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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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oder Silber nicht essen. In einer Welt ohne Sonnenlicht, wo nichts außer Pilzen wachsen kann, werden Lebensmittel wertvoller sein als alles andere. Der Mann mit der vollen Speisekammer ist da König. Lebensmittel, Carol. Und wir haben Mengen davon. Und morgen besorgen wir uns noch mehr.«
    Carol starrte ihren für gewöhnlich so ruhigen, stillen, besonnenen Mann an. Sie hatte ihn so noch nie erlebt.
    »Hank … Geht es dir gut?«
    »Carol, mir ist es noch nie besser gegangen. Ich fühle mich spitze. Weißt du, mein ganzes Leben habe ich mir den Arsch aufgerissen für jeden Cent, den ich mir in die Taschen stecken konnte. Ich habe gesehen, wie die Leute um mich herum an der Börse spekuliert haben, in Termingeschäften oder Immobilien gemacht und ein Vermögen verdient haben. Nur ich nicht. Immer wenn ich das versucht habe, war es zu wenig und zu spät. Egal was es war, ich bin immer dann eingestiegen, wenn es schon wieder bergab ging. Aber dieses Mal ist das anders. Das ist jetzt meine Chance, bei der ich von Anfang an dabei bin.« Seine Augen bekamen einen verträumten Blick, als er sich in all den Lebensmitteln umsah. »Ich weiß, wie es ist, Hunger zu haben, Carol. Und ich wehre mich dagegen, je wieder hungrig zu sein.«
    »Wann warst du denn jemals hungrig?«
    »Hunger?« Sein Blick wurde wieder klar. »Ich habe nichts von Hunger gesagt.«
    »Doch, das hast du. Du hast gesagt, du weißt, wie es ist, Hunger zu haben.«
    »Habe ich das?« Er setzte sich auf einen Kartonstapel mit Doseneintopf und starrte zu Boden. »Das ist mir gar nicht aufgefallen.«
    Carol trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Der gehetzte Blick war verschwunden. Er war jetzt fast wieder er selbst. Sie wollte, dass das so blieb.
    »Ich schon. Was hast du damit gemeint? Wann hast du Hunger leiden müssen?«
    Er seufzte: »Als Kind, als ich ungefähr sieben war. Mein Vater war Maschinenbauingenieur. Er verlor seinen Job nach dem Krieg, als die Waffenproduktion zurückgefahren wurde. Eine Menge Werkzeugmacher standen damals auf der Straße, aber die fanden neue Arbeit in anderen Branchen. Die taten alles, um über die Runden zu kommen. Nicht mein Vater. Er sagte, er sei Maschinenbauer und das sei die einzige Arbeit, die er annehmen könne. Es dauerte nicht lange und uns ging das Geld aus. Aus dieser Zeit erinnere ich mich nur noch an eines – an den Hunger. Ich hatte immer Hunger.«
    »Aber da gab es Hilfsprogramme, Beihilfen, die Wohlfahrt …«
    »Das wusste ich doch nicht. Ich war erst sieben. Später habe ich erfahren, dass mein Vater sich geweigert hatte, Almosen anzunehmen, wie er das nannte. Ich wusste nur, dass ich Hunger hatte und dass es nie genug Essen auf dem Tisch gab. Ich wachte hungrig auf und ging hungrig zu Bett und in jeder Minute dazwischen hatte ich Hunger. Ich stahl anderen Kindern in der Schule das Pausenbrot. Das Einzige, an das ich mich außer dem Hunger noch erinnere, ist die Angst. Ich hatte Angst, wir würden alle verhungern. Schließlich fand er wieder Arbeit und wir hatten wieder zu essen.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Aber das war damals eine wirklich schreckliche Zeit.«
    Carol streichelte seine Schulter und strich ihm durch das schüttere Haar, während sie sich Hank als hungrigen, verängstigten kleinen Jungen vorstellte. Sie begriff jetzt, wie wenig sie wirklich über den Mann wusste, den sie geheiratet hatte.
    »Das hast du mir nie erzählt.«
    »Ehrlich gesagt, ich hatte das vergessen. Ich schätze, ich habe das alles verdrängt. Warum auch nicht? Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal daran gedacht habe.«
    »Vielleicht hast du das nicht so weit von dir weggeschoben, wie du gedacht hast. Schau dich um, Hank.«
    Er blickte zu den aufgestapelten Lebensmittelkisten hin, dann stand er auf.
    »Das ist etwas anderes, Carol. Hier geht es nicht nur ums Überleben. Das ist eine Investition in unsere Zukunft.«
    »Hank …«
    »Weißt du, was ich tun müsste? Ich müsste ein Lagerverzeichnis machen. Jetzt sofort. Ich muss eine Liste von all dem erstellen, was wir hier haben. Dann können wir uns morgen darum kümmern, die Dinge zu besorgen, die uns noch fehlen.«
    »Hank – warum essen wir nicht erst einmal zu Abend?«
    Er sah sie an. »Gute Idee. Ich habe wirklich Hunger, wenn ich recht überlege. Aber nimm dafür die verderblichsten Dinge, die wir noch haben. Die verbrauchen wir zuerst. Wir wollen uns noch nicht an unseren Konserven

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