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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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verbrennen.«
    »Das ist wahr. Diese Erfahrungen haben mich … ›hören‹ lassen, wie Sie es formuliert haben. Es ist, als hätte ich einen zusätzlichen Sinn entwickelt, so etwas wie einen Geruchssinn für das Werk des Teufels. Und sein Gestank ist hier sehr stark.«
    »Nicht wirklich hier«, sagte Mr Veilleur. »Etwas weiter im Osten.«
    Bruder Robert starrte ihn an. »Sie auch?«
    »Wie Ihr Freund hier sagte …« – er deutete mit einem Kopfnicken auf Martin – »… ich gehöre nicht zu euch.«
    »Das weiß ich«, sagte Robert. »Und doch … in gewisser Weise tun Sie das.«
    »Das habe ich einmal. Das habe ich, aber jetzt nicht mehr.«
    Als Mr Veilleur aufstand, machte Grace unwillkürlich einen Schritt zurück. Er schien sie alle drei zu überragen.
    »Bitte, sagen Sie es mir. In welcher Sprache habe ich gesprochen.«
    »In der Alten Zunge.«
    »Davon habe ich noch nie gehört«, sagte Martin.
    »Seit Tausenden von Jahren hat sie niemand mehr gesprochen.«
    Martin schüttelte den Kopf. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Bitte, Martin.« Bruder Robert sprach sehr sanft. »Ich glaube ihm.«
    Grace sah Bruder Robert in die Augen und verspürte zum ersten Mal das Gewicht der Ereignisse, die sich vor ihnen auftürmten. Sie fühlte sich plötzlich schwach. Sie wandte sich Mr Veilleur zu. Sein Blick wirkte abwesend. Er sprach, aber mehr zu sich selbst als zu ihnen.
    »Ich weiß nicht, wo er sich all diese Jahre verborgen gehalten hat, aber jetzt scheint es, dass er einen Weg zurück gefunden hat.«
    »Satan ist nie weg gewesen«, sagte der Mönch. »Aber jetzt hat er menschliche Gestalt angenommen, um einen Vernichtungsangriff auf die Menschheit zu starten.«
    »Satan?«, meinte der alte Mann. »Habe ich etwas von Satan gesagt?« Er zuckte die Achseln. »Egal. Es bleibt die Tatsache, dass ihr Hilfe brauchen werdet.«
    »Welche Art Hilfe?«, wollte Grace wissen.
    »Ich weiß es nicht. Es gab da mal jemanden, aber jetzt nicht mehr. Jetzt …« Er hielt inne und sah von Grace zu Bruder Robert und zu Martin. »Vielleicht ist jemand in eurer Gruppe der Schlüssel.«
    »Wer?« fragte der Mönch. »Wie können wir ihn erkennen?«
    Mr Veilleur wandte sich um und steuerte auf die Tür zu. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber es muss jemand Besonderes sein. Jemand ganz Besonderes.«
    Und dann war er verschwunden. Zurück blieb Grace, die Bruder Robert anstarrte und sich fragte, wer das wohl sein mochte.

XIV
     
    Freitag, 8. März
    Manhattan
     
    1.
     
    »Was ist das für ein Lied, das Sie da pfeifen, Pater?«
    Bill sah auf und sah Nicky auf der anderen Seite seines Schreibtisches, geputzt und gestriegelt für seinen Besuch bei den Calders.
    »Ein richtiger Oldie. Es heißt ›It’s a Great Day‹.«
    »Und was ist so toll an diesem Tag?«
    »Alles, Nick, einfach alles. Die Sonne scheint, wir haben beinahe schon Wochenende, es sind nicht einmal mehr drei Wochen bis Frühlingsanfang. Ein toller Tag vom Morgen bis in die Nacht.«
    Er fühlte sich richtig beschwingt und musste sich am Riemen reißen, um sich nicht zu ausgelassen zu benehmen. Er konnte Nicky in die Einzelheiten noch nicht einweihen, aber er hatte das Gefühl, dass sie beide noch vor Sonntagabend Grund zum Feiern hätten.
    Bill griff über den Tisch hinweg und richtete Nickys Krawatte. Sie war für die neueste Mode zu rot und zu schmal, und sie baumelte über den eng geschnallten Gürtel, aber es war die sauberste der drei roten Krawatten, die zur Verfügung standen. Der Kragen des weißen Hemdes war zu groß für den mageren kleinen Hals und die Ärmel des blauen Blazers waren zu kurz für die schlaksigen Arme. Das Gleiche galt für die graue Hose, die unten zu viel weiße Socke zeigte.
    Alles in allem war das ein Anblick, bei dem ein Herrenausstatter schreiend davonlaufen würde, aber es war das Beste, was sie aus dem bunten Sortiment abgetragener Kleidung und noch brauchbarer Spenden zusammenstoppeln konnten, die für solche Anlässe beiseite gelegt waren. Auf der anderen Seite hatte Bill natürlich auch kein Interesse daran, dass die Kinder zu gut ausstaffiert wirkten, wenn sie auf einen solchen Besuch gingen.
    Nickys Aufmachung war ein einziger Aufschrei: Gebt diesem kleinen Jungen ein Zuhause. Und genau darum ging es ja.
    Er war sauber, das war das Wichtigste. Seine dunklen Haare waren gewaschen und hochgekämmt, was ein zweischneidiges Schwert war. Dadurch wurde zwar die merkwürdige Form seines Schädels etwas kaschiert, aber so waren auch noch

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