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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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völlig in Gedanken versunken.
    Jack fragte sich, was zwischen ihm und dieser Mrs. Treece ablief. Ihr Mann hatte sich aus dem Staub gemacht und sie verlassen. Nahm Bill jetzt seinen Platz ein? Die meiste Zeit seines Lebens hatte er als Priester verbracht. Er musste eine Menge verlorener Zeit aufholen. Jack konnte es ihm nicht verdenken. Sie war attraktiv, auch wenn sie Jacks Mutter sein könnte. Aber er spürte, dass da mehr war als nur eine Gelegenheit, die sich gerade bot. Die beiden schienen eine lange Geschichte zu haben.
    Dann dachte Jack an sein Gespräch mit Gia. Es hatte ihr nicht gefallen, dass er in einer solchen Zeit fliegen wollte, aber sie hatte eingesehen, dass es für diese Aufgabe keine andere Möglichkeit gab. Die gute Nachricht war, dass in und um Abes Bunker alles in bester Ordnung war. Das erleichterte ihn ungemein. Seine Frauen waren in Sicherheit – er hätte nicht fliegen können, wenn auch nur der geringste Zweifel daran bestanden hätte.
    Er schaltete das Radio ein. Viele der Sender waren tot, auf ihren Frequenzen nur noch statisches Rauschen, aber ein paar DJs und Moderatoren hielten durch, spielten weiterhin Musik, verbreiteten weiterhin Nachrichten und hielten ihre Zuhörer nach bestem Wissen auf dem Laufenden über das, was Fakten und was nur Gerüchte waren. Das musste man ihnen lassen. Sie hatten mehr Mumm, als er ihnen zugetraut hätte.
    Er schaltete wieder ab. Er war nicht in Stimmung für Musik.
    »Also Bill«, sagte er und deutete mit dem Daumen nach hinten auf den Rücksitz. »Wie gedenken Sie mit Renfield da hinten zurande zu kommen?«
    Bill wandte sich vom Fenster ab und starrte Jack durchdringend an.
    »Machen Sie sich nicht lustig über ihn. Er ist ein alter Freund und er ist ein Opfer, genau wie viele andere Menschen in diesen Tagen.«
    Jack reagierte instinktiv mit Widerwillen, als er hörte, wie ihm jemand sagte, was er zu tun habe, dann wurde ihm jedoch bewusst, dass Bill recht hatte.
    »Entschuldigung. Ich habe ihn nicht gekannt, bevor … bevor er in dieses Loch hinuntergefahren ist.«
    »Er war brillant. Ich hoffe, er wird es auch wieder sein. Ein Verstand wie ein Computer, aber ein gutes Herz.«
    »Ganz schöner Altersunterschied zwischen Ihnen beiden. Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    »Ich war ein paar Jahre lang sein Vater.«
    Als Jack ihm einen fragenden Blick zuwarf, begann Bill zu erklären, dass er viele Jahre ein Waisenhaus der Jesuiten in Queens geleitet hatte, wie dann ein kleiner Junge gestorben war und er deswegen jahrelang auf der Flucht gewesen war.
    Jack war schockiert, als ihm klar wurde, dass er sich zusammen mit dem Priester in einem Auto befand, der vor fünf Jahren alle Nachrichten beherrscht hatte, weil er ein Kind entführt hatte. Nach ihm war in den ganzen Vereinigten Staaten gefahndet worden – und wurde immer noch gefahndet.
    Die Geschichte faszinierte ihn. In letzter Zeit hatte er diesen Mann tagtäglich getroffen und hätte doch nie gedacht, was das für ein Mann war oder was er alles durchgemacht hatte. Wie konnte er auch. Bill schien eine Mauer um sich errichtet zu haben, als würde er versuchen, ein Niemand zu sein.
    Aber jetzt, wo es Jack gelungen war, einen Blick über diese Mauer zu werfen, stellte er fest, dass er Bill Ryan mochte.
    Außerdem verging die Fahrt mit dieser Geschichte schneller. Da waren sie schon in Monroe, am Shore Drive.
    Ba musste an einem der Fenster gewartet haben. Er trat aus der Haustür heraus, als sie in die Auffahrt einbogen. Er kam zum Wagen und hatte nur eine Plastikeinkaufstüte in der Hand. Mrs. Nash, Doktor Bulmer und der Junge, Jeffy, drängten sich alle in der Haustür, um ihn zu verabschieden.
    Jack stieg aus, machte zu Ba eine einladende Bewegung Richtung Auto, dann marschierte er zur Haustür.
    »Glaeken hat mir aufgetragen, in euch zu dringen – das waren seine Worte – zu ihm in die Stadt zu kommen und da zu bleiben. Er sagt, hier draußen wird es erheblich schlimmer werden.«
    »Wir kommen schon zurecht«, sagte der Doktor. »Wir haben unseren eigenen Schutz.«
    Jack musterte all die Stahlgitter vor den Fenstern. Das Haus wirkte wie eine Festung.
    »Vielleicht haben Sie das. Aber ich habe versprochen, das auszurichten.«
    »Sie haben Ihr Versprechen an Glaeken gehalten«, sagte Mrs. Nash leise und Jack bemerkte, dass in ihren Augen Tränen glitzerten. »Jetzt halten Sie eines, das Sie mir gegeben haben: Sie bringen Ba zurück, ja?« Ihre Stimme klang, als würde sie jeden Moment brechen.

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