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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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es sich gar nicht um Lehm handelte, sondern dass da eine rote Flüssigkeit durch die Erde hochstieg. Er ging auf die Knie um sich das näher anzusehen. Er schnüffelte.
    Blut.
    Jonahs Puls beschleunigte sich, als ihn freudige Erwartung erfasste. Das war keine Halluzination. Das war wirklich. Ein weiteres in der langen Reihe von Zeichen, mit denen er sein ganzes Leben hindurch gesegnet gewesen war.
    Atemlos sah er zu, wie die dicke rote Flüssigkeit in dem Loch aufstieg, bis sie den Rand erreichte und dann in einem dünnen zähen Rinnsal in den Garten sickerte. Jonah hätte gern abgewartet und zugesehen, wie es den Garten anfüllte, wie es auskühlte und gerann, während es langsam dunkel wurde, aber in den winzigen Gärten hier hinter den Häusern blieb nichts unbemerkt.
    Es ging auf keinen Fall an, dass die Nachbarn sich fragten, was denn da im Garten der Stevens passiert war.
    Widerwillig begann er, die Erde zurück in das Loch zu schaufeln und damit den roten Strom einzudämmen. Als die Erde wieder an Ort und Stelle war, trat er einen Schritt zurück, bezwang seine Erregung und dachte nach.
    Blut, das auf seinem Grundstück floss. Wie sonst ließ sich das deuten, als als Vorzeichen des Todes, dem Tod von jemandem, der ihm nahestand? Es war auch ein Zeichen, dass die Dinge in Bewegung kamen, und dass er keine Zeit in seinem Garten verschwenden sollte.

XV
     
    Samstag, 9. März
    Manhattan
     
    Bill las gerade in seinem Zimmer die Tagesandacht, als das Telefon klingelte und ihn aufschrecken ließ. Nur sehr wenige Menschen hatten seine private Nummer, und wenn jemand von denen anrief, gab es meist schlechte Nachrichten. Daher war er ziemlich besorgt, als er Jims Stimme erkannte.
    »Jim? Ist etwas passiert?«, fragte er hastig im Gedanken an Carols aufgeregten Anruf vom Dienstag und Jims merkwürdig ablehnender Aufnahme seines Hilfsangebots.
    Ist alles in Ordnung mit Carol?
    »Nein, nein, alles in Butter, Bill. Wirklich, alles gut. Ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich mich vorgestern am Telefon so merkwürdig benommen habe.«
    Bill fühlte, wie die Anspannung in seinen Muskeln nachließ. »Das ist schon in Ordnung. Wir sind alle dann und wann mal schlecht drauf.«
    Es war gut zu wissen, dass Jim wieder klang, als sei er ganz der Alte.
    »Na ja, das Testament, die Erbschaft, die Villa, all das kam zusammen und ich konnte einfach nicht mehr klar denken. Ich war völlig neben der Spur. Aber ich habe jetzt alles wieder im Griff und ich fühle mich viel besser.«
    Während des unverbindlichen Geplauders, was dann folgte, bemerkte Bill, dass Jim alles vermied, was in irgendeiner Weise mit Hanley oder seiner Erbschaft oder der Tatsache, wer seine Mutter war, zu tun hatte. Er schloss aus Jims spürbar gespielter Nonchalance und der für ihn ungewöhnlichen Verwendung von Slang, dass er immer noch unter deutlicher Anspannung stand. Er wollte von Jim unbedingt wissen, ob er etwas über seine Mutter in Erfahrung gebracht hatte, aber er erinnerte sich daran, wie eisig er am Dienstag abgefertigt worden war, also hielt er den Mund.
    Nachdem er aufgelegt hatte, saß Bill am Fenster und überlegte, wie traurig und ironisch es doch war, dass er gerade jetzt wieder Kontakt mit einem alten Freund hatte, wo er im Begriff stand, ein paar Hundert Kilometer wegzuziehen.
    Aber genau das würde er tun. Alter Freund oder nicht, Bill würde sich von niemandem dazu zwingen lassen, hier in St. F’s zu bleiben. Nichts würde seinen Abschied hier aufhalten, jetzt, nachdem der Superior eine Stelle als Lehrer für ihn gefunden hatte.
    Er saß noch eine Weile am Fenster und fühlte sich unverständlicherweise traurig. Was war los? Sicherlich würde er das Heim hier nicht vermissen.
    Dann wurde ihm klar, dass dies jetzt die Zeit war, zu der er gewöhnlich mit Nicky Schach spielte. Es kam ihm hier völlig einsam vor, jetzt, wo Nicky nicht da war, sich nicht an seinem missgebildeten Kopf kratzte und seine Warzen befingerte. Aber auch das würde in Kürze der Vergangenheit angehören. Nicky würde von den Calders adoptiert werden und Bill würde nach Baltimore gehen.
    Er wollte sich gerade wieder seiner Andacht zuwenden, als er einen blauen Dodge neueren Baujahrs vor dem Waisenhaus einparken sah. Er kam ihm bekannt vor. Das war genauso einer wie –
    Oh verdammt.
    Nicky stieg aus dem Wagen, rannte die Stufen zur Haustür hoch und verschwand aus seinem Blickfeld. Professor Calder stieg an der Fahrerseite aus und folgte ihm erheblich langsamer. Bill

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