Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
immer noch zu mir hältst.«
»Du weißt, dass ich das tue.«
Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. »Gut, dann sehen wir uns später.«
Damit ging er zur Tür hinaus und durch den Vorgarten. Als sie ihn gehen sah, war es ihr, als würde sich eine Schlinge um ihren Hals zusammenziehen.
Es war alles ihre Schuld. Wie hatte sie sie beide nur in diese Lage bringen können? Und wie sollten sie da je wieder herauskommen? Hinter ihr begann das Telefon wieder zu klingeln.
3.
Bill saß in seinem Büro und schlürfte seine zweite Tasse Kaffee, während er die Sunday Times durchblätterte. Dies war ihm die liebste Zeit der Woche. Die Jungen waren beim Frühstück und alles war … ruhig. Er hatte die Frühmesse in der Kirche unserer Mutter Gottes von Lourdes gehalten und jetzt hatte er Zeit für sich.
Heute gefiel ihm die Zeitung besonders gut, denn der Teil mit dem Wochenrückblick war voll mit Artikeln über die in zwei Tagen anstehenden Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur in New Hampshire und McCarthys erfolgreiche Aufholjagd auf Präsident Johnson in den Umfragen. Es ging zwar niemand davon aus, dass er gegen den amtierenden Präsidenten eine Chance hatte, aber wenn er gut genug abschnitt, konnte ihm das Auftrieb für die folgenden Wahlen geben und vielleicht die Position der demokratischen Partei beeinflussen, wenn es schließlich zur offiziellen Kandidatenkür kam.
Bill seufzte und starrte aus dem Fenster. Gerade jetzt wünschte er noch mehr als sonst, er könnte in den nächsten zweiundsiebzig Stunden in New Hampshire dabei sein. Aber das war ihm nun einmal nicht vergönnt.
Er hörte ein zögerliches Klopfen an seiner Bürotür. Schwester Miriam.
»Pater Ryan?«
»Ja Schwester? Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Ich weiß nicht recht.« Sie hielt eine zusammengefaltete Zeitung in der Hand und schien ungewöhnlich zurückhaltend. »Dieser Freund von Ihnen, der vor ein paar Wochen da war – der, der sich die alten Akten ansehen wollte –, hieß der nicht Stevens?«
»Ja, sicher. Jim Stevens.«
»Ist er nicht derjenige, der das Hanley-Vermögen geerbt hat?«
»Ja, genau der. Warum fragen Sie?«
»Also wissen Sie, Pater, ich kaufe ja für gewöhnlich nicht solche Zeitungen«, sagte sie, klappte die Zeitung auf und hielt sie ihm entgegen, »aber hier in der Ausgabe stehen ein paar ziemlich merkwürdige Dinge über Ihren Freund und Doktor Hanley.«
Bill nahm die Zeitung entgegen und runzelte die Stirn, als er den Schriftzug The Light und das berüchtigte Logo mit dem linken Ohr sah. »Die Nachricht, die das Licht des Tages scheut, bleibt The Light nicht verborgen.« Schwester Miriam war ein sittsames Mitglied der Barmherzigen Schwestern, aber sie hatte einen Hang zu Klatschzeitungen und Skandalblättern. The Light war so ungefähr das übelste Beispiel für die letztere Kategorie.
»Da drin steht etwas über Jim Stevens?«, fragte er und schlug die Seite drei auf.
»Ich glaube, er ist derjenige, von dem da die Rede ist.«
Er überflog den ersten Absatz, sah Jims Namen, den von Roderick Hanley und den Namen der Stadt Monroe, Long Island. Es war ein langer Artikel.
»Kann ich Ihnen das später zurückgeben, Schwester?«
»Natürlich«, sagte sie in verschwörerischem Tonfall. Sicher war sie der Meinung, sie hätte einen Gleichgesinnten gefunden. Dann ließ sie ihn mit The Light allein.
Fünfzehn Minuten später hatte Bill den Artikel durchgelesen und tigerte in seinem Büro hin und her. Seine Welt war in den Grundfesten erschüttert.
Blödsinn. Alles Blödsinn. Das muss Blödsinn sein.
Aber die Zeitung musste ziemlich handfeste Beweise haben, um etwas so Abstruses zu drucken. Sonst würde Jim sie bis auf ihren letzten Penny verklagen. Und dann war da ja die Sache mit Carols Anruf in der letzten Woche, dass Jim so merkwürdig sei, weil er versucht hatte, die Identität seiner Mutter zu lüften. Natürlich benahm er sich merkwürdig – wenn dieser Artikel der Wahrheit entsprach, bedeutete das, dass er keine Mutter hatte. Eigentlich sogar nicht einmal einen Vater.
Was rede ich denn da?
Natürlich stimmte das nicht. Wie sollte so etwas möglich sein? Das gab es nur in Science-Fiction-Romanen.
Aber andererseits war Jim am Dienstag wirklich vollkommen durch den Wind gewesen.
Guter Gott! Ob er das schon gesehen hatte? Bill wollte zwar nicht derjenige sein, der ihm diese Nachricht überbrachte, aber er wollte zur Verfügung stehen, falls Jim einen Freund brauchte. Und er würde den
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