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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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eingedellt und gesplittert.
    Aber da waren keine Insekten. Nicht ein einziger Kauer oder Popelkäfer in Sicht. Es war, als hätten sie sich im Morgenlicht aufgelöst – oder als seien sie wieder dahin zurückgekehrt, wo sie herkamen.
    »Sehen wir uns draußen um.«
    Er ging voraus zur Haustür, bedeutete ihr, zurückzubleiben, dann schlüpfte er nach draußen. Einen Augenblick später kam er zurück.
    »Es ist sicher, Missus, aber …«
    »Aber was?«
    »Es ist nicht schön.«
    Sylvia ging zur Tür und trat nach draußen. Die Stufen hinunter, auf die Auffahrt, dann drehte sie sich um und sah auf das Haus.
    »Oh … mein … Gott!«
    Toad Hall sah aus wie ein Schlachtfeld – so als habe es seit einem Jahrzehnt leer gestanden und als seien dann ein Hurrikan, ein Hagelsturm, eine Kolonie von Wanderameisen und eine Heuschreckenplage gleichzeitig darüber hinweggezogen. Abgesehen von den zerfetzten Fliegengittern und den zersplitterten Fensterkreuzen schienen alle hölzernen Verkleidungen angenagt. Die Kaukäfer hatten Hunderte, Tausende ihrer scharfen kristallinen Zähne in dem Holz hinterlassen. Sie glitzerten wie Diamanten in der Morgensonne. Und die Bäume – ihre schönen Weiden! An der Hälfte der Äste, denen, die zum Haus hin wuchsen, fehlten die Blätter. Es sah so aus, als hätten die Kreaturen, frustriert darüber, dass sie nicht ins Haus gelangen konnten, ihre Wut an den Bäumen ausgelassen.
    »Warum, Ba? Warum ist das passiert? Was geht hier vor?«
Ba schwieg. Er äußerte nie eine Meinung, selbst wenn er gefragt wurde. Er stand schweigend neben ihr, den zahngespickten Knüppel bereit, und musterte das Grundstück. Sein Kopf fuhr in einer gleichmäßigen, unaufhörlichen Bewegung hin und her wie eine Radarantenne.
    »Warte hier«, sagte sie zu ihm. »Ich will wissen, wie es nebenan aussieht.«
    Ba wartete natürlich nicht. Er blieb hinter ihr.
    Die steinerne Mauer, die drei Seiten des Grundstücks einfasste, war gut fünfzig Meter entfernt. Als Sylvia dort ankam, schob sie einen Fuß in einen Spalt und zog sich so weit hoch, dass sie darüber hinwegsehen konnte. Sie linste durch die Büsche auf das Haus nebenan, ein Neubau, der ein wenig verkommen war, seit sein Besitzer Lenny Winter, Radiomoderator einer Oldie-Sendung, spurlos verschwunden war. Die neuen Besitzer hatten das Haus seitdem komplett renoviert. Sie schob einen Zweig beiseite, um besser sehen zu können.
    Ihr drehte sich der Magen um. Das Haus war unberührt. Na ja, nicht ganz. Sie bemerkte ein paar zerrissene Fliegengitter, die im Wind flatterten, und hier und da einen feuchten Schmierstreifen an der Holzvertäfelung, aber nichts im Vergleich zu dem, was mit Toad Hall geschehen war. Die Besitzer hatten den Schaden vielleicht noch nicht einmal bemerkt.
    Erschüttert sprang sie mit wackligen Beinen auf den Boden zurück. Als sie wieder auf das beschädigte Äußere ihres Hauses blickte, hörte sie erneut Jeffys Stimme in ihren Gedanken.
    Sie wollen mich fressen!
    Er hatte recht. Die Viecher hatten es bei ihrem Angriff auf das Haus abgesehen, in dem er wohnte, und sie hatten sich auf ihn gestürzt, sobald sie in das Haus gelangt waren.
    Aber warum? Hatte es etwas mit dem Dat-Tay-Vao zu tun?
    Sie konnte nicht zulassen, dass Jeffy etwas geschah. Sie würde alles tun, um ihn zu beschützen. Selbst …
    »Ba. Erinnerst du dich an den alten Mann, der vorgestern hier war? Er hat eine Visitenkarte auf den Beistelltisch im Flur gelegt. Ich habe Gladys gesagt, sie solle sie wegwerfen. Weißt du, ob sie das getan hat?«
    »Nein, Missus.«
    »Ach. Na ja, dann muss ich wohl warten, bis sie kommt. Es kann sein, dass ich …«
    Sie bemerkte, dass Ba ihr ein Stück Papier hinhielt.
    »Gladys hat die Karte nicht weggeworfen.«
    Sie nahm die Visitenkarte. G. Veilleur stand dort mittig in kursiven Buchstaben.
    Sie sah Ba an und sah da nichts als Treue und unverbrüchliche Loyalität in seinen Augen. Aber sie erinnerte sich an seine Furcht am gestrigen Abend, als er sie von dieser Schleimkreatur fernhalten wollte. Alan war der Ansicht, sie solle mit dem alten Mann reden und Ba war offenkundig der gleichen Meinung.
    Damit waren sie jetzt zu dritt.
    »Danke, Ba.«
    Schweren Herzens wandte sie sich wieder zum Haus. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Handy wieder funktionierte.
    WNYW-TV
    Hallo, ich bin Alice Gray und wir unterbrechen unser gewohntes Sonntagmorgenprogramm für eine Sondersendung. Der Sonnenaufgang erfolgte zum vierten Mal hintereinander verspätet. Aber

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