die brennenden Augen auf die Mikrofilmprojektionen gerichtet zu halten und die Schwindelgefühle zu unterdrücken, während die Seiten vorbeiglitten.
    Schließlich hatte er es gefunden, versteckt in der unteren rechten Ecke der Abendausgabe vom 14. Oktober, nur ein kurzer Absatz:
     
    FRAU IN DUNKLER GASSE ERSTOCHEN
    Der Leichnam einer jungen Frau, die später als Jasmine Cordeau identifiziert wurde, wurde in den frühen Morgenstunden in einer Seitenstraße der 41th Street zwischen 8th und 9th Avenue aufgefunden. Die Todesursache war eine Vielzahl von Stichwunden. Ihre Geldbörse war verschwunden.
     
    Das war es! Jasmine – Jazzy – sie musste es sein!
    Die Aufregung hallte jetzt noch in ihm nach. Erstochen! Warum war sie ermordet worden? Um ihr den Mund zu stopfen? Um einen weiteren »armseligen Erpressungsversuch« im Keim zu ersticken?
    Er rieb sich die verschwitzten Hände, als er die Aktenschränke in Angriff nahm.
    Trotz der

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