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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Stadt.«
    Er legte den Zeigefinger an die Lippen und deutete auf den Leichnam auf dem Laternenpfahl. Gia zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück, als sie ihn sah.
    »Mein Gott!«
    »Glaubst du immer noch, dass du hier sicher bist?«
    »Wir sind gestern Nacht ganz gut zurechtgekommen.«
    Stur bis zum Schluss.
    »Aber das wird noch schlimmer werden.«
    »Das sagtest du bereits – an die tausendmal.«
    » Zwei tausendmal! Man bezahlt mich dafür, dass ich solche Dinge weiß.«
    »Und du bist sicher, dass dieser Zufluchtsort von Abe da besser ist?«
    Er ahmte Abes Sprechweise nach: »Gebaut wie eine Festung, das.«
    Sie zuckte resignierend mit den Schultern. »Na gut. Ich habe gepackt. Wie versprochen. Aber ich glaube immer noch, dass diese Flucht übers Ziel hinausschießt.«
    Jack schob sich an ihr vorbei ins Haus, um die Koffer zu holen, bevor sie es sich noch anders überlegte. Es passte alles in den Kofferraum und trotzdem war noch eine Menge Platz. Er überlegte, was für Babysachen er noch einpacken müsste, wenn Emma bei ihnen wäre. Wahrscheinlich einen Kinderstuhl. Und was noch? Spielzeug. Ja sicher, Spielzeug. Spielzeug in einem Bunker.
    Er schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter und kletterte hinter das Lenkrad. Er bahnte sich im Zickzack einen Weg zur 57th Street und von da aus den langen Anstieg zur Fifth Avenue hoch.
    Es war schlimm, aber nicht so schlimm wie gestern. Die meisten – zumindest die vernünftigen Leute – hatten gestern Nacht ihre Wohnungen nicht verlassen. Früh am Sonntagmorgen war so ziemlich die einzige Zeit, in der man Manhattan als still bezeichnen konnte, aber heute waren sogar noch weniger Autos als sonst unterwegs. Die meisten davon waren entweder Polizeiwagen oder gehörten zu irgendeinem Notdienst. Alle Straßen waren mit glitzernden Glassplittern übersät. Hier und da bemerkte er die verschrumpelte Hülle von dem, was einmal ein menschliches Wesen gewesen war. Eine oder zwei hingen irgendwo in größerer Höhe, als seien sie nach dem Aussaugen fallen gelassen oder weggeworfen worden. Jack sah sich immer wieder nach Vicky um, aber sie hatte den Kopf gesenkt und war in eines ihrer Nancy-Drew-Bücher vertieft. Sie bekam nichts von der Umgebung mit.
    Gut. Er behielt auch Gia im Auge und bemerkte, wie ihre Miene immer angespannter und ihr Gesicht mit jedem Block, den sie vorankamen, blasser wurde. Als sie die Madison Avenue erreichten, war sie aschfahl. Er musste vor einer roten Ampel halten und Gia sah ihn mit einem Blick an, in dem deutlich mehr Entsetzen lag als zuvor. Ihre Stimme war kaum hörbar.
    »Jack … ich … was …?«
    Sie schloss den Mund und starrte schweigend vor sich hin.
    Jack sagte nichts, aber er war sich sicher, dass es jetzt keinen Widerstand mehr geben würde, wenn er sie aus der Stadt bringen wollte.
    Rechts von ihm gab es plötzlich eine klirrende Explosion von Glas, als ein Schaukasten durch das einzige heil gebliebene Fenster in dem Juweliergeschäft an der Ecke flog.
    Ein Typ mit glasigen Augen und strähnigem, fettigem, braunem Haar, mit einem schmutzigen schwarzen T-Shirt und zerrissenen Jeans, folgte der Vitrine. Er lachte, als er landete und über den Asphalt rollte. Er war weiß, aber er trug genug Goldkettchen und Halsketten, um jederzeit als vollwertiger Chuck-D.-Imitator auftreten zu können. Er hatte sich so viele Ringe auf die Finger gesteckt, dass er die nicht mehr krümmen konnte. Ein anderer Kerl, stämmiger, aber im gleichen Aufzug und mit mindestens ebenso viel Schmuck behangen, nahm den traditionelleren Weg durch die Tür. Sie gaben sich ein metallisch-klirrendes High-five. Dann bemerkten sie den Vic.
    »Hey, Mann!«, sagte der Erste. Er grinste, als er auf den Wagen zukam. »’ne Mitfahrgelegenheit.«
    Der Dickere kam hinterher. »Ja! Woll’n Sie Gold? Wir geben Ihnen was, wenn Sie uns mitnehmen nach Downtown. Wir haben genug davon!«
    Jack konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
    »Ja, sicher. Und vielleicht lass ich euch dann auch meine Brieftasche halten, während ich euch herumkutschiere.«
    Als das Vertrauen heischende Grinsen der Plünderer sich vor Wut verzerrte, gab er Gas und fuhr über die rote Ampel davon.
    Bedauerlicherweise hatte Vicky sich jetzt aufgesetzt und achtete auf ihre Umgebung.
    »Warum hast du den Mann nicht mitgenommen, Jack?«
    »Weil der einer von den bösen Männern war, Vicks. Das, was man einen Plünderer nennt.«
    »Aber er wollte doch nur mitfahren.«
    »Das glaube ich nicht, Vicks.

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