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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sind alte Freunde, müssen Sie wissen.«
    Über Glaekens Schulter hinweg, im Fenster neben der Haustür der Villa, sah Bill das Gesicht des kleinen Jungen, der zu ihnen herüberstarrte.
    RADIO WFAN
    Nun, für alle die unter euch, die das mitverfolgen, die Sonne ist heute wieder verfrüht untergegangen. Sie hätte um 20:06 Uhr untergehen sollen, stattdessen erfolgte der Sonnenuntergang um 19:35 Uhr. Das bedeutet, dass die Flutlichter hier im Shea-Stadion heute wohl etwas früher angehen werden, wenn die Mets auf die Phillies treffen. Eine Menge unserer Zuschauer sind beunruhigt, was für Auswirkungen das alles auf den weiteren Verlauf der Spiele in dieser Saison haben wird …
    Das erste Loch
    Rasalom steht auf der Rasenfläche im Herzen der Stadt und sieht zu den umliegenden Häusern hoch. Ihre Lichter überstrahlen das sich stetig verändernde Licht der Sterne darüber, beinahe auch das des aufgehenden Mondes. Er starrt auf die Fenster in der Penthousewohnung eines ganz bestimmten Gebäudes in der ersten Reihe rechts. Glaekens Haus. Glaekens Fenster.
    »Siehst du mich, alter Mann?«, flüstert er in die Nacht hinaus. »Oder, wenn deine schwachen, trüben Augen nicht die Dunkelheit durchdringen können, spürst du wenigstens meine Anwesenheit? Ich hoffe es. Ich habe am Himmel begonnen, wo es alle sehen konnten. Jetzt gehe ich in die Erde. Hier. Direkt unter deiner Nase. Ich will nicht, dass du auch nur irgendetwas verpasst, Glaeken. Ich will dich direkt vorn in der ersten Reihe haben, von der Ouvertüre bis zum Schlussvorhang.
    Sieh her.«
    Rasalom breitet die Arme auf beiden Seiten weit aus, die Handflächen nach unten, und bildet so ein menschliches Kreuz. Mit einem dumpfen Grollen öffnet sich der Boden unter seinen Füßen und bricht weg wie der Abbruch einer Klippe. Aber er stürzt nicht. Die Öffnung unter ihm verbreitert sich, aber er hängt reglos in der Luft, während mehr und mehr Erde hinabstürzt …
    … tiefer …
    … tiefer …
    … außer Sicht.
    Es gibt kein Geräusch, das anzeigt, wie sie unten auftrifft.
    Als das Loch schließlich die Hälfte der angestrebten Größe erreicht hat, lässt Rasalom sich in den Abgrund sinken. Langsam. Sachte.
    »Siehst du mich, Glaeken? Siehst du das?«
    Manhattan
    Die Stadt drehte von Minute zu Minute mehr durch.
    Jack schlenderte am dunklen Naturkundemuseum vorbei und bog nach Süden Richtung Central Park West ab. An der Kreuzung zur 74th Street stand ein bärtiger Mann in Sackleinen und hielt ein Schild hoch. Als käme er direkt aus einem Cartoon des New Yorker . Sein kunstvoll handgemaltes Plakat forderte in riesigen Buchstaben oben »TUT BUSSE!«, dann folgte ein so langes Bibelzitat, dass man stehen bleiben und mehrere Minuten lesen musste, bevor man es erfasst hatte.
    Na ja, der Weltuntergang mochte bevorstehen, aber der Frühling war da und das bedeutete Baseball, und der Beginn der Baseball-Saison bedeutete, dass es wieder einmal Zeit für Jacks jährliche Spendensammlung war. Zeit, durch den Central Park zu spazieren und die Straßenräuber aus ihren Verstecken zu locken, damit sie für die Jugendabteilung eines der New Yorker Baseballclubs spenden konnten. Er würde schon dafür sorgen, dass sie so viel spendeten, dass es ihnen wirklich wehtat.
    Wobei ihm einfiel, dass er Glaeken im letzten Jahr bei dieser Spendensammlung kennengelernt hatte.
    Als er Central Park West überquerte, hörte er ein tiefes Grummeln. Donner? Der Himmel war wolkenlos. Vielleicht braute sich ein Gewitter über New Jersey zusammen.
    Er betrat den Park an der 72nd Street und spazierte über den Jogging-Parcours Richtung Süden.
    Ein junges Pärchen, beide bestimmt noch keine siebzehn, kam ihm entgegen. Mit bleichen, entsetzten Gesichtern rannten sie, als sei der Vater des Mädchens hinter ihnen her. Das waren keine Jogger – dafür waren sie nicht angezogen. Ganz im Gegenteil, es sah sogar so aus, als würden sie im Laufen die Knöpfe ihrer Kleidung schließen.
    Jack trat zur Seite, um sie vorbeizulassen.
    »Was ist passiert?«
    »Erdbeben!«, keuchte der Junge mit atemlosem Flüstern.
    Jack ging weiter. Er hatte davon gehört, dass bei dieser Sache die Erde unter einem beben konnte – ihm selbst war das auch schon einige Male passiert –, aber das war nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.
    Eine halbe Minute später rannte ein anderer Mann an ihm vorbei und sagte das Gleiche.
    »Wo?« Jack hatte nichts gespürt.
    »Sheep Meadow!«
    »Aber was …?«
    Der Mann war weg.

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