Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
wir das kontrollieren konnten, mussten wir mit dieser Art Beweis zufrieden sein.)
Sobald wir einmal den Beweis angetreten hatten, dass wir dazu in der Lage waren, würden wir unseren Erfolg der Regierung melden. Das Kriegsministerium konnte sich dann auf die Suche nach dem Mann machen, der den Genotyp für den Supersoldaten liefern sollte.
Zuerst musste aber die Frau gefunden werden und das war meine Aufgabe. Aus gutem Grund. Seit wir mit dem Projekt Genesis begonnen hatten, hatte ich buchstäblich zölibatär gelebt. In meinem Leben gab es keinen Raum für Sex, nur das Projekt, unser Projekt. Aber vorher war ich ein ziemlicher Schürzenjäger gewesen, ein Lebemann, ein Herzensbrecher. Ich hatte viele Freunde, in allen Gesellschaftsschichten, die wussten, dass ich kein Kostverächter war und dass man sich darauf verlassen konnte, egal, wo oder wann sie eine Party schmissen, würde Roderick Hanley dabei sein. Man kannte mich in den teuersten Nachtclubs und den verrufensten Spelunken. Und ich kannte Leute, die Frauen besorgen konnten, die alles tun würden, solange der Preis stimmte.
Und so begann unsere Bekanntschaft mit der faszinierenden Jasmine Cordeau. Ich habe keine Fotos von ihr, aber wenn du sie sehen könntest, wüsstest du, was ich meine. Sie war betörend. Ihre Haut war schwarz wie die Nacht und sie hatte eine Figur, von der jeder Mann träumt, wenn in seinen Adern Blut fließt. Sie war direkt von den Bayous um New Orleans herum nach New York gekommen und wurde eine berühmte Schönheitstänzerin – das heute gebräuchliche Striptease ist ein viel zu gewöhnlicher Begriff für das, was sie auf den Bühnen der eleganteren Nachtclubs aufrührte, in denen ich einst ein häufig gesehener Gast gewesen war. Aber als sich die Weltwirtschaftskrise immer weiter hinzog, trotz der großartigen Versprechungen, mit denen sich Roosevelt zwei weitere Amtszeiten erkauft hatte, musste sie sich dann mit Prostitution über Wasser halten, um über die Runden zu kommen.
Eine Zeit lang verschafften Derr und ich ihr darin einen Aufschub.
Ich kannte ihren ›Manager‹ – der damals bereits als ihr Zuhälter fungierte. Nachdem eine gynäkologische Untersuchung ergeben hatte, dass sie frei von Geschlechtskrankheiten war, überzeugte ich ihn, sie uns für zwei Jahre zu überlassen. Er würde während dieser Zeit eintausend Dollar pro Monat erhalten, wenn er keine Fragen stellte. Er war sofort einverstanden. (Bedenke, dass 12000 Dollar im Jahr heute eine fürstliche Summe darstellen, Anfang 1941 aber noch viel mehr wert waren.)
Danach mussten wir nur noch Jazzy, wie sie sich selbst nannte, überzeugen. Wir trafen uns mit ihr und erklärten, was wir wollten: Sie ließ sich von uns schwängern und musste dann den Fötus bis zur Entbindung austragen. Während dieser Zeit würde sie bei uns in allem erdenklichen Luxus leben, durfte aber unter keinen Umständen meine Stadtvilla verlassen, wenn nicht entweder Derr oder ich dabei waren.
Zu Anfang war Jazzy verständlicherweise wenig begeistert. Sie war das pralle Leben gewohnt und wollte aus offensichtlichen Gründen nicht schwanger werden. Sie lebte davon, sich für Geld auszuziehen und verdiente mit ihrem Körper ihren Lebensunterhalt. Deswegen wollte sie ihr Kapital natürlich schützen – sie wollte nicht dick werden und sie wollte keine Schwangerschaftsstreifen.
Sie wollte auch nicht anschaffen gehen, aber so, wie sich die Wirtschaftskrise entwickelte, hatte sie keine Wahl. »Ein Mädchen muss ja essen«, sagte sie zu dem Thema. Wir versprachen ihr, dass sie bei uns sehr gut essen würde, und dass wir sie dabei unterstützen würden, während ihrer Schwangerschaft alles Menschenmögliche für ihren Körper zu tun, und dass wir ihr, sobald sie wie geplant entbunden hatte, eine Prämie von zusätzlichen 10000 Dollar zahlen würden.
Sie war einverstanden.
Unsere Techniker erhielten den Lohn für einen Monat im Voraus und wurden nach Hause geschickt, damit wir das Haus für uns hatten.
Wir konnten anfangen.
Das Procedere war relativ einfach und naheliegend. Derr und ich hatten vor, ein deaktiviertes Ovum (wie das geht, habe ich oben beschrieben) zu befruchten, indem wir einen diploiden Zellkern aus einer meiner primären Spermatozyten extrahierten und ihn in die Eizelle einpflanzten. Sobald uns drei erfolgreiche Befruchtungen gelungen waren, wollten wir die einfrieren, bis Jazzy das nächste Mal ihren Eisprung hatte. Dann musste sie sich in der Steinschnitthaltung auf den
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