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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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neuen Strauch.«
    »Rede nicht so …«
    »Vielleicht bin ich auch kein Steckling. Ich bin eher so etwas wie ein Tumor – ja, genau das bin ich – ein Scheiß-Tumor. «
    »Hör auf damit!«, schrie sie ihn an und zeigte damit zum ersten Mal selbst heftige Gefühlsregungen. »Ich lasse nicht zu, dass du so über dich redest.«
    »Warum nicht. Alle anderen werden das auch tun.«
    »Nein, werden sie nicht. Ich bin die einzige andere Person, die davon weiß, und ich denke nicht so.«
    »Aber du bist anders.«
    »Nun, aber ich bin das, was zählt. Denn niemand sonst wird davon erfahren, es sei denn, du erzählst es ihnen. Und selbst dann werden sie dir nicht glauben.«
    Die Endgültigkeit in ihrer Stimme ließ Jim die Antwort auf seine nächste Frage fürchten.
    »Wo sind die Notizbücher?«
    »Da, wo sie hingehören – im Müll.«
    »Oh nein.«
    Er wirbelte herum und wandte sich zur Haustür.
    »Gib dir keine Mühe«, hörte er ihre Stimme hinter sich. »Der Müllwagen war um halb sieben da.«
    Plötzlich war er wütend. Mehr als das. Er war stocksauer.
    »Du hattest kein Recht dazu. Absolut kein Recht. Diese Notizbücher gehörten mir!«
    »Ich werde mich mit dir nicht darüber streiten. Sie gehörten dir, aber ich habe sie trotzdem weggeworfen. Wenn sie noch nicht durch den Schornstein sind, werden sie das in Kürze sein.«
    Sie war so ruhig, so gefasst, so vollkommen ohne Schuldbewusstsein. Die selbstgerechte Haltung, mit der sie ihn vor vollendete Tatsachen stellte, brachte ihn zur Weißglut.
    »Wie konntest du nur?«
    »Du hast mir keine Wahl gelassen, Jim. Du hast zugelassen, dass diese Notizbücher dich beherrschen. Also habe ich dafür gesorgt, dass sie verschwinden. Du warst dabei, dir durch das, was darin stand, das Leben zu ruinieren. Ich konnte nicht danebenstehen und dabei zusehen. Aber jetzt ist das aus und vorbei. Sie sind weg und du wirst dich mit dem, was darin stand, arrangieren, und du wirst dich jetzt zusammenreißen und ganz normal weiterleben. Du musst zugeben, es wird einfacher für dich sein, wenn diese Notizbücher dir nicht jeden Tag ins Gesicht starren, wenn du nicht wieder und wieder irgendeine Kleinigkeit in ihnen nachschlägst auf der Suche nach einem Fehler, der beweisen würde, dass das, was darin steht, nicht stimmt.«
    Sie hatte recht. Die klare Logik ihrer Worte drang durch seine Wut hindurch und minderte sie, löschte sie aber nicht aus. Trotz allem waren das seine Notizbücher. Sein Erbe.
    »Na gut. Sie sind weg. Na gut … gut …«
    Er wiederholte das Wort wieder und wieder und lief in der Küche im Kreis. Seine Gedanken waren so durcheinander wie seine Gefühle. Er konnte das eine nicht vom anderen trennen. Wenn dies das Problem von jemand anderem gewesen wäre, dann wäre er bestimmt ruhig und gefasst und vollkommen rational, da war er sich sicher.
    Aber hier geht es um mich.
    »Ich habe es für dich getan, Jim.«
    Er sah ihr in die Augen und bemerkte die Liebe darin.
    »Ich weiß, Carol. Ich weiß das.« Aber was wusste er eigentlich wirklich? Worüber konnte er sich jetzt noch sicher sein? »Es ist nur … ich muss mir darüber klar werden. Ich brauche einen Spaziergang.«
    »Du gehst nicht wieder zurück zur Villa, oder?«
    »Nein. Nur ein kleiner Spaziergang. Ich gehe nicht mal aus dem Garten raus. Ich laufe nicht weg. Ich muss nur eine Weile allein sein. Nicht lange. Es ist nur …«
    Er öffnete die Küchentür und ging in den Garten hinaus. Die Kälte draußen störte ihn nicht. Außerdem brachte er es nicht über sich, ins Haus zurückzugehen, um seine Jacke zu holen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Als er um die Hausecke kam, sah er, dass die Luke zum Zwischenboden aufgeklappt war. Er machte sie wieder fest und ging weiter.
     
    2.
     
    Als sich die Tür hinter ihm schloss, ließ Carol sich gegen den Herd sinken und kämpfte gegen die Tränen an. Die Vorstellung, die sie gerade gegeben hatte, war die schwerste ihres Lebens gewesen.
    Aber es muss funktionieren. Es muss einfach.
    Sie hatte in der letzten Nacht keine Sekunde geschlafen. Stunde um Stunde hatte sie dagelegen und überlegt, wie sie diese Situation meistern sollte. Sollte sie weinen, ihn um Verzeihung bitten, weil sie die Notizbücher weggeworfen hatte, und tausend Versprechungen abgeben, es wieder gutzumachen? Oder sollte sie sich einfach entschuldigen, zugeben, dass es ein Fehler gewesen war und ihm den Rest überlassen – ihm den nächsten Zug überlassen, wie man so sagt?
    Ihr Herz hatte sie dazu

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