Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
alten haploiden Zellkern an Ort und Stelle belassen und den neuen Zellkern genau daneben in das Zellplasma einbringen.
Schließlich war es so weit, dass wir uns überlegen mussten, was für einen menschlichen diploiden Zellkern wir in das Ovum einbringen sollten. Das stellte sich als Problem dar. Als Derr und ich uns an vielen Säugetieren entlang bis zum menschlichen Gewebe vorgearbeitet hatten, hatten wir bei unseren Versuchen festgestellt, dass wir nicht einfach irgendeinen Zellkern einer beliebigen Körperzelle verwenden konnten. Sobald eine Säugetierzelle sich vollkommen differenziert hat (das heißt, sobald sie ein funktionierender Teil der Haut oder der Leber oder eines anderen Organs geworden ist), verliert der Zellkern die Fähigkeit, einen kompletten neuen Organismus zu entwickeln. Wir mussten zum Ursprung der Keimzelle zurückgehen, zu der diploiden Zelle, die sich in zwei haploide Keimzellen spaltet: dem primären Spermatozyt. Und um an die Spermien heranzukommen, mussten wir sie aus einem gesunden, funktionsfähigen menschlichen Hoden herausholen.
Ich stellte mich selbst als Versuchsobjekt zur Verfügung.
Betrachte es als Teil des Wahnsinns, der uns erfasst hatte. Man kann es auch als Pragmatismus sehen. Colonel Laughlin schickte uns zwar die Hoden, an die er herankommen konnte, aber keiner von denen war brauchbar. Unbeschädigte, nicht von Krankheit befallene Testikel sind schlicht nicht ohne Weiteres zu bekommen.
Außerdem gab es mehrere Gründe, warum ich wollte, dass mein eigener Genotyp in das Ovum eingebracht wurde. Der Erste hat etwas mit Egoismus zu tun. Das gebe ich zu, ohne mich dafür zu entschuldigen. Das ganze Projekt war meine Idee. Ich wollte, dass meine Arbeit zu einer neuen Generation von Roderick Hanleys führte. Der Zweite war eher praktischer Natur: Ich musste mir der Rasse bei dem Genotyp des Spenders sicher sein. Du brauchst gar nicht mit egalitären Zaunpfählen zu winken. Ich hatte meine Gründe und du wirst sie auch gleich verstehen.
Mit Colonel Laughlins Hilfe ließen wir durch einen Urologen der Armee unter Lokalanästhesie eine Teilresektion meines linken Hodens durchführen. (Dabei wurde gleichzeitig auch eine lästige Krampfader gezogen, sodass es aus dem Blickwinkel des Chirurgen keine ganz überflüssige Operation war.) Derr extrahierte aus dem entnommenen Gewebe die primären Spermatozyten. Als diese dann gesund und munter in ihrer Nährlösung schwammen, waren wir für die nächste Phase bereit.
Es wurde Zeit, eine Leihmutter zu finden, um ihr die manipulierte Eizelle einzupflanzen, damit sie dann das daraus entstehende Kind austragen sollte.
Ich hatte mich mit Derr auf gewisse Spezifikationen geeinigt: Sie musste jung, gesund und alleinstehend sein, und einen absolut regelmäßigen Zyklus haben. Und sie musste schwarz sein. Wie ich vorher schon erklärt habe, hatte dieses letzte Kriterium nichts mit rassistischen Vorurteilen zu tun. Es ging um simple wissenschaftliche Überlegungen. Unsere Absicht bestand darin, einen diploiden Zellkern aus einem meiner primären Spermatozyten in eine menschliche Eizelle zu verbringen und dieses Ovum in die Gebärmutter einer Frau einzupflanzen. Wir mussten sichergehen, dass das daraus resultierende Kind (wenn alles so lief, wie von uns geplant) tatsächlich aus der manipulierten Zelle entstanden war.
Mein Genotyp ist blütenweiß. Meine Eltern sind gegen Ende des letzten Jahrhunderts aus Großbritannien eingewandert und ich bezweifle ernsthaft, dass jemand aus meinem Stammbaum überhaupt jemals einen Neger zu Gesicht bekommen hat, geschweige denn Geschlechtsverkehr mit einem gehabt hat. Wenn also unsere Leihmutter nach neun Monaten von einem Kind entbunden wurde, das auch nur im Entferntesten negroide Züge aufwies, dann konnten wir ziemlich sicher sein, dass dieses Kind nicht meinen Genotyp besaß. (Entsprechendes würde selbstverständlich auch bei einem weiblichen Baby gelten.)
Wenn es auch nicht ganz das Gleiche war, so machten wir doch auf humanbiologischer Ebene dasselbe, was wir mit den Fröschen zu Beginn unserer Forschungen gemacht hatten: Wir brachten den Genotyp eines Albinos in das Ei eines Laubfrosches ein. Genau wie ein weißer Sprössling der Beweis für unseren Erfolg bei den Fröschen gewesen war, würde ein blütenweiß männlicher Säugling aus dem Schoß einer Schwarzen unseren Erfolg mit dem menschlichen Genotyp beweisen. (Ja, ich bin mir sicher, dir wird eine ganz seltene Ausnahme einfallen, aber soweit
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