Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
der Antichrist genau das. Aber wir werden dafür sorgen, dass er die Art von Aufmerksamkeit bekommt, die er auf keinen Fall will. Wo immer er sich zeigt, werden einige von uns da sein und ihn mit Schildern konfrontieren, die ihn als das Produkt einer Gotteslästerung bloßstellen, ein Gefäß Satans. Immer wenn die Fernsehkameras und die Reporter ihn filmen und fotografieren, wird unsere Botschaft – Gottes Botschaft – im Hintergrund mit im Bild sein.«
»Amen!«, rief Martin. Eine weitere Stimme schloss sich ihm an, dann noch eine. Einige der Auserwählten erhoben sich.
Selbst Grace spürte, wie sie von der Begeisterung mitgerissen wurde. Ihre Bedenken wurden durch Bruder Roberts unverbrüchliche Gewissheit hinweggespült, der im vorderen Teil des Raumes hin und her lief und seine Papierrolle wie ein Schwert emporreckte.
»Einige werden uns auslachen, aber viele andere werden das nicht tun. Und wenn der Antichrist versucht, seinen Einfluss auf die Welt zum Tragen zu bringen, dann wird man sich an unsere Botschaft erinnern, und es werden Fragen aufkommen, selbst in den Herzen der Ungläubigen. Wir können seine Pläne vereiteln, Freunde. Mit dem Beistand des Heiligen Geistes können wir ihn besiegen. Wir können es tun! Und wir werden sofort damit beginnen, noch heute!«
Jetzt waren sie alle auf den Beinen – alle außer Mr Veilleur – und lobten den Herrn. Viele redeten dabei in Zungen.
»Wo können wir ihn finden?«, rief Martin, als es im Raum wieder leiser wurde.
»Nicht weit von hier«, erwiderte Bruder Robert. »Deswegen glaube ich, dass wir vom Heiligen Geist erwählt worden sind. Er lebt nicht weit weg von hier in der Nähe von Glen Cove auf Long Island. In einem Städtchen namens Monroe.«
Plötzlich stürmten alle ihre vagen Vorahnungen wieder auf Grace ein. Es war wie ein körperlicher Schlag.
Monroe? Nein, es kann nicht Monroe sein.
»Wie heißt er?«, wollte Martin wissen.
Grace wollte die Ohren verschließen, damit sie die Antwort nicht hören musste. Sie wollte den Namen nicht hören, den sie bereits kannte.
»James Stevens«, erklärte Bruder Robert. »Eine Kreatur, die sich James Stevens nennt, ist der Antichrist!«
Nein, es konnte nicht sein. Nicht Carols Mann.
Alles drehte sich um Grace, dann wurde es schwarz.
5.
Carol hatte mit einigen der Journalisten geredet, die angerufen hatten, vor allem mit denen der Times und der Post. Dann legte sie den Hörer neben die Gabel. Sie hatte jetzt ein ziemlich klares Bild davon, wie die Geschichte durchgesickert war. Beide hatten ihr gesagt, dass Gerry Becker mit seiner Geschichte zu ihnen, wie auch zur News gekommen war. Keine der seriösen Zeitungen war interessiert. Man hatte ihn für einen Schwindler, und die Notizbücher, die angeblich Hanley gehören sollten, für gefälscht gehalten.
Dieser windige Becker hatte die Notizbücher aus dem Zwischenboden gestohlen. Das war die einzige Erklärung. Carol hatte keine Ahnung, wie er sie dort finden konnte, aber das spielte jetzt keine Rolle. Sie hoffte, dass Jim ihm irgendwann eine Anklage wegen Diebstahl und Einbruch anhängen würde, aber im Augenblick war sie nur an Jims nervlicher Verfassung interessiert. Heute Morgen hatte es schon so ausgesehen, als stände er kurz vor einem Nervenzusammenbruch – und das Schlimmste stand ihm noch bevor.
Carol lief ziellos durch das Haus und verfluchte sich selbst. Sie hatte ein paar furchtbare Fehler begangen. Eigentlich war diese ganze schreckliche Situation ihre Schuld. Wenn sie nicht so verdammt unentschlossen gewesen wäre, wäre das alles nicht passiert. Sie hätte diese verdammten Notizbücher einfach wegwerfen sollen, wie sie es ursprünglich vorgehabt hatte. Oder noch besser, sie im Garten mit Benzin übergießen und ein Streichholz daran halten.
Wenn Sie doch nur …
Sie hörte ein heftiges Klopfen an der Tür und eilte dorthin, in der Hoffnung, es könnte Jim sein, obwohl sie instinktiv wusste, dass er es nicht war.
Es war eine kreidebleiche Emma. Sie hielt eine zusammengefaltete Zeitung.
»Wo ist Jimmy?«
»Er ist nicht hier. Er ist …«
»Hast du das hier gesehen?« Ihre Stimme versagte den Dienst und ihre Lippen zitterten, als sie die Zeitung hochhielt. »Ann Guthrie hat mir das gezeigt. Wie können die nur solche Dinge behaupten? Wie können die solche Lügen drucken und damit davonkommen? Das ist so ungerecht. Wo ist er?«
»Drüben in der Villa.«
»Ach, diese verdammte Villa. Ich wünschte, er hätte sie nie geerbt
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