Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson

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wusste ich nicht.« Dann kam ihm ein Gedanke. »Wenn die Sterne sich verändert haben und die Kompasse nicht mehr nach Norden zeigen, woher wissen Sie dann, wohin wir fliegen?«
    »Funkortung. Ich richte mich nach einem Signal an der Küste Englands. Wir fliegen zwar nicht nach England, aber die Richtung stimmt.«
    »Wo sind wir … gute Güte!«
    Bill hatte nach rechts geblickt, auf etwas, das aussah wie eine einzelne Wolke im anderweitig wolkenlosen Himmel. Es war nicht die Wolke, die ihn erschreckt hatte, sondern das, was sich darunter befand.
    Joe beugte sich über seine Schulter und blinzelte in die Dunkelheit.
    »Scheiiiiße, was ist das?«
    Weit im Süden hatte sich eine gewaltige Säule aus dem Meer erhoben. Sie bestand aus einer gräulichen Substanz, die stumpf im Mondlicht glänzte und über und über von Elmsfeuern überzogen war. Nach Bills Schätzung musste sie einen Durchmesser von Dutzenden von Metern haben und einen Kilometer, vielleicht auch mehrere, hoch sein. Die Spitze verschwand in der dunklen Wolke, die darüberstand.
    Der Anblick war so fremdartig, die Ausmaße so gewaltig, dass er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte.
    Joe fühlte das offenbar auch. Seine Stimme klang andächtig.
    »Es sieht fast so aus, als würde sie den Himmel abstützen.«
    »Haben wir genug Treibstoff, um vielleicht …?«
    »Auf keinen Fall!« Joe setzte sich in seinem Sitz auf und kontrollierte die Instrumente. »Selbst wenn wir eine Menge übrig hätten, würde ich keinen Meter näher an das Ding heranfliegen, als ich unbedingt muss. Und ich muss nicht näher an das Ding rankommen, als ich es jetzt schon bin. Nein, danke.«
    Während sie weiter nach Osten flogen, behielt Bill die riesige Säule im Auge. Die dunkle graue Wolke darüber wuchs weiter und je weiter sie sich ausbreitete, desto tiefer sank sie auf die Säule hinab und entzog sie schließlich seinen Blicken.
    »Da will ich doch verdammt sein!«, entfuhr es Joe. Bill drehte sich zu ihm um und sah, wie er nach Norden zeigte. »Da ist noch eine!«
    Wenn der Mond doch nur heller leuchten würde, dann könnte Bill sie genauer sehen.
    Und dann verlosch der Mond für einen Moment.
    »Was war das?«, wollte Joe wissen.
    Bill hatte plötzlich einen trockenen Mund. »Etwas Großes.«
    »Ach ja? Wie groß?«
    »Verdammt groß. Ein vielleicht siebzig oder achtzig Meter langer Körper und mehrere Quadratkilometer Flügelfläche.«
    Joe sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann durchforschte er den Nachthimmel.
    »Ich sehe es«, sagte er nach einem Augenblick. »Oder besser gesagt, da, wo es entlangsegelt, sehe ich die Sterne nicht mehr. Es … Oh Scheiße, es kommt auf uns zu!«
    Joe setzte mit der Gulfstream zu einem Sturzflug an, der Bill mit Wucht in seinen Sitz presste. Und dann wurde die Welt dunkler, als etwas an der Stelle durch die Luft rauschte, wo sie Sekunden zuvor noch gewesen waren. Der Jet bockte und taumelte im Windschatten der monströsen Flügel. Bill verdrehte den Kopf und versuchte einen Blick auf das Untier zu erhaschen, während Joe den Flieger weiter im Sturzflug hielt. Er sah es, weiter im Süden, wo es gerade wendete, um sie nochmals anzugreifen.
    »Ich habe in meinem ganzen beschissenen Leben noch nie so was verdammt Großes gesehen!«
    Immer noch stürzte der Jet tiefer und tiefer. Das schwarze Wasser kam erschreckend schnell näher.
    »Joe, fliegen Sie nicht ziemlich tief?«
    »Noch lange nicht tief genug.«
    Weiter ging es nach unten. Erst als Bill vor Angst aufschreien wollte und die Luft anhielt, fing Joe die Maschine ab. Sie rasten zwanzig Meter über den Wellen dahin.
    »Sehen Sie es?«
    Bill drehte sich, um etwas zu sehen. »Ja, ich kann den rechten Flügel sehen. Es ist direkt hinter uns und kommt näher. Gott, es holt verdammt schnell auf!«
    »Sagen Sie Bescheid, wenn es direkt hinter uns ist. Aber nicht zu früh – und passen Sie um Himmels willen auf, dass Sie es nicht zu spät sagen. Warten Sie einfach, bis Sie glauben, jetzt beißt es zu, dann sagen Sie ›Jetzt!‹«
    Es dauerte nicht lange. Das Ding war weit schneller als die Gulfstream. Bill hatte kaum Zeit zu bestaunen, dass etwas so Großes sich so schnell bewegen konnte, da war es schon da.
    »Jetzt, Joe! Jetzt! Jetzt! Jetzt!«
    Abrupt schwenkte die Gulfstream scharf nach links und schleuderte Bill in den Sicherheitsgurt. Und plötzlich explodierte es weiß im Ozean.
    Der Leviathan war verschwunden.
    »Was … was ist passiert?«
    »Es ist ins Wasser