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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Haus verschwand.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Zuerst kommt sie mit einem Paket aus dem Haus und tut wer-weiß-wie heimlich, dann geht sie ums Haus herum, kniet in den Büschen und kommt ohne das Paket wieder zurück.
    Bekloppt.
    Aber vielleicht war so etwas Beklopptes genau das, worauf er die ganze Zeit gewartet hatte. Stevens Frau hatte da offensichtlich etwas versteckt. Vor wem? Vor ihrem Mann? Dem Finanzamt? Sonst jemand?
    Gerry wartete noch ein paar Minuten, bis die Lichter ausgingen. Er lächelte. Er würde noch etwas warten, bis die beiden im Haus im tiefen Schlaf lagen, dann würde er nachsehen. Er war gut darin, Dinge zu finden.
    Es würde nicht mehr lange dauern.

XIII
     
    Mittwoch, 6. März
    Monroe
     
    1.
     
    Als Jim erwachte, taten ihm alle Knochen weh. Ihm war übel und er hatte ein Gefühl, als hätte Charlie Watts seinen Hinterkopf als Basstrommel verwendet. Er hatte Montag und Dienstag keine Minute geschlafen. Ja, er hatte es versucht – er hatte sich auf der Couch unter einer Decke zusammengerollt und gehofft, er würde eindösen und danach aufwachen und feststellen, dass alles nur ein böser Traum war. Aber der Schlaf hatte sich nicht eingestellt. Also hatte er nur so dagelegen, im Dunkeln, angespannt und starr, während seine Gedanken rasten und sein Magen sich zu einem kleinen harten Ball zusammenkrampfte, bis Carol angerufen hatte. Nur aufgrund seiner Erschöpfung und mithilfe von Jack Daniels war er gestern Abend eingeschlafen. Und er fühlte sich kein bisschen ausgeruht.
    Das war nicht gut. Er musste sich am Riemen reißen. Er verachtete Selbstmitleid und er spürte, dass er sich in einen sich selbst bemitleidenden Waschlappen verwandelte.
    Aber er hatte auch verdammt noch mal jedes Recht dazu. Er war ausgezogen, um seine Herkunft zu ergründen, und hatte festgestellt, dass er keine Familie hatte. Schlimmer noch, jetzt war sogar seine ganze Identität zweifelhaft.
    Ich bin nicht wirklich ich – ich bin ein Teil von jemand anderem.
    Das Wissen war eine Last auf seiner Brust, die schwer auf seinen Magen drückte. Warum? Warum ich? Warum konnte er nicht einfach einen Vater und eine Mutter haben wie jeder andere auch? War das zuviel verlangt?
    Es war alles so verdammt unwirklich.
    Er blinzelte im hellen Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinströmte. Die Uhr zeigte kurz nach acht. Fast schon gewohnheitsmäßig griff er nach den Notizbüchern.
    Sie waren nicht da.
    Er war sich sicher, er hatte sie neben sich auf der Couch liegen gelassen. Er sprang auf und sah unter den Kissen nach. Er suchte unter der Couch, hob sogar den Bettkasten an. Weg!
    Mit klopfendem Herzen rannte Jim durch den kurzen Flur und das Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Der Geruch frischen Kaffees ließ ihn innehalten.
    »Carol?«
    »Ich bin hier, Jim.«
    Was machte Carol zu Hause? Sie hatte heute nicht frei. Dann begriff er: Sie musste die Notizbücher genommen haben. Sie musste sie gelesen haben. Nein!
    Er hastete in die Küche.
    »Carol. Die Bücher? Wo sind sie?«
    Sie stellte ihre Kaffeetasse ab und schlang ihre Arme um seinen Hals. Ihr langes sandfarbenes Haar fiel auf die Schultern ihres Bademantels. Sie war sehr schön.
    »Ich liebe dich, Jim.«
    Normalerweise hätte ihn das in Erregung versetzt, aber im Augenblick beherrschte ihn nur ein einziger Gedanke.
    »Hast du die Notizbücher genommen?«
    Sie nickte. »Und ich habe sie gelesen.«
    Jim hatte das Gefühl, der Boden würde sich unter ihm auf tun.
    »Oh, es tut mir so leid, Carol. Ich wusste das nicht, ganz bestimmt nicht. Ich hätte dich nie geheiratet, wenn ich das gewusst hätte.«
    »Was gewusst? Dass Hanley dich geklont hat?«
    Ihre Augen waren so sanft, so liebevoll, ihre Stimme so weich und besänftigend. Wie konnte sie nur so ruhig sein?
    »Ja. Ich schwöre, dass ich das nicht wusste.«
    »Was macht das für einen Unterschied, Jim?«
    »Was für einen Unterschied? Wie kannst du das sagen? Ich bin eine Missgeburt. Ein wissenschaftliches Experiment.«
    »Nein, das bist du nicht. Du bist Jim Stevens. Der Mann, den ich geheiratet habe. Der Mann, den ich liebe.«
    »Nein. Ich bin ein Teil von Roderick Hanley.«
    »Du bist Jim Stevens – Hanleys Zwillingsbruder.«
    »Wenn das doch so wäre. Er nahm einen Teil von sich und pflanzte es in diese Hure ein und hat mich aufgepfropft wie einen Steckling von einem unserer verdammten Forsythiensträucher. Du weißt schon – man schneidet einen Ast ab, steckt ihn in den Boden, wässert ihn und dann hat man einen

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