Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
da draußen warteten auf ihn; die sechs Menschen in der Wohnung starrten ihn an. Er wollte bleiben, würde das aber nicht tun – konnte es nicht tun –, wenn Sylvia nicht auch blieb. Und Sylvia würde auf keinen Fall hierher ziehen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Er zuckte die Achseln und setzte ein, wie er selbst wusste, missglücktes Grinsen auf.
    »Das werden wir ja sehen.«
    Dann wandte er sich zum Fahrstuhl, mit dem Gefühl, als rolle er auf einen Abgrund zu, der so tief und dunkel war wie das Loch in der Sheep Meadow.
    Als sich die Tür hinter Doktor Bulmer schloss, führte Bill Nick wieder in die Küche. Sein Verhalten beunruhigte ihn. Er benahm sich, als sei er eine Art delphisches Orakel, das Drohungen und Prophezeiungen von der anderen Seite übermittelte. War das Wahnsinn oder hatte seine Begegnung mit dem Abgrund wirklich eine Verbindung zu dem Chaos geschaffen, das ihrer aller Leben bedrohte, so wie Glaeken gesagt hatte?
    »Versuchst du, den Leuten Angst zu machen, Nick?«
    »Nein«, sagte der, als er sich wieder an den Küchentisch setzte. Seine Augen wirkten gequält. »Die sind in Gefahr. Einer von ihnen wird sterben.«
    »Wer, Nick? Wer von ihnen?«
    Wenn Nick wirklich einen Zugang hatte, vielleicht konnte Bill dann etwas Konkretes von ihm erfahren, bevor er wieder in Katatonie verfiel. Diese vier Menschen aus Long Island – die Frau, Sylvia, war eine ziemliche Zicke, aber er wollte nicht, dass ihnen etwas zustieß, vor allem dem Jungen nicht.
    »Wer wird sterben, Nick? Wer ist in Gefahr? Ist es Jeffy, der Junge?«
    Aber Nick war wieder entschwunden, sein Gesicht leer, die Augen ausdruckslos.
    »Verdammt, Nick!« Es war nur leise gesprochen. Bill drückte leicht die schlaffen Schultern. »Hättest du nicht noch ein paar Minuten länger durchhalten können?«
    Er bekam natürlich keine Antwort. Aber er hörte eine Stimme, die im Wohnzimmer lauter wurde. Er ging hinüber, um zu sehen, was passiert war.
    »Was sollen wir hier?«, rief Hank. Er war wieder aufgesprungen und starrte auf Carol hinunter, die auf dem Sofa saß. Er wirkte verängstigt. Er blickte zu Glaeken, dann zu Jack, der sich auf Sylvia Nashs Platz gesetzt hatte, dann zu Bill. »Was wollen Sie von Carol und mir?«
    »Ich habe dich hierher gebracht, damit du die Wahrheit erfährst«, sagte Carol. »Die Wahrheit über mich.«
    »Was für eine Wahrheit? Das, was du mir vorhin gesagt hast, das über deinen Sohn? Ich wusste nicht einmal, dass du einen Sohn hast.«
    »Nun, das habe ich«, sagte sie und blickte zur Seite. »Dann aber auch wieder nicht.«
    Bill erhaschte einen Blick auf den tief sitzenden Schmerz in ihren Augen. Er presste seine Schulter gegen die Wand und drückte so stark, dass es wehtat. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, nicht zu ihr zu laufen.
    »Aber was hat das mit dem zu tun, was in diesem Raum vor sich geht? Was ich zugegebenermaßen nicht im Geringsten verstehe.«
    Carol sprach mit zaghafter Stimme, ohne aufzusehen. »Mein Sohn steckt hinter all dem.«
    Hank sah wieder in die Runde. »Würde mir irgendjemand bitte verraten, was hier los ist?«
    Glaeken trat vor. »Lassen Sie mich das versuchen, Mr. Treece. Falls Sie sich erinnern, ich habe vorhin von einem Mann namens Rasalom erzählt, der sich vor Urzeiten mit der Andersheit verbündet hat und zu ihrem Stellvertreter hier geworden ist. Dieser Mann wurde im fünfzehnten Jahrhundert in Osteuropa eingekerkert. Er hätte dort auf ewig eingekerkert bleiben sollen, aber die deutsche Armee setzte ihn 1941 versehentlich frei. Bevor er jedoch seine völlige Freiheit gewinnen konnte, wurde er vernichtet. Zumindest schien es damals so, als sei er vernichtet. Durch Glück und eine einzigartige Kombination von Umständen konnte sich Rasalom jedoch im Körper eines Mannes festsetzen, der später zu James Stevens heranwachsen sollte.«
    Bill bemerkte, dass Hank Carol hier einen scharfen Blick zuwarf – ihr Nachname war Stevens gewesen, als er sie kennengelernt hatte.
    »Aber in James Stevens war Rasalom machtlos«, fuhr Glaeken fort. »In seinem Körper konnte er nur zusehen, wie die Welt weiterlief … bis Jim Carol Nevins heiratete und sie ein Kind zeugten. Er transferierte sich in das Kind – wurde zu dem Kind. Gegen Ende des Jahres 1968 wurde er wiedergeboren. Jahrzehntelang hielt er sich verborgen, während sein neuer Körper heranwuchs, und sog Macht aus der Welt um sich herum auf, von den Kriegen und Völkermorden in Südostasien, von den Massenvernichtungen in

Weitere Kostenlose Bücher