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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Schock, der sich kaum ausmalen lässt. Aber ich bin mir sicher, du wirst das verkraften. Und denk daran: Du solltest das nie erfahren. Und nachdem ich dich all diese Jahre beobachtet habe, weiß ich, dass du klug genug bist, deine Abstammung nicht an die große Glocke zu hängen. Andererseits bitte ich dich, diese Unterlagen nicht zu vernichten. Derr und ich, wir verdienen es, dass man unsere Leistung eines Tages würdigt. Wir haben es nicht eilig damit. Wenn du das hier liest, bedeutet das, dass wir beide tot sind. Also können wir warten. Wir haben Zeit.
    Bitte hasse mich nicht, Jim. Das wäre so, als würdest du dich selbst hassen. Wir sind identisch. Wir sind gleich. Ich bin du und du bist ich. Und keiner von uns beiden kann etwas daran ändern.
    Dein älterer Zwilling,
    Dr. Robert C. Hanley

XII
     
    1.
     
    Ein Schwindel!
    Carol saß am Küchentisch und starrte mit weit aufgesperrtem Mund auf die letzte Seite des Briefes. Sie blätterte zurück durch die sich wellenden Seiten des Notizbuches.
    Das kann nur ein Schwindel sein.
    Aber in ihrem tiefsten Innern wusste sie, dass Hanley diesen Brief geschrieben hatte – sie kannte mittlerweile seine Handschrift zur Genüge – und dass das, was hier geschrieben stand, wahr war. Die ausführlichen Protokolle der Experimente, der Stapel Fotos, die Jahrbücher, die Alben mit den Nachrichtenschnipseln, der ganze Inhalt seines Safes untermauerte seine unglaubliche Schilderung. Aber mehr als alles andere war da Hanleys Ruf, der die Richtigkeit dieser Schilderungen stützte – wenn irgendjemand das erreicht haben konnte, was da in dem Brief behauptet wurde, dann war das der Nobelpreisträger Dr. Roderick Hanley.
    Jim war ein Klon. Ein Klon! Roderick Hanleys Klon!
    Was für ein furchtbarer Albtraum!
    Für Jim, nicht für sie. Für Carol war der Schock dieser Nachricht betäubend, beängstigend, aber sie zwang sich dazu, das mit Abstand zu sehen. Und als sie das tat, stellte sie fest, dass es keinen Unterschied machte. Denn es änderte nichts an ihren Gefühlen für Jim.
    Er war also ein Klon. Na und?
    Er war immer noch der Mann, den sie geheiratet hatte, der Mann, den sie liebte. Was kümmerte es, dass er Hanleys Gene hatte? Sie hatte nicht eine Anordnung von Chromosomen geheiratet, sondern einen Mann. Und Jim war immer noch dieser Mann. Der Brief änderte daran für sie gar nichts.
    Aber er hatte die Dinge für Jim ganz deutlich verändert.
    Der arme Jim. Er war so eifrig und voller Hoffnung gewesen, als er nach seinen Ursprüngen gesucht hatte, nur um jetzt festzustellen, dass es die nicht gab. Er hatte sich immer schwer damit getan, wenn es darum ging, woher er stammte. Wen wunderte es da, dass er sich in den letzten vierundzwanzig Stunden so merkwürdig verhalten hatte.
    Es war einfach nicht gerecht.
    Carol war plötzlich wütend. Wie konnte es dazu kommen? Jim hätte das nie erfahren dürfen. Hanley hatte recht gehabt, als er versucht hatte, Jim seine Herkunft zu verheimlichen. Was war schief gegangen? In dem Brief stand …
    Dann erinnerte sie sich wieder: Hanley und Derr waren zusammen bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
    Was für ein merkwürdiger Wink des Schicksals. Er hatte geschrieben, sie würden nie zusammen reisen. Trotzdem waren sie in genau jener Nacht zusammen gewesen. Und danach war dann niemand mehr am Leben, der die Unterlagen zum Projekt Genesis dem Anwalt übergeben konnte, den Hanley erwähnt hatte. Also waren sie hier in dem Safe geblieben und Jim hatte sie gefunden.
    Das Schicksal konnte so grausam sein.
    Aber Carols Wut richtete sich nicht nur gegen das Schicksal. Sie war auch auf Hanley und Derr wütend. Sie sah auf die letzte Seite des Notizbuches hinunter, das sie immer noch in Händen hielt. Eine Zeile fiel ihr ins Auge:
    … ich bitte dich, diese Unterlagen nicht zu vernichten.
    Warum nicht? Sie hätten sie an dem Tag vernichten sollen, als Hanley und Derr Jim zur Adoption freigaben. Wenn ihnen wirklich an dem Kind gelegen wäre, dass sie geschaffen hatten, dann wären sie nie das Risiko eingegangen, dass diese Aufzeichnungen in die falschen Hände gelangen könnten. Aber nein, sie hatten all die belastenden Beweisstücke aufgehoben.
    Derr und ich haben ein Recht darauf, dass man unsere Leistungen eines Tages würdigt.
    Das war der Schlüssel. Eitelkeit. Stolz. Ruhmsüchtige Mistkerle …
    Carol rieb sich die Augen mit ihren Handflächen. Vielleicht ging sie zu hart mit ihnen ins Gericht. Sie waren Pioniere. Sie hatten etwas

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