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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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mehr Warzen auf seiner Stirn sichtbar. Er hatte Kleidung zum Spielen und saubere Unterwäsche in dem mitgenommenen Leinenrucksack, der neben ihm auf dem Boden stand.
    »Nervös?«, fragte Bill.
    »Näh. Das habe ich schon oft mitgemacht.«
    »Also nichts Besonderes, was? Nur ein cooler Typ, der sich ein nettes Wochenende macht?«
    »Na gut.« Nickys Lächeln kam verhalten und zögerlich. »Vielleicht habe ich ein bisschen Angst.«
    »Sei einfach nur du selbst.«
    Nicky begann zu strahlen: »Soll ich wirklich …«
    »Wenn ich es mir jedoch recht überlege …«
    Sie beide lächelten über ihren privaten Witz.
    Die Gegensprechanlage summte. »Die Calders sind hier«, verkündete Schwester Miriams Stimme aus dem Vorzimmer.
    »Wir sind unterwegs.«
    Er nahm Nickys Rucksack und legte ihm die Hand auf die Schulter, als er ihn ins Erdgeschoss hinunter begleitete.
    »Jetzt ist es so weit, Junge. Zeig dich von deiner besten Seite vor diesen Leuten und du hast dein Glück gemacht.«
    Billy fühlte, wie sich Nickys Arm um seinen Rücken legte und ihn umarmte.
     
    2.
     
    Bill winkte Nicky zum Abschied zu, als die Calders mit ihm auf der Rückbank ihres neuen Dodge davonfuhren, dann eilte er in sein Büro zurück und zog den Brief unter der Schreibtischunterlage hervor. Er war heute Morgen aus dem Büro des Superiors in Mayland gekommen und seitdem hatte er ihn bestimmt ein Dutzend Mal wieder und wieder gelesen. Es gab eine Stelle für ihn an der Loyola-Hochschule in Baltimore. Das Loyola-College wäre ihm zwar lieber gewesen, aber wenigstens war das jetzt ein Schritt in die richtige Richtung. Er sollte da am 1. Juni vorstellig werden und ab September konnte er dann als Dozent in der theologischen Abteilung anfangen … falls er seine augenblickliche Aufgabe immer noch gegen die Stelle als Hochschullehrer eintauschen wollte.
    Falls er das wollte? Er verzehrte sich danach, von seinem augenblicklichen Posten wegzukommen.
    Und wie ideal war seine neue Stelle doch gelegen. Gerade mal eine Dreiviertelstunde nach Süden über den Baltimore-Washington-Expressway und er war in der Hauptstadt, im Zentrum des politischen Lebens. In Washington passierte immer etwas – so wie jetzt gerade die neue Bürgerrechtsverordnung, über die der Senat entscheiden musste.
    Und damit war er dann auch weit von Carol entfernt. Einige Hundert Kilometer würden seine nächtlichen Gedanken schon abkühlen. Vielleicht bekam er dann endlich mal wieder Schlaf.
    Er gab dem Brief einen Kuss und schob ihn wieder unter die Schreibtischunterlage.
    Nicky bekommt ein neues Zuhause und ich komme endlich wieder unter Menschen.
    Er begann eine neue Melodie zu summen: »Everything’s Coming up Roses.«
     
    Monroe
     
    3.
     
    Der Frost im Boden ließ nach und das Wochenende versprach warm zu werden, daher beschloss Jonah, sich schon mal an den Garten zu machen. Nach einer harten Woche im Schlachthof war er freitagnachmittags meistens zu müde für so etwas. Aber in letzter Zeit fühlte er sich richtig lebendig, brodelte vor Energie, und der Gemüsegarten war ein guter Ort, um sich auszutoben. Vielleicht konnte er ja dieses Jahr endlich mal Kopfsalat ernten.
    Aber als erstes musste er einen ordentlichen Zaun ziehen, damit die Kaninchen nicht alles abfraßen. Er hätte am liebsten Stacheldraht gespannt, damit sich die kleinen Schädlinge den Balg aufrissen, wenn sie in den Garten hoppelten, aber die Nachbarn machten immer einen Aufstand, wenn ihren wilden kleinen Mistblagen das Gleiche passierte, wenn sie wieder die Abkürzung durch seinen Garten nahmen.
    Also musste er sich mit Maschendraht behelfen.
    Er hatte vor, in jeder Ecke des Gartens einen Pfosten einzuschlagen und den Draht darum herum zu spannen. Ein Meter Höhe sollte auf jeden Fall reichen.
    Er begann das Loch für den ersten Pfosten auszuheben. Vierzig Zentimeter, tiefer brauchte das nicht zu sein. Jonah gefiel das schleifende Geräusch, das der Spaten machte, wenn er in die weiche Erde gerammt wurde. Er liebte es, wie die zahllosen kleinen Wurzeln mit der Kante durchtrennt wurden, wenn er ihn mit seinem Fuß tiefer trieb. Er genoss es, das zarte Gleichgewicht da unten zu zerstören. Jahre des Einpendelns, des Gebens und Nehmens zwischen Krume, Nährstoffen, Bakterien, Insekten und Pflanzen, alles für immer verändert mit einem Spatenstich.
    Als er dreißig Zentimeter tief gegraben hatte, begann sich die Erde rot zu färben.
    Merkwürdig. Er wusste gar nicht, dass es hier Lehm gab. Und dann sah er, dass

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