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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dich nach Hause. Ich bin sicher, es geht ihm gut.«
    Julios Bar war geöffnet, aber es war kaum jemand da. Die Hälfte der Scheiben nach vorn hinaus war zertrümmert und die meisten der vertrockneten Pflanzen waren aus den Blumenampeln gerissen. Am schlimmsten war aber, dass irgendwas das »Morgen gibt’s Freibier«-Schild angenagt hatte.
    »Wo sind denn alle?«, fragte Jack.
    Julio hielt mit dem Scherbenauffegen inne und zuckte die Achseln. »Einige verstecken sich, andere sind weg. Hast du was von Gia gehört?«
    »Ja. Ich habe heute Nacht und heute Morgen mit ihr gesprochen. Ihnen geht es gut. Da draußen bei ihnen gibt es keine Krabbler.«
    Jedenfalls bisher noch nicht.
    Gia klang angespannt, aber das hatte er erwartet – sie war aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen worden und lebte jetzt in einem Bunker. Er hatte ihr wieder und wieder erklärt, das sei das Beste für sie. Davon war er immer noch überzeugt.
    »Hast du vor, den Laden weiter geöffnet zu halten?«
    Noch ein Achselzucken. »Ich weiß nich’, Mann. Ich finde es scheiße, mich von den Krabblern tyrannisieren zu lassen, aber wir haben die letzte Nacht im Keller verbracht und das war gruselig. Der Strom fällt immer wieder aus. Wenn ich keinen Strom habe, muss ich warmes Bier servieren. Und das taugt nich’.«
    »Schließ ab und pack ein paar Sachen zusammen. Ich habe da einen sicheren Ort für dich – wenigstens fürs Erste. Wir haben noch Platz. Was meinst du?«
    Er beobachtete den muskulösen kleinen Mann, wie der sich in der Kneipe umsah, die sein Leben und sein Auskommen darstellte. Er wusste, wie stur Julio sein konnte. Sie waren schon seit ewigen Zeiten Freunde und Jack wollte ihn in Sicherheit wissen.
    Schließlich nickte Julio. »Ja, warum nicht? Aber nur des Nachts. Tagsüber habe ich offen. Jeden Tag.«
    Das ist wenigstens schon mal etwas, dachte Jack.
    Und wer weiß, wie viele Tage überhaupt noch bleiben?
    Bill fuhr in dem seltsamen, schattenlosen, gelben Licht, das jetzt als Tageslicht durchging, um das südliche Ende des Parks herum und dann in östlicher Richtung durch die Stadt. Es gab keine Behinderungen auf der Straße und keinen nennenswerten Verkehr. Aber auch keine Polizei und das beunruhigte ihn. Als er gerade nach Uptown abbiegen wollte, blickte er in Richtung der Queensboro Bridge.
    Er brachte den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen. »Carol, sieh dir das an!«
    »Oh mein Gott!«
    Der Mittelteil der Brücke war vom Rest losgebrochen und schwebte nur von den Halteseilen gehalten in der Luft.
    »Ein Schwerkraftloch«, sagte Carol. »Dabei war es so eine schöne Brücke.«
    »Die Ingenieure haben seit Jahren gepredigt, in was für einem erbarmungswürdigen Zustand die Brücken sind. Jetzt wissen wir, wie recht sie hatten.«
    Er fuhr Richtung Innenstadt und hielt sich auf der Mitte der Straße. Mit Ausnahme von Glaekens Haus schien es, als sei jedes Fenster in der Stadt eingeschlagen.
    Er fuhr nach links und beschleunigte, als er eine Menschenmenge bemerkte, die sich um den Eingang eines Lebensmittelladens drängte.
    »Da haben Hank und ich noch vor zwei Tagen eingekauft.«
    Jetzt kaufte niemand mehr ein. Jetzt wurde geplündert. Leute sprangen zu den aufgebrochenen Fenstern und Türen hinein und hinaus, auf der Suche nach allem, was nur annähernd essbar war. Als es nichts mehr zu stehlen gab, begann der wütende Mob, die Regale herauszureißen und sie auf die Straße zu schleudern. Drei Männer schienen sich um eine Thunfischdose zu prügeln.
    Weiter auf dem Weg sahen sie Gruppen aus grimmig dreinblickenden Menschen, die sich auf den splitterglänzenden Gehwegen drängten, sich eng aneinander drückten und immer wieder mit verängstigten Blicken über die Schultern sahen. Er sah drei Frauen, die weinend in einem Eingang standen, aus dem ein mit einem Tuch bedeckter Körper herausgetragen wurde. Die Leute auf der Straße wirkten wie Geister.
    »Es bricht alles zusammen.« Carol hatte die Arme vor der Brust überkreuzt, als versuche sie die Kälte von sich fernzuhalten. »Genau wie Hank es gesagt hat.«
    Als Bill vor einer roten Ampel an der 63rd Street langsamer wurde – Gewohnheit, reine Gewohnheit –, schoss jemand auf sie. Die Kugel durchschlug die Heckscheibe und zerschmetterte beim Austritt die rechte hintere Seitenscheibe. Bill trat das Gaspedal durch, raste los und ignorierte danach alle Ampelsignale.
    Er parkte in zweiter Reihe vor dem Apartmenthaus von Hank und Carol und begleitete sie zur ruinierten

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