Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
ihn auch formen. Seine Gestalt wird die Schnittmenge all dessen sein, was die Menschheit am meisten hasst und fürchtet, die Verkörperung all ihrer Albträume. Die tiefsten Ängste aus den dunkelsten Ecken der fauligen urzeitlichen Reste ihrer Stammhirne. Alles, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen, alles, was einen innerlich schaudern lässt, was einem die Kontrolle über den Schließmuskel und die Blase nimmt. Er wird das alles sein.
    Die Verkörperung der Angst.
    Rasaloms Körper kippt, bis er waagerecht in dem engen Hohlraum im Felsen schwebt. Er spreizt die Beine und stemmt seine Füße gegen die Felswand. Er schreit auf, als sie mit dem lebendigen Fels verschmelzen, schreit auf, als Angst, Wut, Hass, Feindseligkeit, Gewalt, Schmerz und Kummer der Stadt in ihn hineinfließen. Er streckt die Arme aus und verschmilzt seine Fäuste mit dem Stein und wieder schreit er auf. Es ist ein Schrei der Ekstase, als neue Kraft ihn durchströmt, aber es ist auch ein Schrei der Qual. Denn jetzt hat die Verwandlung in seinem Innern begonnen.
    Er schwillt an. Seine Haut dehnt sich, dann platzt sie an den Armen und Beinen, reißt von den Genitalien bis zur Schädeldecke auf. Er wird größer und größer und seine Haut fällt von ihm ab auf den Boden der Felsnische, wo sie wie ein weggeworfenes Bonbonpapier liegen bleibt.
    Als die Nachtluft sein rohes Fleisch liebkost, schreit Rasalom erneut auf, mit dem, was von seinem Mund übrig ist.

Freitag
    Aus der Tiefe
    WNYW-TV
    … das Verhalten der Sonne sorgt auch weiter unter Astronomen, Physikern und Kosmologen für Erstaunen. Wir haben erfahren, dass sie heute um 5:46 Uhr aufgegangen ist, was eine Verspätung von fast neunzehn Minuten bedeutet.
    Und aus dem Central Park gibt es beunruhigende Nachrichten über ein gewaltiges Loch in der Sheep Meadow, das sich dort in der Nacht gebildet hat. Wir haben eine Filmcrew vor Ort und werden Ihnen in Kürze Livebilder präsentieren …
    Manhattan
    Glaeken stand an seinem Panoramafenster und sah auf das Loch hinunter. Blaulichter blitzten durch die verspätete Dämmerung. Polizeiwagen und Feuerwehr säumten das untere Ende des Parks. Um die Sheep Meadow herum waren Absperrungen errichtet worden, die die neugierige Menschenmenge fernhalten sollten.
    Übertragungswagen und Fernsehreporter hatten Kilometer von Kabeln verlegt und Scheinwerfer aufgestellt, die die ganze Gegend taghell erleuchteten. Im Zentrum der ganzen Aufmerksamkeit stand das Loch. Es war auf einen Durchmesser von ungefähr siebzig Metern angewachsen, dann hatte die Ausdehnung aufgehört.
    Er schloss die Augen, um den Anblick auszublenden – nur für einen Augenblick. Er war hundemüde. Er sehnte sich nach Schlaf, aber selbst wenn er sich hinlegte, konnte er nicht einschlafen.
    Er war so unsagbar müde. Er hatte gedacht, er hätte diese Sache hinter sich gelassen, wäre der Last der Verantwortung für diesen Krieg entkommen. Aber er konnte sie nicht von sich wegschieben. Erst wenn sein Nachfolger seine Fähigkeiten bekam, war er wirklich frei.
    Jack war sein Nachfolger, der Erbe. Da war sich Glaeken sicher.
    Nach den alten Regeln – als der Verbündete noch gegenwärtig war – wäre die Nachfolge automatisch mit Glaekens letztem Atemzug auf ihn übergegangen. Aber jetzt, wo der Verbündete sich abgewendet hatte, würde sein Tod nichts bewirken.
    Er brauchte die Waffe.
    Er hatte sich darauf eingestellt, dass es nicht ganz einfach sein würde, die Einzelteile zusammenzutragen, aber die Angelegenheit gestaltete sich weit schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte. Die Waffe würde Jack die nötigen Fähigkeiten verleihen und den Staffelstab an ihn weitergeben.
    Das war seine Hoffnung: zuerst die Waffe, dann die Nachfolge, dann die Schlacht. Eine Schlacht, die, wie es im Augenblick aussah, schon verloren war, bevor sie begonnen hatte. Aber er musste wenigstens so tun, als hätten sie eine Chance, er musste es versuchen.
    Hinter sich hörte er, wie Bill den Telefonhörer auflegte und zu ihm ans Fenster trat. Glaeken öffnete die Augen und strich sich mit der Hand über das Gesicht. Er musste jederzeit ruhig und besonnen wirken. Er durfte sich seine Zweifel nicht anmerken lassen, die Angst und die Verzweiflung, mit der er zu kämpfen hatte. Wie konnte er von ihnen erwarten, an sich selbst zu glauben, wenn er nicht mit gutem Beispiel voranging?
    »Ich habe Nick doch noch erreicht«, sagte Bill. »Er kommt mit einem Forschungsteam von der Universität hierher.«
    »Was will er

Weitere Kostenlose Bücher