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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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»Wieso?«
    »Für mein Buch. Ja, ich schreibe ein Buch darüber, wie es ist, Streife in der Stadt zu gehen. Meinen Sie, das lässt sich verkaufen?«
    »Kommt darauf an, wie es geschrieben ist.« Becker merkte, in welche Richtung der Hase lief, und hätte gerne darauf verzichtet.
    »Nun, Sie sind doch Schriftsteller, nicht? Vielleicht können Sie mir helfen.«
    »Sicher, das ist cool. Klingt wirklich interessant.« Becker versuchte so viel Aufrichtigkeit wie nur möglich in seine Stimme zu legen. »Aber haben Sie auch die Cordeau-Akte?«
    »Sicher.«
    Kelly schloss seinen privaten Aktenschrank auf, blätterte durch die Akten im oberen Fach – Becker bemerkte eine halbvolle Flasche Scotch hinter den Papieren –, dann zog er einen roten Ordner heraus. Er öffnete ihn und blätterte durch den Inhalt. Becker musste sich stark beherrschen, um ihm den Ordner nicht einfach aus den Händen zu reißen.
    »Ist alles da?«
    »Sieht so aus. Ich wollte nur sehen, ob ich noch das Reklame-Foto habe, das sie damals gemacht hat, als sie noch Tänzerin war. Bevor sie gemerkt hat, dass man mehr Geld macht, wenn man anschaffen geht. Ja. Hier ist es.« Er reichte Becker das Foto. »War das nicht eine klasse Braut?«
    Einen Moment lang starrte Becker das Bild einfach nur geschockt an. Und dann konnte er nicht verhindern, dass er – trotz der niederschmetternden Enttäuschung – in schallendes Gelächter ausbrach.
     
    Monroe
     
    4.
     
    Jims Hände waren schweißnass und seine Finger zitterten. Er brauchte drei Anläufe mit der Kombination, bis die Zahnräder in der Tür hörbar einrasteten.
    Warum mache ich daraus eine so große Sache?
    Er zog an dem Griff auf der rechten Seite und öffnete die Tür. Im Innern waren drei Fächer, zwei davon waren leer und das dritte so gut wie leer.
    »Sieht aus wie der Kühlschrank von jemandem auf Nulldiät«, sagte er.
    Er räumte das dritte Fach aus und trug alles an einen Tisch. Der ganze Safeinhalt bestand aus vier Jahrgangs-Kladden in der gleichen Ausstattung wie die, die er bereits gefunden hatte, ein schmales schwarz eingebundenes Bändchen und ein überdimensioniertes grünes Buch. Außerdem noch ein unverschlossener beigefarbener Umschlag, wie er in juristischen Fällen benutzt wird. Jim nahm ihn in die Hand und fand ein paar hundert Dollar in Zehnern und Zwanzigern darin.
    »Sein Notgroschen«, meinte er.
    Carol hatte das große grüne Buch aufgeschlagen.
    »Sieh dir das an.«
    Jim beugte sich über ihre Schulter. Auf der Rückseite des Buchdeckels war ein verblichenes Schwarz-Weiß-Foto eingeklebt, Hanley mit nacktem Oberkörper, der ein Baby, das vielleicht gerade erst geboren war, in den Händen hielt. Daneben ein Datum: 6. Januar 1942.
    »Ich wette, das bin ich«, sagte Jim. »Der Säugling muss ich sein!«
    »Sieh dir an, wie behaart er ist«, sagte Carol. »Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«
    Jim lächelte. »Ob er wohl auch Haare in den Handflächen hatte?«
    Staunend blickte er auf das lächelnde Gesicht von Roderick Hanley. Ein stolzer Vater, wie er im Buche steht. Er blätterte um und sah ein anderes Foto mit einer verklinkerten Reihenhausansicht. Er erkannte es augenblicklich.
    »Das ist Harbor Terrace Gardens! Wir haben in der Siedlung gewohnt, bis ich sieben war.«
    Dann folgten ein paar unscharfe, aus der Entfernung aufgenommene Fotos von einem nicht näher erkennbaren Kind, das vor den Häusern spielte, dann ein Schock. Ein Klassenfoto mit kleinen Kindern und daneben eine Inschrift in Hanleys mittlerweile vertrauter Schrift: Kindergarten, 1947.
    »Das ist meine Klasse. Da, am Ende der zweiten Reihe, das bin ich!«
    Auf jeder Seite folgte jetzt ein weiteres Klassenfoto, manchmal sogar das eine oder andere Portrait.
    »Wo hatte er die nur her?«, überlegte Carol. »Glaubst du, Jonah und Emma …?«
    »Nein. Ich bin sicher, die hatten keine Ahnung von Hanley. Es dürfte für ihn kein Problem gewesen sein, zum Fotografen zu gehen und sich Abzüge machen zu lassen, meinst du nicht?«
    »Ja. Wahrscheinlich schon.« Carol klang beunruhigt.
    Jim sah zu ihr hin. »Was ist los?«
    »Na ja, fühlst du dich nicht irgendwie merkwürdig, wenn du jetzt daran denkst, dass er dich die ganze Zeit heimlich beobachtet hat?«
    »Überhaupt nicht. Eigentlich finde ich das sogar irgendwie gut. Ich meine, es zeigt doch, dass er, auch wenn er mich nicht bei sich haben wollte, immer noch Gefühle für mich hegte. Verstehst du das nicht? Er hat den größten Teil seines Lebens mitten in der

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