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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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genügend Soldaten, um die verbliebenen Menschen zur Arbeit zu zwingen. Die ganze gesellschaftliche Struktur Europas bricht um dich herum zusammen.
    Furcht. Die Luft ist gesättigt damit, parfümiert mit Leid und behaftet mit den Todeszuckungen im Griff einer tödlichen Seuche. Sie machen Gott dafür verantwortlich, die Konstellation der Planeten, die Juden …
    Furcht. Du atmest tief ein und saugst sie in dich auf wie einen kräftigenden Trank.
    Du findest die Heimstatt, die du gesucht hast, und verschaffst dir Zutritt. Im Innern hauste eine siebenköpfige Familie, zwei
    Erwachsene und fünf Kinder, aber niemand stellt sich dir entgegen. Stattdessen flehen dich die Überlebenden um Hilfe an. Seit gestern sind wieder zwei gestorben. Jetzt sind nur noch der Vater und eine der Töchter am Leben, und sie beide haben eiternde, hühnereigroße Geschwülste am Bauch und in den Achseln. Ihre Augen sind fiebrig, die Wangen eingefallen, die Lippen und die Zungen, mit denen sie dich um einen Schluck Wasser anflehen, sind geschwollen und aufgeplatzt.
    Du hältst einen Moment über ihnen inne und saugst ihre Qual in dich auf, dann reißt du dich von ihnen los und gehst in den hinteren Raum. Du hebst den Weidenkorb hoch, den du gestern mit Käse als Köder hier aufgestellt hast, und bemerkst voll Genugtuung das quiekende Gewicht im Innern.
    Ratten. Sogar mehrere. Gut. Dein Bedarf an kranken Nagern ist damit gedeckt. Du kannst weiterziehen.
    Und das musst du auch. Die Epidemie beginnt sich abzuschwächen, sie breitet sich nicht mehr so schnell aus. Das darfst du nicht zulassen. Es ist zu gut Es darf nicht aufhören.
    Du gehst zurück auf die Straße. Dein Pferd und der beladene Karren warten bei den Stallungen. Du musst dich auf den Weg nach Nürnberg machen, wo die Pest angeblich nicht wütet.
    Dem wirst du abhelfen.
    Aber du zögerst noch in dem Zimmer mit dem Vater und der Tochter. Ihre Qualen sind so köstlich. Du ziehst dir einen Stuhl heran, setzt dich und siehst zu …
     
    Carol erwachte. Ihr war kalt und sie zitterte. Wieder ein ekelhafter Albtraum. Es wurde langsam so schlimm, dass sie Angst vor dem Einschlafen bekam. Sie streckte den Arm nach Jim aus und verspürte einen Augenblick der Panik, als ihr klar wurde, dass er nicht da war.
    Gestern Abend hatte sie bis spät in die Nacht allein im Bett gewartet und versucht, sich mit Fletcher Knebels neuestem Bestseller abzulenken, aber selbst Von der Nacht verschlungen hielt sie nicht wach. Sie war eingeschlafen, bevor Jim nach Hause kam.
    War er überhaupt nach Hause gekommen?
    Sie stand auf und suchte nach ihm. Das dauerte nicht lange bei einem Einfamilienhäuschen mit zwei Schlafzimmern: Außer ihr war niemand da. Besorgt rief sie in der Villa an und mit jedem weiteren Klingeln des Telefons stieg ihre Spannung. Schließlich ging Jim dran. Er klang erschöpft, mit heiserer Stimme und undeutlicher Artikulation.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie und versuchte, heiter und fröhlich zu klingen.
    »Fürchterlich.«
    »Wahrscheinlich ein Kater. Du hast dem Scotch gestern ziemlich heftig zugesprochen.«
    »Oder nicht heftig genug.«
    »Hast du schließlich herausgefunden, worum es in diesen neuen Notizbüchern geht?«
    »Ich glaube ja. Wenn es stimmt, was da steht. Das ist ziemlich unschön.«
    »Was ist unschön? Hast du in Erfahrung gebracht, wer deine Mutter ist?«
    »Ja. Niemand.«
    »Komm schon, Jim. Ich bin es – Carol. Halt mich nicht so hin. Das passt nicht zu dir.«
    »Passt nicht zu mir? Liebling, bist du dir sicher, dass du weißt, was zu mir passt? Ich bin mir nicht mal sicher, dass ich weiß, wer ich bin.«
    »Ich weiß, dass ich dich liebe.«
    »Ich liebe dich auch. Und es tut mir leid, wie ich mich gestern Abend benommen habe.«
    »Warum bist du dann nicht nach Hause gekommen?«
    »Ich war zu fertig, um noch so weit zu laufen. Ich habe die ganze Nacht die Notizbücher durchgeackert.«
    »Na gut. Ich hole dich ab und wir frühstücken irgendwo und du erzählst mir alles.«
    »Später. Wir reden später darüber. Geh zur Arbeit, lass mich die Sachen noch einmal durchgehen, und ich erkläre dir alles – soweit das möglich ist – wenn du heute Nachmittag nach Hause kommst. Ist das in Ordnung?«
    »So lange kann ich nicht warten.«
    »Bitte komm jetzt nicht hierher. Ich muss mir einfach noch über ein paar Dinge in Ruhe klar werden.«
    »Was ist denn los, Jim?«
    »Das ist eine unheimliche Sache, Carol. Wirklich unheimlich. Wir sehen uns später.«
    Carol legte auf

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