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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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göttlichen Macht entgegenstellen können.«
    Danach standen die annähernd zwanzig versammelten Erwählten auf, hielten sich an den Händen und sprachen das Glaubensbekenntnis und das Ave Maria. Der Neuankömmling stand weder auf noch betete er mit ihnen. Wie schon zuvor behielt Grace ihre Hände bei sich, aber sie betete mit den Anderen.
    Plötzlich verspürte sie ein Zucken in ihrem Gesicht. Sie wandte sich dem Fremden zu und richtete das Wort an ihn. Zu ihrem Entsetzen waren die Worte nicht die ihren. Die Sprache war ihr unbekannt.
    Der Fremde schreckte zusammen und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie versuchte, innezuhalten, aber ihre Stimme erklang weiter und formte diese fremdartigen, unverständlichen Worte.
    »Hören Sie auf damit«, sagte er. »Sie wissen nicht, was Sie da reden.«
    Einige der Erwählten drehten sich um und sahen zu ihnen hin. Bruder Robert eilte strahlend auf sie zu.
    »Der Geist ist mit dir, Grace. Kämpf nicht dagegen an. Lobet den Herrn.«
    »Sie lobt niemanden«, erklärte der Fremde.
    »Sie verstehen die Sprache, in der sie spricht?«, fragte Bruder Robert erstaunt.
    Bevor der Mann antworten konnte, verklangen die Worte und Graces Stimme gehörte wieder ihr. Der Fremde blieb auf seinem Stuhl, während die Kirchgänger hinausgingen und ihn im Vorübergehen anstarrten. Nach kurzer Zeit waren nur noch Grace, Bruder Robert, Martin und der Fremde im Raum. Bruder Robert trat zu ihm hin und sprach ihn an.
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Veilleur. Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Bruder Robert aus dem Kloster von Aiguebelle.« Keiner von beiden bot dem anderen die Hand. »Sie verstehen die Sprache? Was hat sie gesagt?«
    »Sie würden es nicht verstehen.«
    »Seien Sie sich da nicht so sicher.«
    Martin trat vor. »Warum sind Sie hierhergekommen? Warum haben Sie draußen herumgelungert und uns beobachtet?«
    Veilleur wirkte unsicher. »Ich weiß es nicht. Ich spüre hier etwas. Mich scheint etwas zu dieser Gruppe hinzuziehen.«
    Grace versuchte, seinen schwachen Akzent zu deuten. Er kam ihr vage britisch vor, aber trotzdem nicht wie etwas, das sie je gehört hatte.
    »Sie sind keiner von uns«, sagte Martin mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete.
    »Das ist richtig. Aber wer ist dieses ›uns‹, von dem Sie da reden? Warum kommen Sie hier zusammen?«
    Bruder Robert ergriff das Wort: »Wir kommen zusammen, um den Herrn zu loben und uns für die Schlacht mit seinem Erzfeind zu rüsten. Der Antichrist ist unter uns. Wir warten auf ein Zeichen.«
    »Der Antichrist?«
    »Ja. Das Böse ist Fleisch geworden.«
    Mr Veilleur starrte Bruder Robert an, dann Grace, die das Gefühl hatte, unter der Schwere dieses Blicks zusammenzubrechen.
    »Ach. Sie wissen es also.«
    Bruder Robert nickte. »Satan ist gekommen, um seinen Anspruch auf diese Welt anzumelden.«
    »Ich weiß nichts von Satan. Doch etwas naht wirklich. Was ich aber nicht verstehe, ist, warum ihr Leute diesen Ruf hört.«
    Martin straffte sich. »Was meinen Sie mit ›den Ruf hören‹? Wir sind nicht verrückt, wir sind so klar wie jeder andere auch – wir sehen sogar klarer!«
    »Ich meinte bewusst, vorgewarnt, aufmerksam gemacht. Warum gerade ihr?«
    »Warum nicht wir?«
    »Weil ihr eine armselige Verteidigertruppe abgebt!«
    »Und ich vermute, Sie glauben, dass Sie uns anführen sollten?«, ätzte Martin.
    Mr Veilleur schüttelte den Kopf. Sein Lächeln war bitter.
    »Nein. Ich will damit nichts zu tun haben. Ich bin raus aus der Sache. Eigentlich hatte ich sogar gedacht, es wäre vorbei.«
    »Es ist nie vorbei«, sagte Bruder Robert.
    »Vielleicht haben Sie recht. Ich schätze, das hätte ich wissen müssen. Aber ich hatte gehofft, es wäre so.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Sie würden es nicht verstehen.«
    Bruder Robert runzelte die Stirn und sprach mit leiser Stimme. »Ich bin weit herumgekommen. Ich habe Dinge gesehen, die ein guter Mensch nie zu sehen bekommen sollte. Ich habe die verbotenen Bücher gelesen …«
    »Gehört sich das für einen Mann der Kirche?«
    »›Lerne deinen Feind kennen‹ ist ein weiser Spruch. Gott mag in vielerlei Gestalt in der Welt wirken, aber das tut auch der Teufel. Ich habe mich grauenhaften Versuchungen ausgesetzt und ihnen widerstanden. Ich war nie im Geringsten versucht, ihren Versprechungen zu erliegen.«
    Veilleur schien Bruder Robert mit anderen Augen zu sehen. Er nickte respektvoll. »Aber man kann nicht über diese Kohlen wandeln ohne sich die Füße zu

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