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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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oben, oben ist unten – nichts ist mehr sicher.«
    »Das ist äußerlich. Rasalom zerstört alles da draußen. Da draußen gibt er den Ton an. Aber innen drin …«, er klopfte sich gegen die Brust, »… in dir drin hast du das, was du bist, und du hast die Freundschaften, die du zu anderen Menschen aufgebaut hast. Hier drin sind diese Freundschaften verankert. Rasalom kann nicht in dich hinein, wenn du ihn nicht hineinlässt. Wenn du der Angst nachgibst, dann zerstört sie diese Freundschaften. Und das ist der Anfang vom Ende. Denn ohne sie zerfallen wir in kleine, misstrauische Enklaven, die nach kurzer Zeit zu sich bekriegenden Meuten werden, bis sie schließlich zu einsamen Wölfen degenerieren, die sich gegenseitig die Messer in den Rücken rammen.«
    »Hank würde niemals …«
    »Entschuldige, Carol, aber ich glaube, du hast gerade ein Messer im Rücken. Eines, auf dem überall Hanks Fingerabdrücke sind. Soweit es mich betrifft, ist Weglaufen nichts anderes als Paktieren mit dem Feind.«
    »Er wird anrufen, Bill.«
    Bill war sich nicht sicher, ob er sich genug unter Kontrolle hatte, um darauf direkt zu antworten.
    »Bei Glaeken bist du sicherer. Hank kennt die Nummer. Er kann dich da erreichen.«
    Carol widersprach nicht.
    Die Türen des Fahrstuhls glitten auf. Schweigend fuhren sie hinunter und waren auch auf der Rückfahrt recht einsilbig. Der Verkehr hatte zugenommen, trotzdem waren es nur vereinzelte Autos und es kam immer wieder zu Engpässen. Bill fuhr nach Westen auf der 72nd Street Richtung Central Park. Als er abbremsen musste, um einen die Straße kreuzenden LKW an der Madison Avenue vorbeizulassen, bauten sich drei finster aussehende Schwarze, die entweder auf Drogen oder betrunken waren, direkt vor dem Wagen auf.
    »Ein Mercedes«, meinte der größte von ihnen mit undeutlicher Stimme. »Ich wollte schon immer einen Mercedes haben.«
    Bill zog die Pistole und richtete sie durch die Windschutzscheibe auf einen der Männer, in der Hoffnung, der Bluff würde funktionieren. Er wusste, er könnte den Abzug nicht betätigen. Der große Kerl grinste verlegen, hob die Hände und die drei stolperten davon. Bill warf Carol einen Seitenblick zu und bemerkte, dass sie ihn anstarrte.
    »Eine Pistole? Du, Bill?«
    »Das war Jacks Idee. Ich weiß nicht einmal, wie man die abfeuert.«
    Carol streckte ihre Hand aus. »Ich schon. Ich bin fünfzehn Jahre in den Südstaaten von Ort zu Ort gezogen, mit Jonah und … und diesem Jungen.«
    Sie nahm die Waffe, legte einen kleinen Hebel an der Seite um, lud einmal durch, dann hielt sie sie gut sichtbar ans Fenster.
    Sprachlos fuhr Bill weiter. Für den Rest der Fahrt hatten sie keine Probleme mehr.
    Jack hielt im Halteverbot auf der 7th Avenue vor dem St.-Vincent’s-Krankenhaus und sprang aus dem Wagen. Das West Village hatte gestern Nacht heftig etwas abbekommen und Jack war sich ziemlich sicher, dass die Polizei anderes zu tun hatte, als sich um ein falsch geparktes Auto zu kümmern. Außerdem hatte er nicht vor, lange zu bleiben.
    Er sah eine schlanke Brünette, die mit einem Akkuschrauber Spanplatten vor die kaputten Fensterscheiben schraubte. Sie kam ihm bekannt vor. Auf den zweiten Blick erkannte er sie.
    »Alicia?«
    Sie drehte sich um und blinzelte ihn mit ihren blaugrauen Augen an. Ihr schwarzes Haar war hochgesteckt und ließ sie jünger wirken als Mitte dreißig.
    »Jack? Was tust du denn hier?«
    Dr. med. Alicia Clayton zog einen Arbeitshandschuh aus und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Ich bin gekommen, um zu sehen, ob du einen sichereren Zufluchtsort brauchen kannst.«
    Sie zuckte die Achseln. »Das tun wir doch alle. Aber ich habe mich hier eingerichtet. Du weißt schon, die Kinder.«
    Ja, die Kinder. Alicia war Kinderärztin, die sich auf Infektionskrankheiten spezialisiert hatte. Sie leitete das St.-Vincent’s-Zentrum für AIDS-infizierte Kinder.
    »Hör zu, in dem Haus, von dem ich rede, ist eine Menge Platz – lauter leere Wohnungen. Du könntest mit den Kindern …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Einige sind zu krank, um irgendwohin gebracht zu werden, wo es keine vollständige Krankenhauseinrichtung gibt. Gibt es das in dem Haus?«
    »Na ja, nein. Aber … es wird schlimmer werden, Alicia.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich wüsste nicht, was …«
    »Glaub mir. Es wird schlimmer. Du musst an einen sicheren Ort.« Sie gehörte zu den guten Menschen. Jack war einer der wenigen, die wussten, welche Hölle sie in ihrer Kindheit durchlebt

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